Na, das ist doch nun wirklich eine Schande! Da kommt die gute Frau Özkan erst so schön kooperativ für die deutsche Landesregierung angeschleimt und nun DAS! Erst will sie die Kruzifixe in den Schulen verbieten und jetzt will sie den deutschen Journalisten auch noch Einhalt gebieten, wenn sie sich über den absolut unintegrierbaren Muslim in Deutschland auslassen wollen. Immer diese Ausländer…
Ein wenig zum Schmunzeln ist einem schon, wenn man den neusten „Ausrutscher“der deutschen Landesministerin Aygül Ozkan liest. Sie ist nicht nur Ministerin für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit (so viel zum Thema klassische Geschlechterrollen); Nein… auch die Integration Niedersachsens dufte sie mit zu ihren Aufgaben zählen. Letzteres wird von den meisten Deutschen heute nur noch mit Zähneknirschen zugegeben, denn Frau Özkan hat der deutschen Regierung erneut in die Hacken getreten. Sie fordert eine „Mediencharta Integration“, die für sichtliche „Empörung“ (ein wahrer Universalbegriff, den man wahlweise auch für Massenmassaker in Nahost, Autounfälle oder Steuererhöhungen gebraucht) zulande sorgt.
Die Deutschen sind dermaßen empört, wie sich eine TÜRKIN, eine Ausländerin, eine Nicht-Bio-Deutsche erlauben kann und darf Deutschland zu sagen, wie es seine Arbeit zu machen hat! Laut Charta sollen die Journalisten in ihrer Berichterstattung künftig eine gemeinsame „Sprachregelung“ beachten, die sie zu einer „kultursensiblen Sprache“ beim Thema Integration anhalten würde. Ein Unding, fürwahr. Wie kann man auch von Journalisten verlangen mal nicht nur die Probleme, die angeblich ganz Deutschland mit den „scheiß Ausländern“ hat, aufzuzeigen und sich über die wachsende „Islamisierung“ aufzuregen. Mit so einer Charta müssten sie ja eventuell Lösungswege präsentieren. Mal nicht nur Ali und Hassan zeigen, wie sie den armen Rüdiger verprügeln, sondern auch mal einen Bericht über Mohamed, Ahmed und Mustafa senden, die sich in der Uni für mehr Umweltförderung bemühen. Man müsste plötzlich auf seine Wortwahl achten. Mit Urteilen vorsichtig umgehen. Sender wie RTL und ProSieben müssten auf einmal darauf achten, wie weit sie das Bild des Islam in Deutschland überhaupt noch schlecht machen dürften. Vielleicht müsste man damit sogar die Gründe für diese verkommene „Aggrogeneration“ aufzeigen? Benennen, dass nicht alle Kanaken so asozial geboren seien, wie die Berichte suggerieren könnten. Man müsste auf soziale Ungleichheiten eingehen. Auf mangelnde Bildungsförderung. Alles, wie wir es kennen, würde völlig aus dem Ruder geraten! Man würde am Ende vielleicht sogar noch viel mehr Energie dafür „verschwenden“ das Fernsehen dafür zu nutzen die Integrationsarbeit zu fördern. Ein Skandal! Wer will denn schon, dass sich diese Brut in Deutschland wirklich einbringt, sonst haben wir am Ende noch mehr Aygüls bei uns in der Regierung rumlungern. Die würden ja überall ihren Senf dazugeben und am Ende vielleicht sogar mehr von Deutschland fordern, als bloße Erduldung.
„Völlig überflüssig“, so eine Charta. „Die Journalisten sind sich auch ohne Hinweise der Ministerin der Sensibilität dieses Themas bewusst.“ Sicher? Eigentlich wieder einmal typisch. Erst mit allen Vieren von sich weisen, bevor man überhaupt einmal dazu bereit ist, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Was genau es mit diesem Vorschlag von Özkan auf sich hat, dazu kommt die Ministerin kaum. Die Kritik und das fieberhafte Gegenanschreien übertönt jeden Versuch ihrerseits in ein Gespräch zu treten. Zu sehr sind deutsche Schriftsteller, Medienbeauftragte und Journalisten damit beschäftigt sich darüber aufzuregen, wie es denn ein vermeidlicher Ausländer wagen kann, die deutsche Pressefreiheit zu beschneiden. Was für ein folgenschwerer Fehler es doch sei, dass eine Türkin ein Amt in Deutschland übernehme. Wieder einmal werden die Arme schützend dagegen gehalten und wieder einmal hat man Grund die „Islamisierung Deutschlands“ in den Vordergrund zu rücken. Wieder einmal werden wirklich relevante Medienangelegenheiten beiseite gerückt und die Meldungen mit der meisten Zuschauerreaktion in den Vordergrund gerückt. Auf dass unsere Bevölkerung auf der Stelle tritt und das Wort „Integration“ ein Wort bleibt, dass nur mit den Schlagwörtern „scheitern“, „notwendig“ und „Islamismus“ in Zusammenhang gebracht wird. Auf dass die Kluft zwischen den Kulturen noch größer wird und jeder Versuch Rücksicht aufeinander zu nehmen im Keim erstickt wird.
Beweis gefällig?
Auch bei dem Versuch eine neue Entwurfsfassung zu erarbeiten hagelt es weiter Kritik an Özkans Vorgehen. Es müsse endlich aufhören „mit der deutschen Feigheit, Kritik am inflationären Bau von Großmoscheen, an der Politik fundamentalistischer Verbandsfunktionäre oder am Islam selbst zu üben.“ (Ralph Giordano). – Schön, wie schnell man jedes Thema in die für sich genehme Richtung lenken kann, sodass aus einer Debatte über mehr Sensibilität ein Angstschrei um mögliche „Gleichschaltung“ (so Giordano) entsteht. Dabei sollte man sich doch gerade bei der Wortwahl des lieben Herr Giordanos fragen, ob nicht auch er ein paar Nachhilfestunden für seine interkulturelle Kompetenz gebrauchen könnte, oder ob sein Blick durch Angst und Hass vor dem Islam so sehr getrübt ist, dass auch er jeden Blick für die globalisierende Welt verloren hat.