Wenn man sich Arequipa nähert, wird die eindrucksvolle Landschaft dieses Vulkangebietes sichtbar. Von links nach rechts tauchen drei Bergmassive auf: der Chachani, der Misti und der Pichu Pichu, die drei Wächter der weißen Stadt im Süden Perus.
Die Vulkane sind in Arequipa allgegenwärtig. Sie umzingeln quasi die Stadt in einem Halbkreis. Jeder dieser Wächter hat seine eigene Persönlichkeit. Da wäre der Chachani, dessen gewaltiger Ausbruch am Ende des Tertiär eine enorme Aschenmenge in die Luft schleuderte, aus der sich nach Ablagerung das sogenannte "Sillar"-Gestein bildete, das Arequipa zu seinem unverwechselbarem Stadtbild verhalf: Arequipa ist die Cuidad Blanca - die Weiße Stadt. Der Misti, der jüngste der Drei, erinnert an den Fujiyama oder den Vesuv - wie sie ist er einige Monate schneebedeckt und raucht von Zeit zu Zeit. Der Pichu Pichu, der älteste und verwitterste Vulkan dient Arequipa als Wasserspender.
Arequipa - Liebe auf den ersten Blick
Arequipa ist mein erster Berührungspunkt mit Peru. Ich komme über die Grenze von Arica in Chile über Tacna mit einem Nachtbus in die Stadt. Kennst du das Gefühl, einen Ort zu betreten und du fühlst dich beschwipst aufgrund seiner besonderen Schönheit? Seiner unaufdringlichen Eleganz, die einem das Verlangen nach mehr gibt. Nach mehr Auskundschaften, nach mehr sehen wollen. Alle Winkel, Straßen, Kirchen, Märkte und Plätze. An diesem sonnigen Morgen schimmert Arequipa aus allen Ecken. Die Sonne hat ohnehin eine besondere Partnerschaft mit der zweitgrößten Stadt Perus und scheint für diese Schönheit fast 360 Tage im Jahr. Sie scheint genauso verliebt wie ich.
Sillar was? - Die bezaubernde Architektur Arequipas
Arequipa ist ein Juwel spanischer Baukunst. Man könnte meinen, ich sei falsch abgebogen und irgendwo in einer andalusischen Stadt gelandet. Wären da nicht die oben beschriebenen Vulkane. Schon an meinem ersten Stopp, der Plaza de Armas, komme ich mit einem berühmten Bauwerk in Kontakt. Die mächtige Kathedrale von Arequipa (oder ganz genau Catedral Basílica de Santa María) beherrscht den Platz in ihrer ganzen Pracht. Mein Blick schweift vom wunderschönen Brunnen zur Kathedrale und den anderen wunderbar erhaltenen Kolonialgebäuden in der Umgebung. Im Südosten der Plaza steht ein unübertroffenes Meisterwerk kolonialer Steinmetzarbeit. Die Jesuitenkirche La Compañía ist ein echter Hingucker mit aufwändig gestalteten Figuren, Säulen und Ornamenten - überquellender als im spanischen Mutterland. Es ist leicht zu verstehen, warum das Zentrum von Arequipa im Jahr 2000 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Arequipa ist berühmt für seine statuenhaften weißen Gebäude, die ihr den Spitznamen "Die weiße Stadt" verleihen. Die weiße Farbe kommt vom Sillar, ein weißlich-rosafarbenes Vulkangestein, das in der Region Arequipa verbreitet ist.
Entlang des Platzes befinden sich einige Restaurants mit schönen Terrassen und perfekter Aussicht auf das Geschehen. Arequipa hat eine fundamentale Rolle in der gastronomischen Renaissance Perus gespielt; Klassische, würzige Gerichte wie Rocoto relleno (gefüllte, würzige rote Paprika), Chupe de camarones (Garnelensuppe) und Ocopa (gekochte Kartoffel in einer cremig-würzigen Sauce) sind typische Gerichte für die Region.
Monasteria de Santa Catalina - Eine Stadt in der Stadt
Ich besuche die Monasteria de Santa Catalina- eines der faszinierendsten religiösen Gebäude Perus und das wohl größte Kloster, das ich bislang gesehen habe. Der 20.000 Quadratmeter große Komplex wurde 1580 von einer reichen Witwe, Doña María de Guzmán, gegründet. Fast 400 Jahre lang lebten hier in äußerster Abgeschiedenheit etwa 450 Nonnen mit rund 2000 Mägden. Jede der oft wohlhabenden Ordensfrauen hatte einen eigenen Gebäudetrakt, oft sogar mit eigener Küche. Ich betrete eine Stadt en miniature: mit verwinkelten Gassen, Plätzen mit schattenspendenen Orangenbäumen, Kreuzgängen und Kapellen, einer Wäscherei unter freiem Himmel und einem Badehaus. Ich liebe die kräftigen Farben innerhalb des Klosters - das satte Blau und die verbrannten Rottöne erinnern mich an die Terrakotta-Bauten des Mittelmeers.
Am Eingang bieten Führer für 20 Soles ihre Dienste an. Die Führung dauert ca. eine Stunde und verschafft einen guten Eindruck über das Leben hinter den Klostermauern. Alternativ kannst du auch ohne Führer alleine umherwandern, die meditative Atmosphäre aufsaugen und leicht verirren (am besten einen Plan am Eingang mitnehmen). Sinnvoll ist es, seinen Besuch auf die drei Hauptkloster zu konzentrieren.
Eintritt: 40 Soles (ca. 10 €)Öffnungszeiten: Mo-So von 9:00 - 17:00 Uhr, Di & Mi bis 19:30 Uhr
Markttreiben im Mercado San Camilo
Es ist wie eine Sucht. Jeder Markt übt auf mich eine besondere Faszination aus und ich kann keine Sekunde widerstehen, meinen Fuß in Markthallen zu setzen. So auch hier in Arequipa, wo der Mercado San Camilo das leibliche Wohl der Arequipeños sicherstellt.
Es ist 9 Uhr morgens. Von allen Seiten zieht und zerrt es an mir. Das Gedränge ist groß an diesem Samstag. Frauen, die Säfte und Smoothies in allen erdenklichen Farben aus einer Fülle von exotischen Früchten zusammen mixen, mumifizierte, gruselig aussehende Lamaföten, Metzger, die jedes noch so kleine brauchbare Stück Tier verkaufen. Eine Stunde verbringe ich damit, durch die Gänge zu wandern und über die bemerkenswerte Vielfalt an frischen Produkten, die in Peru angebaut werden, zu staunen. Von riesigen Fässern mit fetten schwarzen Oliven über bis unter die Decke reichende Obststände bis hin zu hundert verschiedenen Variationen der Kartoffel.
Auf ein Date mit Juanita im Museo Santuarios Andinos
Frisch gestärkt und vollgepumpt mit Vitaminen komme ich ins Mueso Santuarios Andinos. Hier wird die Mumie Juanita aufbewahrt, einem 14-jährigen Mädchen, das als Opfergabe an die Berggötter von den Inka getötet wurde. Berühmt wurde ihr Schicksal 1995 (600 Jahre später), als Forscher ihren Körper entdeckten, der von Eis umhüllt und von den eisigen Temperaturen auf dem 6000 Meter hohen Gipfel des Nevado Ampato konserviert wurde. Fotos sind in der Ausstellung verboten. Dafür gibt es einen interessanten 20-minütigen Film darüber, wie Juanita ausgegraben wurde, und die Führung gipfelt in einem kurzen Blick auf die "Jungfrau aus dem Eis" ( La Niña del Hielo).
Yanahuara und das Käse Eis
Yanahuara ist ein einfacher Spaziergang vom Stadtzentrum aus. Ein Viertel, in dem das Sillar-Gestein wieder allgegenwärtig ist. Ich überquere den Chili River, steige den Hang hinauf und mache einen Spaziergang durch die Gassen. Die hübsche Kirche von Yanahuara ist das Herzstück des kleinen, baumbeschatteten Platzes, der zum Aussichtspunkt mit herrlichem Panoramablick auf das historische Zentrum und den El Misti Vulkan führt. Hier stehen Steinbögen, die mit den Worten von Arequipas berühmten Dichtern und Schriftstellern verziert wurden. Dieser Ort ist beliebt bei jungen Paaren, die sich hier ewige Liebe mit dem Herrn von Arequipa (dem Vulkan Misti) als Zeuge versprechen.
Es gibt zahlreiche Eisverkäufer in Yanahuara, die die örtliche Spezialität Queso helado verkaufen. Obwohl es wörtlich übersetzt "Käse-Eis" heißt, besteht es aus Kokosnuss, Vanille, Zimt und Nelken und schmeckt gerade bei dem heißen Wetter besonders lecker.
Arequipa ist eine aufregende, sehenswerte Stadt, für die du auf einer Reise durch den Süden Perus auf jeden Fall einige Tage einplanen solltest. Sie ist zudem der perfekte Ausgangspunkt für einen Besuch des nahegelegenen Colca-Canyons.
Infos zu Arequipa
Hinkommen
Mit dem Flugzeug kommst du am schnellsten von Lima nach Arequipa. Der lokale Flughafen heißt Rodriguez Ballon International Airport (Flughafencode: AQP). Aber auch aus Cusco oder Juliaca am Titicaca-See kannst du Flüge in die weiße Stadt buchen.
Die Fluggesellschaften LATAM, Peruvian Airlines und Star Peru bedienen Arequipa. Die Plaza de Armas (Hauptplatz) ist 8 Kilometer vom Flughafen entfernt. Mit Taxis kommst du für ca. 15 Soles (ca. 5 €) in das historische Zentrum der Stadt.
Arequipa verfügt über zwei große Busbahnhöfe, Terminal Terreste (älter) und Terminal Terrapuerto (neuer), die nebeneinander liegen und etwa 4 Kilometer von der Plaza de Armas entfernt sind. Die Stadt wird von allen größeren Städten des Südens angefahren. Auf der Seite von Red Bus kannst du vorab die Verbindungen prüfen und Tickets kaufen.
Unterkunft
In Arequipa findest du eine Fülle an guten Übernachtungsmöglichkeiten zu günstigen Preisen. Ich habe die Stadt zweimal besucht (einmal zu Beginn und einmal zum Ende meiner Peru Rundreise) und war sowohl mit dem El Albergue* als auch mit dem La Casa de Sillar* sehr zufrieden.
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Essen und Trinken
In Peru, einem Land, das für seine kulinarische Vielfalt bekannt ist, zeichnet sich Arequipa durch ein besonderes Angebot an regionalen Spezialitäten aus. Die Stadt ist bekannt für seine Picanterías, lokale Restaurants, die traditionelle Küche servieren. Der Name leitet sich von dem Wort picante (scharf, würzig) ab, was ein weiteres wichtiges Merkmal der lokalen Küche ist.
Chelawasi ( 102 Campo Redondo) Meine Lieblingsbar in Arequipa in der Altstadt. Tolle Craftbiere aus vielen Teilen Perus und leckere Burger.
Ty'nkay (Calle Manuel Ugarteche 300) Tolle Fusion Küche und sehr gutes Lomo Saltado.
Hatunpa (Calle Ugarte 207 - 208) Kartoffeln in allen erdenklichen Varianten mit verschiedenen würzigen Toppings werden hier serviert. Yummi!
Omphalos (Calle Bolivar 107) Tolle 4-Gänge-Menüs für 10 Soles, auch für Vegetarier geeignet. Der Kuchen ist einfach himmlisch.
La Palomino (Calle Misti 400) Traditionelle Picanteria, wo du unter Einheimischen günstig und gut zu Mittag essen kannst.