ARD-Tendenzbericht: „Militärausgaben steigen -außer im Westen“?

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ARD: Nachrichtenverbreitung der besonderen Art — Foto: © Dieter Schütz / pixelio.de

Unter der obigen Überschrift (ohne das Fragezeichen versteht sich) präsentierte die ARD-Tagesschau vor einigen Tagen die Jahres-Bilanz des staatlichen Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI. Thema war offenbar, dem NATO-Wolf einen Schafspelz überzulegen. „Lügen nach Zahlen“ könnte man dazu ebenfalls sagen: Die echten SIPRI-Statistiken wurden zwar auch kurz eingeblendet, aber mit einem für die Westmächte verzerrend schmeichelhaftem Text unterlegt:
„Die weltweiten Militärausgaben sind 2013 das zweite Jahr in Folge leicht gesunken – und zwar um 1,9 Prozent im Vergleich zu 2012. Das geht aus dem Jahresbericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI hervor. Verantwortlich dafür waren den Wissenschaftlern zufolge gesunkene Ausgaben der westlichen Länder, allen voran der USA. Diese gaben 7,8 Prozent weniger für militärische Zwecke aus…“ [Tagesschau 14.4.2014]

Dann folgte ein an Panikmache grenzender Bericht über Aufrüstung bei Russen und Chinesen mit angsteinflößenden Bildern von Panzern und Kampfjets aufgebrezelt.
Weitgehend unterschlagen und nicht im Geringsten kommentiert wurden die absoluten Zahlen der Rüstungsausgaben, die nur in einem kurz aufblitzenden Balkendiagramm zu entnehmen waren.

Wer bei SIPRI direkt nachrecherchiert, kommt jedoch um die Wahrheit nicht herum:
- Die USA bleiben trotz leichter Bremsung der Militärkosten um 7,8% das waffenstarrende Rüstungsmonster unter den Militärmächten: Mit 640 Milliarden Dollar gaben sie 2013 mehr als sechsmal soviel für Waffen aus als Russland (88 Mia.$); auf NATO-Seite kommen dann noch die EU-Mächte Frankreich, UK, Deutschland und Italien dazu, die zusammen über 200 Mia.$ ins Militär steckten
–nahezu bescheiden wirkt dagegen Chinas Militärhaushalt: Nur 188 Mia.$; die engen US-Verbündeten im Nahen Osten, die Saudis und die Emirate kommen zusammen mit 86 Mia.$ fast auf das Niveau Russlands; ebenso die engen US-Verbündeten in Fernost, Japan und Südkorea (83 Mia.$). Da fallen dann die ebenfalls den USA verbündeten Türken (19 Mia$) und Australier (24 Mia$) kaum noch ins Gewicht, die von SIPRI auch unter den 15 global dominierenden Rüstungsgiganten gelistet sind.
SIPRI: „Total world military expenditure in 2013“

Total world military expenditure in 2013 was $1747 billion. This is equivalent to 2.4 per cent of global GDP. According to the SIPRI Military Expenditure Database:

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Tabelle: Machtblöcke und Militärausgaben in Milliarden Dollar – aus SIPRI-Statistik & Googlemap zusammen gestellt – © politropolis.de / Daniela Lobmueh

SIPRI-Erläuterung zur Gewährleistung der Vergleichbarkeit der Finanzdaten: “The map above marks the world’s top 15 countries with the highest military expenditure for 2013. Countries are ranked according to military spending calculated using market exhange rates (MER). The figures for military ependiture at PPP exchange rates are estimates based on the projected implied PPP conversion rates for each country from the IMF World Economic Outlook database, Oct.2013.”
Übersetzt: “Die obige Karte markiert die weltweit Top-15-Länder mit den höchsten Militärausgaben für das Jahr 2013. Länder sind nach Militärausgaben aufgeführt, nach marktüblichen Wechselkursen (MER). Die Zahlen der Kaufkraftparitäten sind Schätzungen auf Basis der projizierten impliziert PPP-Umrechnungskurse für jedes Land der IWF World Economic Outlook Datenbank Okt.2013.”

Damit ist allen Schlaumeiern, die im Web immer auf die doch bei Russen und Chinesen geringeren Personalkosten wohl der Wind aus den Segeln genommen, den die PPP-Konversionsrate definiert die (jeglicher Sympathie mit Moskau und Peking unverdächtige) Weltbank so:
“Purchasing power parity (PPP) conversion factor is the number of units of a country’s currency required to buy the same amount of goods and services in the domestic market as a U.S. dollar would buy in the United States.” Worldbank: PPP conversion factor (GDP) to market exchange rate ratio. “
Übersetzt: “Der Kaufkraftparität (PPP) -Umrechnungsfaktor ist die Anzahl der Einheiten der Währung eines Landes, die benötigt wird, um die gleiche Menge an Waren und Dienstleistungen auf dem heimischen Markt zu kaufen, wie ein US-Dollar in den Vereinigten Staaten zu kaufen könnte.” Weltbank: PPP Umrechnungsfaktor ( BIP) zu Marktwechselkurs-Verhältnis.” (Quelle)

Fazit: Zuletzt bleibt ein ARD-Bericht, der an einseitig verzerrter der Darstellung zugunsten der NATO-Staaten, der auf derselben Linie liegt, wie die derzeitige Ukraine-Hetzberichterstattung. Die Kriegstreiberei ist zwar nicht so platt wie in der BILD-Zeitung und im SPIEGEL von Bertelsmann (auch „BILD“ am Montag genannt), aber die Tendenz ist die gleiche –und es kommt ein Bruch der Rundfunk-Staatsverträge hinzu: Anders als Privatmedien müssten öffentlich-rechtliche Sender ausgewogen berichten.

Stattdessen fraternisieren sie mit Bertelsmann und drehen und biegen die Wahrheit nur knapp am Rande der Lüge. Merken die Journalisten selber nicht, was sie da tun?

von Daniela Lobmüh

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Quellen – weiterführende Links

Tabelle: © Daniela Lobmühe / Politropolis.de
Foto: © Dieter Schütz / pixelio.de


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