Felix Löchner ist Architektur- und Industriefotograf für Kunden aus der ganzen Welt. Seine Referenzen umfassen Bauwerke bekannter Architekten, die er für namhafte Unternehmen fotografiert. In einem Interview beschreibt Felix Löchner seinen Werdegang, erklärt, wie es zu seinem fotografischen Schwerpunkt kam und verrät, welches seine Lieblingsmotive sind, welche Bauwerke er gerne noch dokumentieren möchte.
Felix Löchner im Interview
Herr Löchner, wie kamen Sie zur Fotografie? Hatten Sie von Anfang an den Fokus auf Architektur und Industrie?
Ich habe zwei Jahre in Südafrika gelebt und dort durch einen Zufall einen Modefotografen kennen gelernt. Dieser Fotograf suchte nach einem Assistenten, ich habe spontan zugesagt und einige Fotostrecken assistiert. Nach ein paar Monaten kam eine Anfrage von einem Hotelbesitzer, der sein Hotel neu präsentieren wollte. Ich habe diesen Auftrag angenommen und die Produktion hat mir viel Spaß gemacht. Danach war die Richtung für mich klar und ich bin heute sehr glücklich über diese Entscheidung!
Woraus ergibt sich der besondere Reiz, Bauwerke zu fotografieren?
Architekturfotografie bietet enorme Gestaltungsmöglichkeiten. Die Morgen- und Abendstunden beleuchten ein Bauwerk unterschiedlich und man kann mit dem Schattenwurf arbeiten. Eine genaue Planung ist gerade bei größeren Produktionen unerlässlich.
Welches der bisher fotografierten Bauwerke hat Sie am meisten fasziniert? Gibt es ein Gebäude, die sie gerne noch fotografieren möchten?
Sehr faszinierend fand ich die Stadtbibliothek in Stuttgart vom südkoreanischen Architekten Eun Young Yi. Das Bauwerk ist sehr gewagt und außen wie innen absolut minimalistisch und das Wesentliche reduziert. Das Heydar Aliyev Center in Baku von Zaha Hadid würde ich gerne noch fotografieren.
Stadtbibliothek Stuttgart
von Eun Young Yi Architects
Architekturfotograf Felix Löchner
Wie sieht der typische Ablauf eines Fotoauftrags aus? Welche Rolle spielen dabei die Wünsche der Bauherrn und Architekten? Bleiben noch Spielräume für eigene Interpretationen der Motive?
Die Anfrage des Kunden wird im Detail besprochen und danach ein Angebot erstellt. Meine Auftraggeber buchen mich, weil Ihnen meine Bildsprache und mein Portfolio zusagt. Die Wünsche der Kunden werden selbstverständlich umgesetzt, so sie möglich sind. Eine eigene Interpretation der Motive ist sogar von den meisten Kunden gewünscht und gibt mir mehr Freiheiten.
Bis vor wenigen Jahren war für die Architekturfotografie eine unhandliche und teure Großformatausstattung erforderlich, um Architektur in der geforderten Qualität abbilden zu können. Seit der Digitalisierung haben sich technischen Voraussetzungen geändert. Wie setzt sich Ihre typische Ausrüstung zusammen?
Ich fotografiere gerne im Kleinbildformat mit Tilt-Shift-Objektiven und oft ganz einfach aus der Hand. Tagsüber ist das vollkommen in Ordnung, für die blaue Stunde und Innenaufnahmen nehme ich das Stativ. Gelernt habe ich auch, mit der Großformatkamera umzugehen. Sie fasziniert mich sehr, die Qualität ist fantastisch und die Einstellmöglichkeiten schier grenzenlos. Leider ist der Workflow dadurch sehr langsam und die meisten Kunden scheuen sich, diesen Mehraufwand zu honorieren.
Neben der präzisen Arbeit vor Ort spielt die Bildbearbeitung eine immer größere Rolle. Inwieweit sind Ihre Aufnahmen nachträglich bearbeitet? Gibt es von Seiten der Auftragnehmer besondere Wünsche hinsichtlich des Bildlooks?
Ich versuche schon in der Produktion vor Ort, den Aufwand für die Postproduktion klein zu halten. Das Fotografieren macht mir einfach mehr Spaß als die Arbeit am Computer. Manchmal wünschte ich, 30 Jahre früher geboren worden zu sein und komplett analog zu arbeiten. Glücklicherweise aber lässt sich die Digitalisierung nicht aufhalten und so bekommt der Auftragnehmer den Look, den er sich vorstellt.
Mit der Digitalisierung hat sich der Markt stark verändert, selbst für hochwertige Fotografie wird immer weniger Geld ausgegeben. Spüren Sie die Veränderungen? Wie reagieren Sie darauf?
Meine Auftraggeber sind oft auf ein spezielles Objekt fokussiert und können daher selten auf Stockfotos zurück greifen. Das macht es für mich einfacher, nicht mit diesem Bereich konkurrieren zu müssen.
Bleibt neben den Auftragsarbeiten noch Zeit für freie Projekte? Verraten Sie uns, woran Sie gerade arbeiten?
Letzte Woche war ich in Dubai und Abu Dhabi und habe mehrere freie Fotostrecken über moderne Architektur in den Emiraten gemacht. Die Möglichkeit, Geld nach belieben auszugeben und wenig Beschränkungen im Baurecht zu haben, sind natürlich interessante Faktoren.
Architekturfotograf Felix Löchner
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