Architekturfotograf Dirk Vogel im Archimag-Interview

Fotograf Dirk VogelSebastian Lauffs Online-Magazin Archimag erstrahlt seit ein paar Tagen in neuem Glanz und präsentiert wieder einmal ein Interview mit einem Fotografen. Dieses Mal beantwortet der Dortmunder Fotodesigner Dirk Vogel Fragen zu seinen Arbeits­schwerpunkten und seiner Arbeits­weise. Interessant ist die Herkunft Vogels aus der Reportagefotografie, die sich auch in seinen Architekturaufnahmen widerspiegelt.

Das Interview

Frage 1: Herr Vogel steigen wir direkt ein. Was war das letzte Foto, das Sie gemacht haben?
_Dirk Vogel [dv]:
Das heute ein Plattenbau und dahinter der in Nebel gehüllte Berliner Fernsehturm, schwarzweiß und analog.

Frage 2: Wie sind die zur Fotografie und speziell zur Architekturfotografie gekommen?
_dv:
Ich habe mit 13 Jahren angefangen zu fotografieren, und mit 16 war es klar, das die Fotografie Berufung ist. Eigentlich komme ich von der Reportrage-/Portraitfotografie – zur Architekturfotografie bin ich über die Zusammenarbeit mit ERCO gekommen.

Frage 3: Welches Gebäude möchten Sie auf jeden Fall noch ablichten?
_dv:
Kein Spezielles, aber mich interessieren sehr moderne ungewöhnliche Gebäude wie das Beton-Einraumhaus oder das Baumhaus in Walnusform, die ich schon fotografiert habe. Aber ich fotografiere auch sehr gerne Museen oder Shops mit vielen Menschen.

Frage 4: Gibt es einen Kundenkreis bei den Architekten, der noch nicht erschlossen ist? Und wen ja, warum ist das Ihrer Meinung nach so?
_dv:
Betriebsgeheimins ;-)

Frage 5: Wie sieht Ihre typische Ausrüstung aus?
_dv:
Ich versuche meine Ausrüstung möglichst kein zu halten und so viel wie möglich aus der Hand zu fotografieren, praktisch ein Gebäude im Reportage-Stil zu erfassen und zu dokumentieren. Ich fotografiere mit einer Canon 5d Mark II und einer Leica M8. Wenn die Canon auf einem Stativ fest ist, bin ich mit der Leica flexibel und kann spontan Details oder Menschen im Raum oder in Situationen ablichten.

Frage 6: Analog oder Digital?
_dv:
Auftragsarbeiten fotografiere ich digital. Meine freien Projekte alle analog auf Schwarweiß- oder Farbnegativfilmen, immer mit Leica M oder R Kameras. Für eine Serie nehme ich gerade hochempfindliche Farbnegativfilme, die schon zehn Jahre abgelaufen sind. Diese kaputte Ästhetik passt mir gut für das gewählte Thema.

Frage 7: Architektur und Musik werden Paraletten nachgesagt. Hören Sie beim fotografieren oder nachbearbeiten Musik und wenn ja welche?
_dv:
Beim Fotografieren will ich keine Musik, das lenkt mich ab. Wenn ich aber Schwarzweißfilme entwickle, lege ich mir immer Jazz auf, Miles Davis, Chet Baker, Sonny Rollins, Coleman Hawkins oder auch was Modernes von Erik Truffaz oder Thomas Siffling. Wenn ich am MAC Fotos bearbeite höre ich neben Jazz auch Bob Dylan, Johnny Cash oder auch neue Singersogwriter wie Bonny “Prince” Billy, Eels, und Sophie Hunger. Am liebsten höre ich die Musik von Vinyl-Schallplatten, das ist ja zum Glück gerade wieder im Kommen. Außerdem muß man dann öfter aufstehen und die Platte umdrehen, und das tut dem Rücken gut. Für unterwegs im Auto oder im Hotel habe ich immer meinen iPod dabei. Ich interessiere mich sehr für Musik und entdecke gerne was neues. Aktuell gefällt mir sehr der junge Jazztrompeter Christian Scott und die Indieband “Portugal The Man”.

Frage 8: Wie stark bearbeiten Sie Ihre Fotos nach?
_dv:
Ich versuche so wenig, wie möglich die Fotos nach zu bearbeiten. Mal stelle ich was gerade oder entzerre. Kürzlich habe ich für ein Architekturbüro die neue Kardiologie eines Krankenhauses fotografiert. Es war ein enges Zeitfenster zwischen den letzten Handwerkerarbeiten und dem Einzug der Mediziner. Und da in der Decke über dem sehr schönen Empfangstresen eine Klappe für einen Kabelkanal fehlte, mußte ich das schwarze Loch hinterher sehr zeitaufwendig in allen Fotos wegretouchieren. Immerhin haben dann der Firma, die für den Innenausbau zu ständig war, die Fotos dann so sehr gefallen, das sie auch noch Nutzungsrechte kauften.

Privathaus aus Beton 5 (Foto: Dirk Vogel)

Frage 9: Im o.g. Bild tritt das Betonhaus in den Hintergrund und die Skulptur nimmt den ersten Platz ein. Welche Intention habe Sie bei der Ausschnittwahl im Sinn gehabt?
_dv:
Mir gefiel einfach der Kontrast Holzfigur/Natur/Garten-Betonwand.
(Anmerkung von Sebastian Lauff: Ich habe dieses bIld ausgesucht, weil ich das Zusammenspiel von dem wehrhaften, mit verschränkten Armen dastehenden Stier und der fast geschlossenen Fassade sehr interessant fand. Dazu kommt, das der Stier für den Betrachter ausgerechnet für der einzigen sichtbaren Öffnung des Hauses steht.)

Frage 10: Bei Ihren Architektonischen Aufnahmen fällt auf, dass häufig der Mensch das Hauptmotiv ist und die Architektur mehr den Rahmen bildet. Eine nicht übliche aber interessante Herangehensweise. Was sind Ihre Gründe dafür?
_dv:
Wie gesagt, ich komme ja eigentlich von der Reportagefotografie und bin über die Zusammenarbeit mit ERCO zur Architekturfotografie gekommen. Und da geht es oft um das Thema, wie der der Mensch im Licht von ERCO lebt und arbeitet. Also beziehe ich die Menschen, soweit vorhanden, in meine Fotografie mit ein. Und so unüblich ist das gar nicht. Schon der berühmte Kollege Julius Shulman hat das gemacht.

Frage 11: Können Sie uns ein paar Informationen zu dem Betonhaus geben?
_dv:
www.stylepark.com/de/architecture/a-house-with-one… (Anmerkung von Sebastian Lauff: Es handelt sich um ein spannendens Projekt bei dem ein Haus ohne Räume geplant wurde. Nur durch Ebenen und Verscheidungen werden Bereich und “Räume” definiert. Das Haus entstand in enger Zusammenarbeit mit den Bauherren und Bräuning Architekten.)

Frage 12: Von Ross Ching gibt es ein Video welches L.A: ohne Menschen und Autos zeigt. Können Sie, als Fotograf, der offensichtlich gerne Menschen ablichtet die Faszination die diese Bilder nachvollziehen und würde Sie einen Auftrag für eine ähnliche fotografische Arbeit über z.B. Berlin annehmen oder doch lieber ablehnen?
_dv:
Klar würde ich so einen Auftrag annehmen! Ich finde die Wirkung von Architektur und Räumen auch sehr interessant. Das kommt in meiner freien Arbeit und bei den Aufträgen auch immer wieder vor.

Vielen Dank Herr Vogel für dieses interessante Interview.

- Archimag-Interview mit Dirk Vogel (mit Bildstrecke)
- Website von Dirk Vogel

Vielen Dank an Sebastian Lauff für die Erlaubnis, den Interviewtext hier wiedergeben zu dürfen!


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