Arbeitszeit reboot – wie Berater von der 60h Woche wegkommen

Berater arbeiten viel. Sehr viel. Doch ist der Job wirklich alles? Existieren nicht auch andere Träume abseits des Projektbüros die gelebt werden wollen und herausfordern? Und überhaupt: wer garantiert, dass die Mammutarbeitswoche dem Kunden einen spürbaren Nutzen stiftet, einem persönlich und auf der beruflichen Laufbahn tatsächlich weiterbringt? In diesem Beitrag zeige ich Dir, wie Du Deine 60h Arbeitszeit in der Woche auf Normalmaß zurückfährst. Ganz ohne Dir Deine Kunden zu vergraulen oder die zukünftigen Aufstiegschancen zu verbauen.

Arbeitszeit

Lebenszeit eines Beraters = Arbeitszeit + 0?

Es ist ein offenes Geheimnis: Unternehmensberater sind Immerarbeiter. Morgens beim Kunden sind sie häufig die ersten die aufschlagen, abends die letzten die das Büro verlassen. 60-80h „on the job“ pro Woche sind die Regel als die Ausnahme. An den Wochenenden dann die Nach- und Vorbereitung der Reisen zum Projektort. Anzug zur Reinigung bringen, Koffer packen, die Route planen. Nur wofür diese vielen Dienststunden? Zwar liegt das Beratergehalt im Vergleich zu Jobs ähnlicher Qualifizierung sehr hoch (siehe Webtipp), doch gilt das auch für den tatsächlichen Stundensatz? Nach Steuern, netto?

Hast Du wie ich neben Deinem Beraterjob noch familiäre Aufgaben, pflegst Du Freundschaften oder schwärmst Du für mehrere Hobbies, dann ist es an der Zeit deine Arbeitszeit auf den Prüfstand zu stellen. Generell gibt es zwei Stoßrichtungen von der 60h Woche wegzukommen ohne das dabei die Qualität Deiner Ergebnisse oder die Beziehung zu Deinen Kunden und Arbeitgeber leidet: Reduktion der Arbeitslast und Erhöhung der Produktivität. Für jede dieser beiden Richtungen gebe ich Dir nachfolgend meine Tipps, die in der Praxis funktionieren.

Die Arbeitslast spürbar reduzieren

1. Arbeitgeber auswählen
Um Deine Arbeitslast als Berater zu reduzieren, fange ganz am Anfang an: Der Wahl Deiner Unternehmensberatung. Es gibt solche, die verlangen bereits von Tag 1 >80h Einsatz pro Woche. Andere – wie beispielsweise mein Arbeitgeber – haben ein Gespür für die Work-Life-Balance ihrer Mitarbeiter.

2. Kunden einspannen
Musst Du für jeden kleinen Wunsch Deines Kunden gleich in die Bresche springen? Die Kunst eines erfolgreichen Beraters ist es zu erspüren, was Deinem Kunden tatsächlich am meisten Nutzen verschafft. Investiere dort Deine Zeit und lasse dem Kunden die „Hätte-ich-auch-gerne“ Aufgaben.

3. Arbeit delegieren
Wenn der Kunde auf der Aufgabe beharrt, heißt das nicht, dass Du diese auch übernehmen musst. Schließlich gibt es Kollegen die vielleicht auf der Bank sitzen und Dich unterstützen können. Nutze Praktikanten, Werkstudenten oder Junior Consultants für Deine Entlastung (siehe Webtipp). Delegiere!

4. Absprachen treffen
Führe gegenüber Kunden und Arbeitgeber fixe Randbedingungen ein und stehe zu diesen. Beispielsweise kommuniziere ich offen, dass ich Donnerstag und Freitag für die Fahrten zu den Kindertagesstätten verantwortlich bin, vor 8h und nach 17h nicht verfügbar bin.

5. Dienstreisen vermeiden
Reisen kostet Zeit. Deine Zeit! Zeit, die Dir in der Regel weder Dein Arbeitgeber anrechnet noch Dein Kunde bezahlt. Falls möglich, schlage ein Telearbeitsmodell vor. Ich selbst pendle beispielsweise nur zweiwöchentlich zum Kunden. Falls sich eine Geschäftsreise nicht vermeiden lässt, erfährst Du in diesem Beitrag wie Du Zeit gewinnst.

6. Meetings zurückfahren
Es gibt zwei Arten von guten Meetings: solche die das Projekt weiterbringen und solche die Dir einen Auftrag verschaffen. Alle anderen sind Kaffeerunden bei denen Du Zeit verlierst. Streiche diese aus Deinem Kalender und nutze die freigewordenen Stunden.

7. Nein sagen
Leichter gesagt als getan. Vor allem, wenn der Kunde, der Projektleiter oder der Vorgesetzte anfragt. Literatur zum Nein sagen gibt es reichlich (z.B. siehe Buchtipp*). Halte Dich an die vielen Vorschläge und vermeide ein ungeplantes Anwachsen Deines Arbeitsumfanges.

8. Arbeitsteilzeit vereinbaren
Sicher, vier Arbeitstage pro Woche bringen weniger Gehalt als die vollen fünf. Aber ist der finanzielle Unterschied nach Abzug der Steuern immer noch so hoch? Ich kenne männliche wie weibliche Berater, die mit einer verkürzten Arbeitswoche unterwegs sind.

9. Papierkram minimieren
Administrative Aufgaben kosten Zeit und Nerven, bringen das Projekt und Dich maximal auf der organisatorischen Ebene weiter. Daher: den Zweck zusätzlicher Statusberichte, Leistungsnachweise oder Vertriebsprognosen kritisch hinterfragen und bei unklarem Mehrwert ablehnen.

10. Vorausblickend planen
Es lohnt sich für Dich Deine Planungsperspektive zu vergrößern und etwas weiter in die Zukunft zu blicken. Einer toughen Consulting-Woche sollte wenn möglich eine weniger arbeitsintensive Woche folgen. So bleibst Du im Mittel unter den magischen 60h Arbeitszeit.

Die Produktivität nachhaltig erhöhen

1. Wiederverwendung maximieren
Sicherlich kennst Du das Sprichwort „Das Rad nicht neu erfinden.“. Nimm Dir diese Worte bei Deinen Consulting-Einsätzen zu Herzen. So greife ich beispielsweise regelmäßig auf meine Projektvorlagen zurück und frage meine Kollegen bei Spezialthemen an.

2. Ergebnisse liefern
Dein Kunden bezahlt Deinen Nutzen, nicht Deine Arbeitszeit. Konzentriere Dich daher auf Ergebnisse, nicht auf die Stunden die Du im Büro absitzt. Liefere regelmäßig überzeugende Ergebnisse und baue damit Vertrauen in Deine Leistungen (statt Deinem Sitzfleisch) auf.

4. Ziele vereinbaren
Wenn es um Produktivität geht, dann meist auch sehr schnell um Ziele. Notiere Deine beruflichen und persönlichen Ziele, definiere geeignete Messgrößen und lege los. Miss nach einer festgelegten Zeit die Erreichung Deiner Ziele nach und passe Dein Vorgehen an.

5. Arbeitsumgebung optimieren
Ich weiß nicht wie es Dir geht aber meine Produktivität leidet extrem, wenn mein Büronachbar laut telefoniert, das E-Mailprogramm ständig blinkt oder bei mir am Schreibtisch ein Steh-Meeting stattfindet. Eliminiere diese Störquellen und fokussiere Dich 100% auf eine einzige Aufgabe.

6. Regenerationszeiten einhalten
Läufst Du 12h Marathon? Und das 5 Tage die Woche? Falls ja, solltest Du Dich beim Ultraman anmelden. Falls nein, solltest Du auf deine Regenerationszeiten achten. Was nützt ein langer Arbeitstag, wenn man am nächsten Tag nur ausgelaugt im Bürostuhl lungert.

7. Aufgaben automatisieren
Laptop und Smartphones erleichtern das Beraterleben. Nutze verfügbare Software und Apps um wiederkehrende Aufgaben automatisiert statt manuell zu erledigen. Regelmäßig werde ich auf Consulting-Life.de besonders nützliche Werkzeuge vorstellen.

8. Aufgabenstapel abtragen
Consultants in der IT und Produktion kennen es, das Konzept des „batching“. Hier geht es darum gleiche Arbeit am Stück, d.h. en Block zu erledigen, damit Auf- und Abrüstzeiten zu vermeiden. Ich arbeite beispielsweise meine Reisekostenabrechnungen und Stundenzettel am Wochenende stapelweise ab.

9. Aufgabenlisten einsetzen
Egal ob das virtuelle Kanban Board oder der klassische Zettel & Stift: nutze eine und wirklich nur eine Aufgabenliste auf denen Du Deine Pflichten auf Tagesbasis notierst. Beruflich nutze ich Microsoft Outlook, Privat die Websoftware Trello.

10. Auszeit nehmen
Verlängertes Wochenende, Urlaub, Elternzeit und Sabbatical helfen Dir den Kopf frei zu bekommen und Deine Akkus wieder aufzuladen. Danach arbeitest du produktiver, benötigst weniger Zeit für das gleiche oder gar ein besseres Ergebnis.

Fazit

Es gibt viele Maßnahmen um Deine Arbeitslast von 60h pro Woche auf Normalmaß zurückzufahren. Nicht jede Arbeitszeit- und Produktivitätsmaßnahme greift sofort und bei jedem Projekt. Ich empfehle Dir zu experimentieren und schrittweise vorzugehen. Justiere im Monatsrhythmus entweder an der Stellschraube Arbeitslast oder Produktivität. Reduziere damit Deine für Arbeit eingesetzte Zeit und erhöhe Deinen persönlichen Stundensatz.

> Welche Maßnahmen ergreifst Du um die Waage zwischen Arbeits- und Nicht-Arbeitszeit zu halten? 


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