Arbeitskampf in Sachsen-Anhalt: Callcenter-Mitarbeiter erstreiten Mindestlohn

Alle Räder stehen still, wenn euer starker Arm das will – Streik kann für durchaus eine Waffe sein, um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Allerdings ist ein Streik vor allem dort wirksam, wo er auffällt, man denke nur an den Streik der Lokführer, die mal eben den Schienenverkehr in der Republik lahmgelegt haben, oder den Streik der Vorfeldleute auf dem Frankfurter Flughafen, bei dem zahlreiche Flugzeuge am Boden blieben. Aber es gibt auch sehr viel weniger spektakuläre Streiks, die fast völlig unbeachtet von der Medienöffentlichkeit statt finden und für die Betroffenen nicht weniger existenziell sind.

Stimmen für den Mindestlohn

Stimmen für den Mindestlohn – gesehen an einer Hauswand in Berlin-Mitte

In Sachsen-Anhalt ist gerade ein Arbeitskampf zu Ende gegangen, wie es ihn in Deutschland noch nicht gab: Ausgerechnet in der für Niedriglöhne und prekäre Bedingungen bekannten Callcenter-Branche haben die Beschäftigten eines Sparkassendienstleisters nach monatelangen, zähen Tarifverhandlungen, Warnstreiks und schließlich 117 Tagen Dauerstreik einen neuen Haustarifvertrag erkämpft. Wie die junge Welt berichtet, konnte der Verhandlungsführer der Gewerkschaft ver.di, Stefan Wittmann, am vergangenen Freitag endlich mitteilen: “Wir haben einen Abschluss, wir haben gewonnen.”

Der nun abgeschlossene Haustarifvertrag soll größtenteils den Forderungen der Streikenden entsprechen. Diese hatten keineswegs unverschämte Forderungen gestellt, sondern schlicht Stundenlöhne von mindestens 8,50 Euro verlangt. Beschäftigte, die bereits so viel erhalten, sollen künftig neun Euro bekommen, alle anderen sollen im Januar 2014 nachziehen. Bisher lag das Einstiegsgehalt bei 7,38 Euro je Stunde. Außerdem wird es ab 2013 mehr Jahresurlaub geben. Statt bisher 24 Urlaubstagen erhalten Gewerkschaftsmitglieder künftig 27, alle anderen 26 freie Tage. Wie ver.di informierte, sollen die befristeten Arbeitsverträge der Streikenden in unbefristete umgewandelt werden und künftig die Fünftagewoche gelten. S-Direkt beschäftigt nach eigenen Angaben insgesamt 950 Menschen, 800 davon in Halle.

Beate Mensch vom ver.di-Bundesvorstand lobte das Durchhaltevermögen der rund 250 Streikenden: “Die Vergütung, die zumindest dem geforderten Mindestlohn entspricht, haben sie hart erkämpft”. Der Arbeitskampf bei S-Direkt begann bereits im Mai mit einem Warnstreik, der ursprünglich nur 48 Stunden dauern sollte. Er ging jedoch nahtlos in einen unbefristeten Erzwingungsstreik über. Wenige Wochen später brach ver.di die Verhandlungen vorübergehend ab. Die Gewerkschaft sah keine Basis für eine Einigung und setzte auf Druck. Die Engpässe überbrückte man bei S-Direkt nach Kenntnis von ver.di mit befristeten Neueinstellungen, teils über Zeitarbeitsfirmen, sowie mit Auslagerung von Aufträgen in andere Callcenter. ver.di geht davon aus, dass “weitreichende Sympathien für die Streikenden” maßgeblich zum Erfolg beigetragen haben. “Politiker von SPD und Linkspartei, selbst Sparkassenvorstände haben ihre Solidarität bekundet”, hieß es. Vor zwei Wochen stand das Thema “Dumpinglohn bei S-Direkt” dann auch auf der Tagesordnung im Magdeburger Landtag. Dort sprachen sich allerdings nur Linke und Grüne für eine Lohnuntergrenze von 8,50 Euro für Unternehmen aus, die im öffentlichen Auftrag tätig sind.

Die SPD hat derzeit ganz offensichtlich andere Probleme, etwa die siebenstelligen Nebeneinkünfte ihres Kanzlerkandidaten. Peer Steinbrück hat bei seiner Transparenzoffensive offenbar den Überblick verloren – so hat er beispielsweise vergessen, Buchhonorare in sechstelliger Höhe zu den Nebeneinnahmen zu rechnen. Und die 180.000 für das Aufsichtsratmandat bei Thyssen-Krupp wollte er wohl auch lieber unerwähnt lassen. Wobei das im Vergleich zu den Vortragshonoraren ja nun wirklich Peanuts sind.



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