Arbeiten und “Hausfrauendasein” – ein Vergleich

Nun, da ich seit ein paar Monaten wieder mit beiden Beinen im Berufsleben stehe, ist es an der Zeit Vergleiche aufzustellen und Bilanz zu ziehen.

Insgesamt war ich 6 Monate lang auf Jobsuche und ich habe mir sagen lassen, das ein halbes Jahr für Bangkoker Verhältnisse garnicht mal so schlecht ist.

Ich habe mein halbes Jahr “Freiheit” sehr genossen. So viel Freizeit hatte ich das letzte Mal auf meiner Weltreise vor 12 Jahren. Ich hatte mir viel vorgenommen, um die ganze viele Zeit zu füllen mit allen möglichen Sachen, die schon seit Jahren liegengeblieben sind. Fotoalben angelegen ist eines dieser Projekte. Und am Anfang lief auch alles schön nach Plan. Dieser Zustand hielt allerdings nicht sehr lange an, denn sehr schnell lernte ich Leute kennen und packte mir meinen Terminkalender voll bis zum Rand (Wenn ich das mal nicht mehr mache, muss man sich Sorgen machen. Es wäre ein offensichtliches Zeichen, dass es mir nicht gut geht…!)

Es ist grosser Luxus nicht arbeiten zu müssen und trotzdem ein gutes Leben führen zu können. Und dies habe ich während der gesamten 6 Monate nicht aus den Augen verloren. Trotz all dem Luxus der Freiheit, kann es für jemanden, der sein ganzes Leben gearbeitet hat, ziemlich frustrierend sein, keine Aufgabe mehr zu haben und keinen wirklichen Grund, morgens aufzustehen. Und auf einmal ist man „nur noch“ Ehefrau…

Das geht soweit, dass man das Gefühl vermittelt bekommt, nicht wirklich ernst genommen zu werden.  Man ist auf einmal nicht mehr Alex, die Bankerin, sondern Dave’s Ehefrau. Natürlich sollte man sich auch ohne Job und Jobtitel verwirklichen können und ich bewundere die vielen Frauen, die ich mittlerweile kennengelernt habe und die das wirklich gut hinbekommen. Leider gehöre ich nicht zu dieser Sparte.

In den englischsprachigen Zeitschriften, die hier erhältlich sind, bieten Seelsorger und Psychologen ihre Dienste für „Trailing Partners“ an. Das sind Leute wie ich, die durch den Job des Partners/Ehemanns hierher gekommen sind und nun nicht arbeiten (können). Wenn man den Zeitschriften und Online Foren Glauben schenkt, ist die Depressionsrate unter den Trailing Partners wohl ziemlich hoch. Und das erstaunt mich nicht. Man wird nicht mehr wirklich gebraucht (es sei denn man hat Kinder), hat kein eigenes Einkommen mehr und ist weit weg von Familie und Freunden…

Wenn man weiss, dass dieser Zustand auf eine bestimmte Zeit begrenzt ist, mag das noch gehen, aber Dave hat keinen Zeitvertrag. Wann wir unsere Zelte hier abbrechen, steht in den Sternen. Und dann mal eben ein paar Jahre ohne Job im Lebenslauf zu verstecken, ist bestimmt nicht ganz so einfach. Und dann ist da noch das Selbstbewusstsein. Das bleibt mitunter schneller auf der Strecke, als man das vielleicht vermuten würde. 

Es ist sehr erfüllend, wieder Mitglied eines Teams zu sein, morgens aufzustehen, seine Bürokleidung anzuziehen und ein Ziel zu haben. Ganz selten, wenn der Stress droht, überhand zu nehmen, wünsche ich mir meine Freiheit zurück…

Aber das kommt zu Glück nicht oft vor!


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