Willkommen zu einem neuen Beitrag von „Arbeiten auf einem Kreuzfahrtschiff“.
Wie kommt die Crew eines Kreuzfahrtschiffes eigentlich an all die Visa dieser Erde?
Ich habe mich das früher immer gefragt und kann euch sagen, dass es von Land zu Land total verschieden ist und ebenso Schiffs-abhängig sein kann welche Visa ihr im Voraus braucht und welche ihr vom Schiff bekommt.
Meine Erfahrungen hier basieren auf mich als Deutsche Staatsbürgerin.
Ich weiß, dass es einige andere Nationen gibt die verschärfte Visa Regularien, trotz der Arbeit auf dem Kreuzfahrtschiff, haben. Darauf will ich aber nicht eingehen da ich mich damit nicht genug auskenne.
Für viele Länder dieser Erde gilt: Die Reederei bekommt für Gäste und Besatzung für die Liegezeit im Hafen ihre Visa und jeder kann einfach mit seiner Bordkarte / Crew-ID das Schiff verlassen und das Land erkunden gehen.
Vor allem in Europa ist das meist total problemlos.
Grade in Europa solltet ihr aber euren Personalausweis zusätzlich zu der Bordkarte mitnehmen. Selbst in Deutschland seid ihr ja zu jeder Zeit ausweispflichtig.
Habt ihr keinen Personalausweis gibt es meistens die Möglichkeit euren Reisepass vom Crew-Administrator für einen Tag abzuholen.
Hier ist es nur ganz wichtig: Am Ende des Tages auch bitte wieder abgeben.
Nicht überall auf der Welt geht das ganze so einfach vonstatten.
In den Arabischen Ländern wie Oman, Bahrain oder den Emiraten bekommt ihr beim verlassen des Schiffes eine sogenannte „Einreisekarte“, ebenso die Gäste, und diese müsst ihr gut aufbewahren. Das ist euer Visum und ihr müsst die Karte beim betreten der Gangway wieder abgeben.
Die dürfen einfach so in arabische Länder einreisen
In Ägypten müssen alle Crew und Gäste mit ihrem Reisepass vorstellig werden und bekommen einen Stempel mit einem Schiffsvisum in den Pass, welcher für 3 Tage gültig ist.
Russland ist da schon eine ganz andere Hausnummer.
Hier kommen weder Crew noch Gäste so einfach von Bord – die Einreisebestimmungen sind sehr hart.
Bestimmt habt ihr schon einmal davon gehört wie eine Visa-Beantragung normalerweise vonstatten läuft und wie lange es eigentlich dauert.
Das wäre für Gäste und Crew die eine Möglichkeit an Land zu kommen.
Viel einfacher ist es aber einfach einen Landausflug über das jeweilige Schiff zu buchen. Mit einem Ausflug kommt auch das Schiffsvisum daher.
In Russland ist alles etwas anders
Für arbeitende Crew werden meist ebenfalls Ausflugstickets ausgedruckt und auch für alle, die gerne einmal an Land gehen möchten finden sich meist Möglichkeiten, wie z.B. einen Shuttlebus für den beim Crew-Administrator Tickets gekauft werden können oder ähnliches.
Spätestens am Ende eures ersten Vertrages bekommt ihr auch ein Seemannsbuch.
Manchmal habt ihr davon auch mehrere. Ich habe zum Beispiel ein Bahamas Seemannsbuch von der deutschen Gesellschaft für die ich gearbeitet habe und ein holländisches Seemannsbuch.
Mit dem Seemannsbuch ist die Einreise in manche Länder viel einfacher.
Eine kleine Geschichte dazu:
In meinem ersten Vertrag hatte ich kein Seemannsbuch bekommen und begann meinen zweiten somit ohne ein solches. Mein Aufstiegshafen lag in der Dominikanischen Republik.
Das Flugzeug war voller Crew die schon länger fuhren und alle gingen mit ihren Seemannsbüchern direkt durch die Immigration und waren innerhalb weniger Minuten im Land.
Ich dagegen musste mich an die lange Schlange stellen um eine Einreisekarte zu bekommen. Natürlich warteten alle schon mit unserem Transfer draußen vor dem Flughafen nur auf mich.
Der weitere Vorteil eines Seemannsbuch ist, dass ihr für einige Flüge ein 2. Gepäckstück kostenlos mitnehmen könnt wenn ihr euch auf dem Weg zu eurem Einsatz oder eben von diesem nach Hause befindet. Das ist jedoch Reederei und Fluggesellschafts-abhängig.
Frei sein
Für die USA gibt es natürlich auch eine Besonderheit. Sobald ihr für eine Reederei arbeitet, die potentiell auch Amerika ansteuert benötigt ihr ein C1/D Visum.
Übersetzt heißt das ganze so viel wie „Crewmember in Transit“ und berechtigt zum Einreisen in die USA während ihr für eine Reederei auf einem Kreuzfahrtschiff arbeitet.
Aber wie bekommt ihr ein solches Visum?
Die USA macht es einem ja nicht grade einfach wenn es um die Einreise in ihr Land geht.
Von eurem Arbeitgeber bekommt ihr einen Link und wenn ihr Glück habt auch noch einen Fragebogen was genau ihr wo eintragen sollt.
Was ihr jetzt noch braucht ist ein Passfoto welches ganz aktuell ist und am besten noch dazu digital.
Dann heißt es Zeit mitbringen. Viel Zeit mitbringen. Sehr viel Zeit mitbringen.
Online registriert ihr euch und dann gehen die Fragen los. Ich glaube ich musste 5x eintragen bei welcher Firma ich arbeiten werden sowie deren Telefonnummer.
Ist dieser Part vorüber, kommen die ganzen Fragen mit denen man sonst immer „spaßt“. Ihr werdet nach sämtliches Verbrechen gefragt ob ihr sie schon einmal begangen habt oder in Zukunft begehen möchtet.
Dazu wurde ich alle ca. 20min vom System wieder ausgeloggt. Dann hieß es wieder neu einloggen, zur Seite vorklicken wo ich stehen geblieben war und dort weiter machen.
Die Eingaben werden geprüft und ihr bekommt eine Email mit einer Art „Einladung zum Interview“.
Nun heißt es entweder bei der US-Botschaft in Berlin oder aber bei einem der US-Konsulate in Deutschland einen Termin vereinbaren.
ACHTUNG: Das kann 1-2 Wochen dauern bis ihr einen freien Termin bekommt.
Bei der Botschaft oder einem Konsulat gibt es wichtige Sicherheitsvorschriften: Ihr dürft nichts außer Papier mit hinein nehmen. Kein Handy, kein USB-Stick, keine Smartwatch oder Uhr mit GPS und auch keinen EBook-Reader.
Ich habe mich lange gefragt wie ich das denn überhaupt anstellen soll.
Im Internet erfährt man von Geschäften, welche die Wertsachen für euch aufbewahren, während man beschäftigt ist gegen einen kleinen Obolus.
Für mich war das nur eine Notlösung.
Meine beste Freundin war so nett mich hin zu fahren, dann ihrer Arbeit nachzugehen und als ich fertig war konnte ich sie einfach anrufen.
Viele warten vor dem Konsulat auf ihre Freunde und Verwandte und somit ist es gar kein Problem jemanden schnell nach einem Handy zu fragen.
Nach den Sicherheitskontrollen ging bei mir auch alles ganz schnell. Ein kurzes Interview wieso ich das Visa will, Reisepass abgeben und schon wurde mir gesagt „Your Visa is approved“
3 Werktage später bekam ich meinen Reisepass nach Hause geschickt.
Zusätzlich gibt es von den US-Behörden an einem der ersten Häfen die Ihr anlauft ein I-95. Dieses kleine Stück Papier berechtigt euch an Land zu gehen auch wenn das Schiff vorher keinen Nicht-US-Hafen angefahren ist.
Laut Hörensagen weiß ich, dass es in Asiatischen Ländern für die Crew nicht ganz so einfach ist das Schiff zu verlassen.
Wie genau das abläuft kann mir vielleicht jemand von euch sagen? Dann ergänze ich gerne diesen Beitrag.
Dokumente
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Wer sich also schon immer mal gefragt hat „Darf die Crew eigentlich auch das Schiff verlassen?“ – Klar. Nicht in jedem Hafen kommt man raus wenn man nicht grade im Landausflugsteam arbeitet, aber jeder darf in der Pause auch mal an Land gehen und neue Gegenden entdecken.
Und um eine weitere Frage zu klären: Ja, die Crew schläft auch an Bord…
Gibt es unter euch jemanden der Erfahrungen hat mit Schiffs-Visa? Habt ihr Ergänzungen?
Dieser Bericht ist Teil meiner Reihe: Arbeiten auf einem Kreuzfahrtschiff