Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff – Teil 1

Disco Ahoi! Als DJ an Bord der schwimmenden Spaßfabrik.

Nachdem immer wieder Anfragen rund um das Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff bei mir ankommen, veröffentliche ich hier noch einmal einen zweiteiligen Artikel, welchen ich bereits 2009 speziell zu diesem Thema exklusiv für das DJ-Magazin des BVD e.V. geschrieben habe. Alles was ich hier beschreibe ist so passiert und ich habe es selbst erlebt. In diesm ersten Teil geht es um all die Hürden, die im Vorfeld zu überwinden waren. Der Beitrag wurde in keiner Form geschönt oder gesponsert. Ich wünsche dennoch viel Spaß beim Lesen…

Als ich am 23. Dezember 2006 nach meinem siebten und letzten Anruf beim Gewinnspiel der Sendung Wolkenlos auf VOX den Hörer auflegte und eine halbe Stunde später mein Name als Gewinner einer Karibikreise auf dem Clubschiff AIDAaura über die Mattscheibe flimmerte, konnte ich mein Glück kaum fassen:

Eine Woche für zwei Personen in einer Außenkabine und dazu 500,– Euro Taschengeld – was für ein unverhofftes Weihnachtsgeschenk!

Ende April 2007 ging es dann mit dem Flieger nach Jamaika und eine unvergessliche Woche im karibischen Meer nahm seinen Lauf. Ziemlich müde vom langen Flug, dem tropischen Klima, der Zeitverschiebung und den ganzen Ausflügen in Mexiko, Belize, Honduras und auf den Cayman Islands war ich damals eher selten in der Disco oder auf den Poolpartys, aber der eine Besuch in der Borddisco namens Anytime Bar bestärkte mich in meinem Vorhaben auch einmal eine Tour als Discjockey an Bord mit zu machen. (Den Reisebericht zu dieser tollen Route gibt es hier: http://fernwehblog.net/kreuzfahrt-7-tage-aidaaura-in-der-karibik/.)

Kreuzfahrtblogger-Daniel-Dorfer-AIDAaura-Cozumel

Der Gewinnspiel-Gewinner in Pose vor der AIDAaura in Cozumel, Mexiko.

Eines stand also bombenfest: Ich wollte arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff! Ein wenig Musik machen und dabei durch die Welt reisen, das klang doch wirklich gut. Durch einen festen Arbeitsvertrag beim Bayerischen Rundfunk in München schien es mir vorerst unmöglich für die übliche Tour von vier bis acht Wochen anzuheuern, doch als im späten Frühjahr 2008 die Entscheidung fiel, mich als mobiler DJ in München und Umgebung endgültig selbstständig zu machen, schickte ich eine Bewerbung an Seelive Tivoli in Hamburg und wurde nicht zuletzt aufgrund guter Referenzen wie dem BR, dem Park Café in München und diverser anderer Clubs von AIDA-Entertainment Supervisor zum nächsten Assessment-Center in Hamburg eingeladen.
(Anmerkung: Inzwischen kümmert sich AIDA selbst um das Entertainment an Bord, ohne eine Künstleragentur dazwischen –> https://www.aida.de/aida-cruises/karriere.24536.html)

Zwei Tage Hamburg standen an, das Hotel wurde von der Reederei bezahlt und ich hatte keinen blassen Schimmer was da auf mich wartete. Es wurde lediglich darum gebeten eine kleine Präsentation über mich als Person und DJ vorzubereiten. Zusammen mit gut 30 Bewerbern aus den Bereichen Unterhaltung und Animation wurden wir in den Tagungsräumen des Hotels von erfahrenen Seelive- und AIDA-Mitarbeitern freundlich empfangen. Neben mir waren noch vier weitere DJ-Kollegen aus über 500 über das Jahr eingegangenen Bewerbungen am Start.

AIDA-DJ-TeamNach der kurzen Präsentation der eigenen Person wurden wir erst einmal auf Teamfähigkeit unter verschiedenen Belastungssituationen geprüft. Für den Abend stand dann ein Besuch in einem Hamburger Club  an, wo wir DJs vor geladenen Gästen je eine knappe Stunde unser Können in Sachen Auflegen und Moderation zum Besten geben sollte.

Da ich als letzter an der Reihe war hatte ich das Vergnügen die Künste der anderen zu hören und war schon schwer beeindruckt von der Vorauswahl der Agentur – da waren wirklich Profis aus der ganzen Republik an den Reglern.

Am Tag darauf wurden wir dann einzeln in die Besprechungsräume gebeten und es wurde in einem Gespräch eröffnet was am Vortag gut und was weniger gut war. Im gleichen Atemzug kam dann aber auch die Frage ab wann man denn Zeit hätte an Bord zu kommen. Mit einem relativ guten Gefühl im Bauch fuhr ich dann nach Hause und wurde wenige Tage später während eines Messeauftrittes angerufen – man wollte mich für zwei Touren buchen und ich solle mir überlegen, ob ich nicht früher als im Herbst 2009 könne. Da ich bis in den August bereits Anfragen und Buchungen für zahlreiche Hochzeiten hatte, sagte ich erst ab September 2009 zu und bekam neun Wochen auf dem baugleichen Schwesterschiff der AIDAaura, der AIDAvita im westlichen Mittelmeer zugeteilt. Ich würde also arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff – wieder konnte ich mein Glück kaum fassen…

Die Heuer an Bord war übrigens nicht der Rede wert. Für zwei Monate ohne Pause durcharbeiten bekam ich knapp 2000 Euro, Kost und Logis natürlich frei. Mit den laufenden Kosten wie etwa Miete oder Darlehen für das Auto war das schon ein bisschen wenig, aber ich wollte das unbedingt machen und darum unterzeichnete ich den Vertrag.

Fast zeitgleich mit dem Vertrag aus Italien kam ein Merkblatt über das Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff und die Themen der üblichen Motto-Partys an Bord. Heavensclub, Black & White, Studio 54, Alpenglühen, Haifischbar, Beach- und Schlagerparty sind nur einige der Themen, denn beim allabendlichen Programm in der Disco und auf dem Pool-Deck will man den Gästen ein abwechslungsreiches Programm bieten. Entsprechend sortierte ich meine CD-Mappen und schob zusätzlich alles auf mein kleines Notebook, denn eines hatte ich mir für diese Zeit ganz fest vorgenommen:

Endlich lernen vernünftig mit meiner DJ-Konsole und Virtual-DJ aufzulegen! Winking smile

Flug-nach-Rostock-Sonnenuntergang-mit-Propeller

Sonnenuntergang auf dem Flug von München nach Rostock…

Doch vor der Kür kommt bekanntlich die Pflicht und die heißt Ausbildung. Jeder Mitarbeiter auf den Kreuzfahrtschiffen der AIDA-Flotte muss ein einwöchiges Safety Basic Training und eine AIDA-Schulung beim AFZ in Rostock bestehen. Dort wird das korrekte Verhalten bei Notfällen auf Schiffen vormittags theoretisch beigebracht und nachmittags praktisch geübt.

Verschiedene Brände werden dabei gelöscht, Notfackeln und Signalraketen gezündet und abgefeuert, Erste-Hilfe-Kenntnisse aufgefrischt, in Überlebensanzügen im Hafenbecken geschwommen, ein Beiboot eigenhändig gefahren oder mit dem Freifallschiff unsanft ins Meer eingetaucht. Gott sei Dank war ich im warmen August dort und nicht im kalten Januar.Ausbildung-Kreuzfahrtschiff-AFZ-Rostock-AIDA-DJ-Dan-Feuerwehr

Der AIDA-DJ bei der Feuerlöschübung auf dem Gelände der AFZ im Rostocker Hafen.

Auch hier sind neben dem Personal anderer Reedereien wie etwa Deilmann (MS Deutschland), Mitarbeiter aus allen Bereichen zu finden. Vom Schneckchen aus dem Show-Ensemble über den Koch und Barkeeper, bis hin zum Bordklempner. Untergebracht ist man in dieser Woche kostengünstig im Wohnschiff, direkt im Rostocker Hafen, auf zweckmäßigen Zwei-Personen-Kabinen, so wie die meisten Mitarbeiter später an Bord. Essen gibt es vergünstigt aus der AFZ-Schulungsküche oder direkt nebenan bei LIDL.

All das zahlt man als Freiberufler übrigens schön selbst, mit einem Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit ist es als arbeitsfördernde Maßnahme quasi umsonst. Nach erfolgreichem Abschluss erhält man dann die relevanten Zertifikate für den Crew-Purser. Keine Panik hierbei – es wird dafür gesorgt, dass man besteht.
(Alles rund um die Ausbildung des Personals für Kreuzfahrtschiffe gibt es in diesem Beitrag: http://fernwehblog.net/kreuzfahrt-sicherheit-an-bord-durch-gut-ausgebildetes-personal/)

Bist Du schon mal im #Rettungsboot notgewassert? So sieht das bei der Übung im #AFZRostock aus. #Kreuzfahrt #Cruise #lifeboat #liferaft #rescue #rescueboat #Kreuzfahrtschiff #Cruiseship #travel #reise #urlaub #ttot #sicherheit #seenot #distress #cruisegram #instacruise #meer #sea #boat #boot

Ein von fernwehblog.net (@reiseblogger) gepostetes Foto am 21. Sep 2015 um 5:53 Uhr

Auch die Gesundheit wird geprüft und zwar in der letzten Woche vor dem Aufsteigen, da man verständlicherweise aktuelle Infekte auf dem Kreuzfahrtschiff unbedingt vermeiden möchte. Die berufsärztlichen Zentren sind aber in jeder größeren Stadt zu finden und so war ich einen halben Tag in München um dies zu erledigen.

Neben meinem DJ-Equipment war natürlich auch noch jede Menge Klamotten einzupacken. Empfohlen wurden dabei Kleidungsstücke wie für zwei Wochen Urlaub, gewaschen werden kann an Bord umsonst. Mit dazu sollten auch passende Hemden oder Poloshirts die zu den jeweiligen Mottos passen, also etwa ein Hawaiihemd für die Beachparty, ein Trachtenhemd für das Alpenglühen oder Glamour-Kleidung für die Hot Nights im Studio-54-Style. Zwar gibt es an Bord einen gewissen Theaterfundus, auf welchen auch der DJ als Teil des Animations-Teams Zugriff hat, aber erstens ist da Zeug an diesen Abenden schnell vergriffen, da auch Personal in passender Verkleidung mit in die Disco darf, und zweitens will man dann vielleicht doch lieber etwas tragen, was einem auch halbwegs passt.

AIDA-DJ-Dan-80er-Party

AIDA-DJ Dan im passenden Outfit für die 80er-Jahre-Mottoparty in der Anytime Bar.

Wichtig ist, dass auch bei heißen Temperaturen vom DJ erwartet wird, dass er lange Hosen und ein Oberteil mit Kragen trägt. Dazu passende Socken und weiße, sowie beige Halbschuhe sind ebenfalls erwünscht. Natürlich bekommt man an Bord auch eine Uniform, jedoch wird diese vom DJ nur bei offiziellen Anlässen unter tags getragen.

Mit sieben Kilo Übergepäck machte ich mich auf den Weg zum Flughafen. Hätte ich gewusst, dass man als Discjockey an Bord reichlich Übergepäck nach rechtzeitiger Anmeldung bezahlt bekommt hätte ich etwas anders eingepackt. Mehr zu 63 Tagen Mittelmeer-Kreuzfahrt dann im Teil Zwei. Danach war ich noch acht Wochen über Weihnachten und Silvester an Bord des gleichen Schiffes in der Karibik. Davon und von der Mittelmeer-Tour werde ich dann in Teil Zwei ausführlich in Wort und Bild berichten.

Bis dahin “Auf AIDAsehen…” Winking smile

P.S.: Nach der Veröffentlichung dieser zweiteiligen Reportage zum Thema “Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff” 2009 und 2010 im DJ-Magazin kam damals eine Beschwerde seitens der AIDA-PR-Abteilung. Ich hoffe sehr, dass man sich das dieses mal spart…


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