Arbeit und Übergewicht: dickere Männer und dünnere Frauen verdienen besser

Im Februar 2014 erschien die Studie “Obesity and the Labor Market“.  Auf 24 Seiten haben Ökonomen von der Universität Potsdam und der City University New York  die Befragungsergebnisse von 8,770 Männer und 9,229 Frauen zusammengetragen. Befragt wurden sie nach ihrem Gewicht, ihrer Größe und ihrem Einkommen.  Die Befragten waren zwischen 20 und 60 Jahre alt.

Gut ein Drittel der befragten Frauen wurde nach der gängigen Gewichtsskala BMI als übergewichtig und fettleibig eingestuft. Den Stundenlohn betreffend konnte kein signifikanter Unterschied im Einkommen von normalgewichtigen und übergewichtigen Frauen gefunden werden.

Im Gegensatz dazu wurde fesgestellt, dass die Männer mit einem BMI über 25 um durchschnittlich 80 cent mehr verdienen in der Stunde als die Männer unterhalb von 25 BMI. In der Studie waren gut 60% der Männer nach dem BMI gemessen übergewichtig oder adipös.

Es wurde auch nach den beiden Job-Typen: blue colar (Arbeiter, Handwerker) und white colar (Büroangestellte, Manager, Schreibtischarbeit ect..) unterschieden. Hier zeigte sich, dass bei Frauen das höchste Gehalt bei einem BMI um 22 erreicht wird, vor allem in den Bürojobs, während bei Männern ein BMI über 25 vor allem in den blue colar – Jobs einen positiven Effekt hatte. Bei Frauen war auch bei blue colar- Jobs Übergewicht ein negativer Faktor, der den durschnittlichen Studenlohn drückte. Hingegen war bei Männern in white colar jobs eine derartige Verbindung nicht nachweisbar, hier hatte das Gewicht keinen signifikanten Einfluss auf den Studenlohn.

Die Forscher deuteten das Ergebnis als eine “Schlankheisbevorzugung” bei Frauen, vor allem in Bürojobs, wo Frauen den ganzen Tag präsent sind und anders als in der Produktion nicht hinter Maschinen oder in der Weite von Werkhallen verschwinden.

Bei Männern hingegen wurden vor allem in körperlich herausfordernden Berufen mehr Köpermasse mit mehr Kraft gleichgesetzt und somit auch bevorzugt.

Was die Forscher erstaunte war, dass die Schlankheitsbevorzugung bei Frauen schon weit unterhalb der Übergewichtsgrenze einsetzte, also bereits Frauen mit einem BMI von 23 weniger verdienten als ihre dünneren Kolleginnen.

In meinen Augen kann das nicht mehr mit dem Gesundheitsargument (dicke Menschen werden öfter krank, sind weniger Leistungsfähig ect…) begründet werden, hier geht es rein um die Optik, was vor allem für die männlichen Kollegen, Geschäftsfreunde, Kunden, Chefs, ect.. “hübscher” anzuschauen ist.

Für die Frauen bedeutet das natürlich auch den Zwang, diesen Status zu konservieren, die Angst, dass Alter, Krankheit, Schwangerschaft, sich im Endeffekt negativ auf das Einkommen auswirken, den Zwang, sich Diäten und der Schönheitsindustrie zu unterwerfen, wenn sie nicht am Ende in der Alterarmutsfalle landen möchten.

Oder … einfach den Jobhorizont zu erweitern, vor allem wenn sie jung sind und noch vor der Berufsentscheidung stehen.

Oder… solidarisch darum kämpfen, dass mehr solche Frauen in Positionen zu finden sind, die in der Lage sind, sich als Chefinnen über die Oberflächlichkeit ihrer männlichen Kollegen hinwegsetzen und Frauen gemäß ihres Könnens und nicht ihrem Äußeren nach einstellen.

Für Männer bedeutet die Studie, dass sie sich mehrheitlich nicht verzweifelt darum bemühen müssen, “hübsch und schlank” zu sein, um gut bezahlte Jobs zu bekommen. Die Diätindustrie wird an ihnen auch in Zukunft längst nicht soviel verdienen wie an der weiblichen Hälfte der Bevölkerung.


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