April, April, ich bin gar nicht tot!

Wenn ich auf den Seiten von Buddhismus heute der Diamantweg-Sekte (Karma Kagyü) surfe, kommen mir Ideen für eine Glosse nach der anderen. Kürzlich wurde der Tod Tenga Rinpoches vermeldet, und auf der englischen Wiki fand sich folgender Abgesang: "Rinpoche has entered the after-death-meditation, called Thugdam." Der Rinpoche ist also in die Nachtodmeditation namens Thugdam eingetreten. Wie ihr auf obigem Link sehen könnt, erscheint ihm beim Sterben für einen Augenblick die "wahre Natur des Geistes". Halt!, denkt da der Zenbuddhist, was kann denn daran Besonderes sein, wo sie sich bei einem "fortgeschrittenen Praktizierenden", dem allein sich solches offenbaren soll, doch längst im Laufe seines Vorlebens gezeigt haben müsste - sonst wäre er ja nicht erwacht. Ein schönes Beispiel tibetischer Logik, und dafür trainieren die Adepten zwanzig Jahre lang eifrig das Debattieren ... 
Viel lehhreicher ist freilich die Einleitung zur Erklärung von Thugdam. "Der 16. Karmapa war bekannt für seine Beziehung zu Vögeln, insbesondere zu Kanarienvögeln. Wie man zum Beispiel in den Büchern von Lama Ole Nydahl lesen kann, ließ Karmapa sich oft zu Tierhandlungen bringen, um dort Vögel mit besonderen Qualitäten auszuwählen. Diesen Tieren lehrte er Meditation, und zum Zeitpunkt ihres Todes waren diese Vögel fähig, einen tiefen Meditationszustand zu verwirklichen." Dann wird die Todesstarre eines Vogels als Beleg angeführt. Leute, was soll ich euch sagen, schon wieder habe ich die Bestätigung bekommen, dass ich der wahre 17. Karmapa bin. Denn wenig später wird beschrieben, wie ein Kanarienvogel in die Nachtodmeditation eintritt und erst sechs Stunden später erkaltet. Genau wie bei unserem Kanarienvogel! Ja, ich weiß noch genau, es war im Winter, unsere Ölofenheizung ausgefallen, und als das süße Vögelchen gestorben war, setzten wir uns um den Käfig herum und wärmten uns sechs Stunden lang die Hände über seinem Köpfchen. Ich selbst habe mir dabei die Handfläche verbrannt und kann noch heute eine Narbe zum Beweis zeigen. Wie schön, dass wir jetzt alle wissen, wie es dazu kommen konnte. Nun erklärt sich auch, warum, als wir noch auf dem Bauernhof lebten, mein Lieblingsschwein tot auf zwei Beinen stehend gefunden wurde und unsere Milchkuh Berta im Lotussitz verschied. Hätten wir damals mal einen Rinpoche auf dem Hof gehabt, wäre uns allen das nicht so peinlich gewesen. 
[gez. der 17. Karmapa]

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