Apple: Rekordgewinne und extreme Ausbeutung

Der einstige Computerbauer und inzwischen zum bestverdienenden Technologiekonzern aller Zeiten aufgestiegene Apfel hat wieder einmal Rekordzahlen vorgelegt, die sämtliche Wirtschaftsberichterstatter hyperventilieren lassen, etwa hier oder dort. Selbst Microsoft, jahrelang souveräner Bestverdiener der IT-Branche, machte im Weihnachtsquartal nur halb so viel Gewinn wie Apple.

Die Leute kaufen wie bekloppt die vergleichsweise teuren iPhones und iPads und auch der iTunes-Onlinestore könne sich vor Nachfrage kaum retten, heißt es. So viel zu den bösen Internet-Nutzern, die immer nur alles umsonst haben wollen und gestandene Medienkonzerne mit ihrer Gratis-Mentalität und der ganzen Online-Piraterie in den Ruin treiben würden. Ruin gibt es natürlich trotzdem und zwar nicht so knapp, schließlich beruht unser vielgepriesenes Wirtschaftssystem auf Konkurrenz. So konkurrieren nicht nur Konzerne miteinander, sondern auch Arbeiter. Beispielsweise europäische oder US-Arbeitnehmer mit denen in Indien, Mexiko oder China.

Alternatives Apfel-Tablett

Alternatives Apfel-Tablett

In der New York Times wurde vor ein paar Tagen sehr anschaulich beschrieben, wie die Arbeitsplätze in der Hightech-Industrie, die vor gar nicht so langer vielen US-Amerikanern ein komfortables Einkommen sicherten, nun nach China verlagert werden. Denn die chinesischen Fabriken können sehr viel flexibler produzieren, als die in den USA. Oder die in Europa, siehe Nokia.

Dabei geht es nicht nur um die Arbeitskosten, die in China natürlich auch sehr viel niedriger sind, sondern um die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeiter, die praktischerweise gleich in kasernenartigen Unterkünften auf dem Werksgelände wohnen. Als Steve Jobs wenige Wochen vor dem Erscheinen des ersten iPhone im Jahr 2007 wütend entschied, dass das Display aus Glas sein müsse, weil sein Prototyp aus Kunststoff, den er einige Wochen in der Tasche mit sich herum getragen hatte, von seinem Schlüsselbund völlig zerkratzt war, startete ein unglaubliches Wettrennen. Die Führungsmannschaft von Apple flog nach Schenzhen in China, wo das iPhone mal eben neu designt wurde – mit einem Display aus extraharten Glas vom US-Hersteller Corning. Der inzwischen natürlich auch gleich neben an in China produziert, denn es wäre viel zu aufwendig, das Spezialglas in den USA zu produzieren und dann nach China zu schippern, um es dort in künftige Edelelektronik einzubauen.

Als die Ingenieure ein Verfahren ausgetüftelt hatten, wie das kratzfeste Displayglas passgenau geschnitten werden konnte und die ersten Gläser bei der iPhone-Fabrik ankamen, wurden um Mitternacht mal eben 8.000 Arbeiter aus dem Bett geholt. Sie bekamen einen Keks und eine Tasse Tee und dann ging es ab ans Band zur 12-Stunden-Schicht, damit die iPhones pünktlich zum angekündigten Termin in den Läden liegen konnten.

Das ist Kapitalismus, wie er im Buche steht, auch wenn die Verantwortlichen gern Krokodilstränen vergießen, weil die gutverdienende Mittelschicht verschwindet, die sie als Konsumenten und demokratische Staffage, äh, Wähler, brauchen. Und der große Steve wusste das auch sehr genau. Als Barack Obama den Apple-Chef bei einem Dinner in Silicon Valley fragte, was denn nötig sei, um iPhones in den USA zu produzieren, denn als Präsident der USA wünscht er selbstverständlich qualitativ hochwertige Arbeitsplätze im eigenen Land, sagte His Steveness knapp, dass diese Jobs nicht zurück kommen würden. Punkt.

Chinesische Arbeitsbedingungen sind in den USA undenkbar – und selbst den genügsamen Chinesen machen sie keinen Spaß. Erst vor gut einem Monat haben hunderte Arbeiter bei Foxconn mit einem kollektiven Selbstmord gedroht, wenn die Arbeitsbedingungen nicht verbessert würden. Bei Foxconn werden unter anderem die beliebten Apple-Geräte zusammengeschraubt, aber auch Sony oder Dell lassen dort produzieren. Die extreme Ausbeutung der Arbeiter dort ist die Kehrseite der Rekordgewinne von Apple.



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