Antisemitismus im Iran

Es gibt eine 2700 jährige Geschichte der Juden im Iran (wenn man Iran großzügig mit dem Kaiserreich der Achämeniden gleichsetzt): Es heißt, dass Kyros II. „anderen Glaubensrichtungen, etwa dem Judentum, keine Einschränkungen auferlegte.“

Unter dem letzten Schah von Iran (bis zur islamischen Revolution von 1979) gab es die vorerst letzte Phase der Offenheit gegenüber Juden und Israel.

Bald nach dem Sturz vom Schah wurde der „zionistische Staat“ als Staatsfeind gebrandmarkt, schon allein wegen dessen Nähe zum „Großen Satan“ USA.

Immer häufiger wurde bei den vom Regime organisierten Demonstrationen neben „Tod Amerika!“ auch“ Tod Israel!“ skandiert. (Noch heute wird bei jeder regimetreuen Veranstaltung nicht nur die Reihenfolge dieser Parolen, sondern sogar die Anzahl der Wiederholungen von einem eigens geschaffenen Gremium im Voraus festgelegt und bekannt gegeben.)

Ahmadinejad ist auch nicht der erste oder gar einzige Politiker Irans, der die Vernichtung von Israel fordert.

Der „Jerusalem-Tag“ (روز قدس) oder viel mehr „Al-Quds-Tag“ (al-Quds ist arabisch für Jerusalem) geht auf einen Aufruf des iranischen Revolutionsführers Khomeini zurück, am letzten Freitag des islamischen Fastenmonats Ramadan die „internationale muslimische Solidarität zur Unterstützung der legitimen Rechte des muslimischen palästinensischen Volkes [zu] erklären.

Im Übrigen wird dieser „Al-Quds-Tag“ auch in Deutschland veranstaltet und ist ein Tummelplatz für allerlei Gestalten, die sonst nichts miteinander zu tun haben wollen:

Dieser Tag wird vom Proponenten des Mullah-Regimes dazu genutzt, unter dem Deckmantel der Solidarität mit den Palästinensern, die Hilfe zur Selbsthilfe, aber keine iranischen Waffenlieferungen an Hamas und Hisbollah benötigen, ihren Antisemitismus freien Lauf zu lassen.

Offiziell werden die im Iran lebenden Juden als religiöse Minderheit anerkannt: Sie verfügen über eigene Tempel, Schulen, Friedhöfe, eine Bücherei in Teheran sowie Jugendeinrichtungen; ja es gibt sogar einige Geschäfte, die berechtigt sind, koscheres Fleisch zu verkaufen. Der „Verein der Juden in Teheran“ darf die Interessen der jüdischen Gemeindemitglieder wahrnehmen. Die meisten dieser Einrichtungen sind allerdings noch Überbleibsel aus der Zeit vor 1979.

Außerdem gibt es gemäß der iranischen Verfassung auch einen jüdischen Vertreter im Parlament.

Und dennoch ist der öffentliche Druck auf die jüdische Gemeinde im Iran so groß, dass iranische Juden aus Sorge vor Repressionen, die von höchster Stelle vielleicht nicht gelenkt, aber jedenfalls geschürt werden, neben ihrem jüdischen Vornamen auch islamische oder islamisierte Gegenstücke zulegen müssen: Ibrahim statt Abraham, Mussa statt Moshe.

Und manchmal müssen sie ihre Namen ganz verfremden: von Benjamin zu Abolghassem, wie die iranische Journalistin Fr. Parveneh Vahidmanesh schreibt:

Moshe Hakimi, ein iranischer Jude, der in der Öffentlichkeit Moussa (Mose) heißt, sagt im Gespräch mit Fr. Vahidmanesch:

Außerdem erwähnt er, dass sein Vater den islamischen Vornamen Ibrahim trug, während er auf Hebräisch Abraham hieß. Zu seiner Zeit sind auch viele Juden sogar nach Mekka gepilgert, fügt er hinzu.

Im Übrigen sind die meisten Juden im Iran selbständig, obwohl es auch heute noch keine Gesetze gibt, die eine Beschäftigung von Juden verbieten.

Aus all diesen Gründen sank nach 1979 die Zahl der im Iran lebenden Juden massiv: Für die Zeit vor der islamischen Revolution 1979 variieren diese zahlen zw. 80.000 – 150.000; heute wird ihre Zahl in verschiedenen Publikationen zw. 15.000 – 25.000 geschätzt; davon sind angeblich je ca. die Hälfte in Teheran wohnhaft.

Alltagsrassismen gegenüber Juden gab es aber auch bereits vor 1979, also zu einer Zeit, als der Iran, als einer der wenigen Staaten des Nahen und Mittleren Osten gute Beziehungen zu Israel pflegte.

Erzählte man über einen neuen Nachbarn, oder über den Schneider, bei dem man einen Anzug bestellt hatte, über den Goldschmied, der preisgünstige Ware anzubieten hatte, wurde auch nebenbei das offenbar wichtige Detail bekannt gegeben, dass es sich um einen Juden handelt.

Manchmal wurde man auch beispielsweise darauf hingewiesen, der Nachbar sei ein Jude, oder man wisse doch sicher, dass der Arbeitskollege Jude sei!

All diese „einfachen Feststellungen“ sind Codes, die ohne das offensichtlich Gemeinte aussprechen zu müssen, trotzdem die insgeheim gewollten Signale aussenden.

„Bist du denn Jude?“ heißt es in etwa auch umgangssprachlich, wann immer man jemand ob seiner Ängstlichkeit tadeln will.

Gang und gäbe waren und sind auch heute noch Weltverschwörungstheorien, die auch in Europa leider immer noch weiter kursieren.

Als Beispiel sei hier die halb-offizielle Nachrichtenagentur Fars angeführt, die unter dem Titel „Die gewerblichen und wirtschaftlichen Unternehmungen der Juden im Iran“ behauptet, iranische Juden hätten vor 1979 die iranische Hotellerie und viele Kinos „in ihrem Besitz gehalten“ (diese Formulierung soll andeuten, dass der Besitz nicht rechtens gewesen ist).

Außerdem heißt es, der Medikamentenhandel sei in jüdischer Hand gewesen und die Pharmaindustrie im Iran sei mit Geldern aus Israel und der Schweiz gegründet worden.

Fars News geht viel weiter und nennt nicht nur die Namen und Adressen der o.g. „Hotels und Kinos“, sondern auch die Namen jener Menschen, die angeblich den Handel mit Medikamenten im Iran „praktisch beherrscht“ haben.

Es werden über 100 Apotheken in Teheran benannt (viele von ihnen gibt es noch heute) und als „im jüdischen Besitz befindlich“ denunziert; damit werden die Betreiber dieser Apotheken unter öffentlichem Druck gesetzt.

Fars News führt außerdem aus:

Antisemitismus im Iran

Seit der islamischen Revolution im Jahre 1979 ist der Kampf gegen Israel iranische Staatsdoktrin. Aber Moslems (ob Schiiten oder Sunniten) haben ein Problem mit ihrem Antisemitismus: Der Koran anerkennt ausdrücklich das Judentum und den Religionsstifter Moses als Gottes Propheten !

Daher kann sich der Antisemitismus nur im antizionistischem Kleid präsentieren: Der „zionistische Staat“ müsse von der Landkarte getilgt werden (der Staat Israel wird vom Iran nicht anerkannt, weshalb man sich in Umschreibungen flüchtet; ein weiteres Codewort dafür lautet: „das besetzte Palästina“), das „zionistische Krebsgeschwür“, das die Interessen der „islamischen Brüder“ mit Füßen trete, müsse entfernt werden.

Um dies zu bewerkstelligen, budgetiert der Iran ganz offiziell und voller Stolz Jahr für Jahr enorme Summen für den Kampf „gegen den Zionismus“. Hamas-Führer werden nach Teheran eingeladen und mit militärischen Ehren empfangen und erhalten auch noch finanzielle Mitteln, die die iranische Bevölkerung selbst zur Linderung der Armut und Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit dringend nötig hätte.

Die Sunniten (wie die Hamas), die für die iranischen Schiiten als Todfeinde gelten, scheinen für die iranische Führung weniger verstörend zu sein, wenn sie ebenfalls den Holocaust leugnen oder die Existenzberechtigung Israels bestreiten.

Dies scheint im Übrigen auch jener Faktor zu sein, der auch so manche „Linke“ verpflichtet, Ahmadinejad die Stange zu halten und dem Mullah-Regime zuzujubeln. (siehe auch hier und hier).


Das Höchstmaß an Toleranz gegenüber Juden, scheint erreicht, wenn man sie als „Juden gegen den Zionismus“ missbrauchen oder nicht anerkannte „Rabbis“ zu einem Symposium nach Teheran einladen kann.

Diese Rabbis gehören allesamt der Organisation Neturei Karta an, die den Staat Israel aus religiösen Gründen ablehnt und nicht anerkennt:

Diese Menschen sind die „Vorzeige-Juden“ des Regimes in Teheran, um sich vom Vorwurf des Antisemitismus freizukaufen.

Ähnlich der Bahai (die Bahai-Religion ist jedoch im Gegensatz zum Judentum im Iran verboten), wäre es den Antisemiten an der Spitze des Staates im Iran sehr recht, wenn alle Juden das Land verließen.

Das Fehlen von Perspektiven könnte die übriggebliebenen Juden dazu bewegen, auszuwandern. Die jüngere Generation hat bereits ein Problem bei der Familiengründung, wie eine der Interviewpartnerinnen von Parvaneh Vahidmanesh angibt:

Antisemitismus im Iran

Links zum Thema:


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