Angst und wie sie unser Leben beherrscht

Heute moechte ich ueber ein Thema schreiben, dass sehr unangenehm ist, sehr dominant, sehr beherrschend. Es ist wie eine bleierne Decke, die sich auf uns legt, uns einengt, den Atem abschnuert. Unser Puls beginnt zu rasen, die Knie zittern und wir wollen mit aller Gewalt raus aus dieser Situation.

Die Angst und wie sie unser Leben beherrscht

Als kleine Kinder hatten wir Angst vor dem schwarzen Mann oder dem Monster unter unserem Bett. Vielleicht auch noch vor dem Schrankgnom, der sich zwischen unsere Kleidung versteckt haelt und uns auflauert. Drei fiese Gestalten, die Mama und Papa vertreiben mussten. Sie mussten unter unser Bett kriechen und in den Schrank schauen, ob sich die Monster nicht heimlich dort drin versteckt hielten. Mama und Papa schauten nach. Sie fanden nichts und dennoch glaubten wir ihnen kein Wort und beharrten darauf, dass die Lampe in der Nacht brennen blieb. Warum eigentlich? Warum hatten wir so große Angst vor diesen kleinen dunklen Gestalten?

Oder war es die Angst vor etwas ganz anderem?

Kann es nicht sein, dass wir im Grunde Angst vor der Dunkelheit hatten?

Vor der schwarze Masse, in die wir nicht hinein schauen konnten? Vor der Dunkelheit und dem, was darin lauern koennte? Obwohl unsere Eltern groß geworden sind und stark und jedes Mal nachsahen, glaubten wir ihnen nicht. Wir beharrten auf unser Licht, weil es das Einzige war, was die Dunkelheit vertreiben konnte. Was sichtbar machen konnte, was darin war.

Als kleines Kind erinnere ich mich gut an unseren alten Keller in dem Miethaus, wo wir wohnten. Es gab trotz der alten Deckenlampen viele Ecken, die finster und dunkel waren, besonders unter der Kellertreppe. Denn da war kein Licht. Abends und im Winter war das immer furchtbar fuer mich. Der Schalter war nicht oben an der Treppe, sondern unten vor dem Keller. Das heißt, jeder musste erst mal auf die Dunkelheit zugehen, ehe er sie erhellen konnte. Ich war jedes Mal froh, wenn heil wieder da raus kam. Heil ohne einen Angriff der drei Schattenmonster. Heute bin ich Erwachsen, aber auch heute gibt es Keller, wo ich froh bin, die paar Meter Dunkelheit schnell hinter mich zu bringen.

Spielweltv3-Kopf

Derweil gibt es keinen Grund, Angst zu haben, vor diesen Momenten. Nur mein Kopf und seine Erinnerungen an schlechte Krimis oder Tatortfolgen, lassen mein Kopfkino anspringen und mich fuer einen Moment einen kalten Hauch im Nacken spueren. Da ist sie wieder, dieser Moment aus Kindertagen, als das Licht das Einzige war, was die Dunkelheit durchdringen konnte.

Ich fuer meinen Teil kann behaupten, dass mir diese unheimliche Dunkelheit noch nie etwas angetan hat. Noch nie ist ein Monster … halt, ich geb es zu, ein kleines Monster mit 8 Beinen, das eines Nachts ueber meinem Gesicht baumelte. Der Schrei hat wohl die ganze Nachbarschaft aufgeweckt. Aber bis auf diese kleine Tierchen, dass sich mit Sicherheit verlaufen hatte, nein. noch niemals hat mir die Dunkelheit etwas getan. Mit Licht sehe ich doch jede Ecke, aber sobald es schwarz wird …

… kehrt die Angst zurueck. Oder ist es mehr die Angst vor dem Unbekannten?

Auch wenn ich es mir immer wieder erhoffe. Meine alten Couch wurde in der Dunkelheit niemals zu einem Designerstueck. Es blieb eine Coach am naechsten Morgen. Kein Gegenstand hat sich bewegt, sobald das Licht aus ist. Alles ist beim ersten Sonnenstrahl wieder an Ort und Stelle. Doch nachts, wenn es dunkel wird. Die Schatten hervorkriechen, jedes Laut sich tausendfach bricht. Lauter und unheimlicher wirkt, steigt der Puls und die Pupillen weiten sich. Hat sich der Vorhang bewegt? Oder steht da jemand? Bin ich wirklich noch in meinem Zimmer? War es immer schon so groß und unheimlich? Und was leuchtet da aus der Finstern … Gott sei dank, nur Katze.

Gehen wir mal einen Schritt in die Welt hinaus. Raus aus dem dunklen Zimmer. Wie war das doch gleich mit Veraenderungen? Den Job kuendigen? Ein Buch schreiben? Fremde Leute ansprechen? Eine Gehaltserhoehung vom Chef fordern? Etwas verruecktes tun? Schon ist sie wieder da, die Angst. Derweil ist es in diesen Situationen taghell und wir kennen das, womit wir es zu tun haben. Wir kennen unseren Chef. Wir wissen, wie man schreibt. Wir haben gelernt, uns zu bewerben. Und fremde Menschen sprachen wir schon problemlos im Kindergarten an. Was ist da ploetzlich so anders? Was macht diese Situationen so furchteinfloeßend?

Heute glaube ich, das ich als Kind meinen Eltern nicht geglaubt habe. Ich habe nicht geglaubt, wenn sie das Monster gesucht haben, und es nicht fanden, dass es nicht da ist. Ich habe ihnen nicht geglaubt, weil ich die Angst in ihren Augen sehen konnte. Die Angst vor lauter unsichtbaren Monstern, die ueberall lauern. Ich habe gesehen, wie sie vor ihrem Leben Angst hatten und nach einem Lichtschalter suchten. Nach Sicherheit suchten. Derweil ist diese Sicherheit eine Illusion. Was ist, wenn der Strom ausfaellt und keine Kerze ist im Haus? Dann sitzt Du da mit Deiner Angst und hoffst, dass kein Monster Dich anspringt. Findest Du nach langem Tasten doch eine Kerze oder Dein Handydisplay fühlst Du Dich auch nicht wirklich besser. Denn die Kerze beleuchtet nur einen kleinen Teil. Dein Ruecken ist weiterhin dem Dunklen zugewandt. Also lehnst Du Dich schon mal an die Wand und starrst auf die Kerze, die kleiner wird. Siehst, wie das Wachs schmilzt. Siehst ihr zu, bis nur noch ein kleines Lichtlein uebrig ist, dass flackert. Erst zaghaft, dann immer heftiger. Bis es schließlich erlischt.

Wie war das mit der Gehaltserhoehung? Mit dem Jobwechsel? Buch schreiben? Ach der Chef wird schon mal erkennen, was Du fuer Qualitaeten hast? Deine Arbeitsstelle wackelt? Nein, er wird nicht kuendigen! Dein Buch wird keiner Lesen? Wir koennen in dem dunklen Raum verharren und die Kerze anstarren, wie sie runterbrennt und erlischt und hoffen, dass sich eine zweite von selber anzuendet. Oder wir stehen auf und machen was aus der Dunkelheit, trotz der Angst.

Ein schlauer Kopf sagte mal: Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben. Mut bedeutet, dass etwas anderes wichtiger ist, als die Angst.

SpielWelv3t-GluehlampeWie wahr. Als ich 25 Jahre alt war, fing ich an, Buecher ueber Persoenlichkeit zu lesen. Vor allem Krankheit und Gedanken. Ich hatte damals auf Grund eines Autounfalls starke Rueckenschmerzen und mein Arzt meinte, es bleibt jetzt so. Diese Aussicht gefiel mir gar nicht. Also suchte ich alternativen und schmoeckerte in den ersten Buechern. Doch was ich da in einem Buch las, gefiel mir als aengstlicher und sicherheitsdenkender Mensch gar nicht. Krankheit kann auch ein Spiegel sein, dass der Beruf der falsche ist. Diese Botschaft wanderte damals postwendend in den Muell. Doch dank der Hilfe und dem Wissen von Chiropraktikern bekamen wir mein Problem wieder in der Griff. Jedoch der Wunsch nach einer Veraenderung war geweckt.  Viele Jahre haderte ich mit meiner Angst vor dem Unbekannten, bevor ich den Sprung wagte. Seitdem lerne ich das Unbekannte immer besser und besser kennen. Manche Ecken machen mir noch große Angst, aber viele Ecken haben ihren Schatten verloren.

Doch es geht auch anders. Wenn ein Mensch so sehr von seiner Angst vor dem Unbekannten beherrscht wird, dass er bald nicht mehr das Haus verlaesst. Die Angst vor dem Geldausgehen sorgt dafuer, dass bald an allem gespart wird und geknausert, bis zum Essen und an der Kleidung. Die Angst, fuer sich selbst verantwortlich zu sein, laesst so manchen erwachsenen bei Mutter zu Hause anhaften. Man kuemmert sich um alles und bald ist das eigene Leben auf die Fuehrsorge und Pflege ausgerichtet, obwohl sich Mutter bester Gesundheit erfreut. Wenn sie allerdings emsig damit beschaeftigt ist, das Leben vorzuschreiben und bestimmt, wann, was, wie gemacht wird, sollte die Nabelschnur schleunigst durchgeschnitten werden.

Die Angst auf fremde Menschen zuzugehen hemmt im taeglichen Leben, was beim einkaufen schon anfängt und bei Behörden- oder Arztgaengen in einer nervlichen und stressigen Katastrophe aendert. Viel Groeßer ist jedoch die Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen. Und aus Angst wird es gleich ganz vermieden. Derweil ist das Aufstehen und Zaehneputzen schon eine Entscheidung, bei denen man auch viel falsch macht, wenn sie gar nicht mehr getroffen werden.

Angst ist etwas unsichtbares, nicht greifbares, dass uns voll im Griff hat. Die Angst vor dem Versagen, die Angst vor dem Leben, die Angst vor der Liebe, die Angst vor Keimen, die Angst vor Unfaelle, die Angst vor dem Tod. Bei so viel Angst ist es eigentlich verwunderlich, dass der Homo Sapiens noch nicht ausgestorben ist, geschweige denn es ueberhaupt aus der Hoehle mit dem Feuer in der Hand heraus geschafft hat. Er haette ja draußen vom Blitz getroffen werden koennen.

Angst ist etwas, dass wir mildern koennen.

Ich hatte in meinem Leben viele Situationen, in denen ich Angst haben konnte. Nicht nur Angst vor dem alltaeglichen, auch Todesangst, die Nacht mit dem gewaltbereiten Monster nicht zu ueberleben. Und doch sind es diese Momente, wo so kostbar und wertvoll sind, weil wir hinter die Angst sehen koennen. Denn die Aufgabe der Angst ist nicht, uns schlottern zu lassen und klein zu halten. Die einzige Aufgabe der Angst ist es, uns beim Wachsen zu helfen. Ueber uns hinaus zu wachsen, unsere Faehigkeiten zu entdecken. Unser Leben zu verbessern.

Es gibt Momente im Leben, da kannst Du in so einer Angst zwei Entscheidungen treffen:

  • Du hoerst auf Deine Angst und tust nichts oder etwas panisches, was Dein Leben ruiniert.

oder

  • Du vertraust der Angst und triffst eine bessere Entscheidung. 

Wenn Du aus Angst handelst, handelst Du aus einem kleinen, tunnelbickartigen Bewusstsein heraus. Deine Atmung ist beschleunigt, Dein Puls rast und alles in Dir schreit nach Flucht. Doch es ist nicht die Situation, aus der Du fluechten willst, sondern vor dem Gefuehl (Achtung, nicht bei akuter Gefahr, das ist Flucht immer die beste Strategie!). Bei einem Streit, oder einer der unangenhmen Situation wie oben, willst Du weg vor dem Gefuehl der Angst. Du ertraegst dieses Gefuehl nicht und willst es beenden. Du drueckst es weg, schiebst die Situation von Dir und kannst ihr dennoch nicht entkommen. Jedes Mal, wenn ein Autor ein Buch veroeffentlicht, wirst Du auf Deine Angst hingewiesen. Jedes Mal, wenn ein anderer eine Gehaltserhoehung bekommen hat, wirst Du daran erinnert.

Eine bessere Entscheidung ist es, trotz der Angst zu handeln. Im schlimmsten Fall weißt Du, dass Du den Job wechseln musst. Oder Du findest heraus, dass schreiben doch nicht so Dein Ding ist. Und Du lernst dazu, immer. Beim ersten Kundengespreach hab ich mir noch halb in die Hose gemacht und gebetet, dass der Kunde ja sagt. Heute ist es ein routiniertes Gespräch. Genauso Vortraege fuer Vernissagen halten oder meine Arbeit zu praesentieren. Das erste Mal ist es ein Oh mein Gott, aber irgendwann wird es zur Uebung.

Wenn ich meinem damaligen Ich mit 25 erzaehlen wuerde, was das 37 Jaehrige ich kann und probiert, haette es sich aus Angst von der naechsten Bruecke geschmissen. Niemals. Es musste ein paar Jahre reinwachsen. Spannend wird es auf die Zukunft. Wir alle haben Laufen gelernt (schon wieder, ich weiß, aber ich liebe dieses einfache Beispiel). Wir waren nicht die ersten, die sich muesehlig ueber Generationen vom privaten zum Menschen Hochkaempfen mussten. Wir koennen das heute innerhalb von Monaten. Wir alle haben sprechen gelernt (es sei denn, wir haben ein Handycap). Wir alle haben irgendein Talent. Wir alle koennen uns irgendwie unser Essen zubereiten. Die meisten koennen Lesen und Schreiben. Es gab sicher in der Vergangenheit eine Gruppe, die vor all diesen selbstverstaendlichen Dingen Angst hatte. Der Typ, der die Kochstelle oder den ersten Herd erfunden hat, hatte sicherlich auch Angst, was die Welt dazu sagen wuerde. Dennoch ist er heute unverzichtbar.

Angst ist nicht real. Sie existiert nur in unserem Kopf und unserem Gefuehl, weil unser Gehirn (der faule Hund) auf Autopilot schaltet. Das Gehirn unterscheidet nicht, ob die Situation jetzt lebensbedrohlich ist, oder nur in unserem Kopf stress verursacht. Es reagiert indem es unsere Datenbank abgleicht und die Situation mit vergangenen bewertet. Wie alles im Leben, kann der Umgang mit der Angst gelernt werden. Sich in kleinen Dosen immer wieder Angstsituationen aussetzen, jeden Tag etwas tun, das Angst macht, hilft, gelassener zu werden. Denn trotz der Angst oder unangenehme Situationen sind wir Menschen, die auch die Sonne genießen duerfen.

Ein weiteres Hilfsmittel gegen die Angst ist es, ihr den Schrecken zu nehmen. Oben habe ich es mehrmals angesprochen. Als Kind haben wir auf unser Licht bestanden. Das Licht, dass die Dunkelheit vertreibt. Das Licht, was alles erhellt. Nehmen wir der Angst den Schrecken. Wie schaffen wir das? Indem wir uns bewusst machen, was im schlimmsten Fall passieren kann. Frage ich nach einer Gehaltserhoehung, um mehr Moeglichkeiten zu haben, kann mein Chef im schlimmsten Fall nein sagen. Schreibe ich ein Buch, kann es im schlimmsten Fall niemand lesen. Wenn ich etwas Verruecktes tue, kann ich im schlimmsten Fall ausgelacht werden. Alles bringt mich nicht um. Es sorgt nur fuer Gefuehle die unangenehm sind. Doch sie gehoeren zum Leben dazu.

Wenn ich weiß, was ihm schlimmsten Fall passieren kann, dann kann ich mich auch fragen, was ich im besten Fall Gewinne. Im besten Fall sagt mein Chef ja und dankt mir fuer die Frage, da er mir schon längst eine Gehaltserhoehung geben will. Im besten Fall wird mein Buch von einer Masse gelesen und ich entdecke meine Freude daran, Buecher zu schreiben. Im besten Fall traue ich mich immer mehr, mal verrueckte und außergewoehnliche Dinge zu tun und erlebe eine voellig neue Welt.

Es ist manchmal gut, sich zu erinnern, dass die Angst einfach ein Gefuehl ist, dass da sein will, um uns aufzufordern, unsere emotionale Grenze zu erweitern.

Spielweltv3-Angst

In der SpielWelt gibt es eine alte Legenda ueber ihre Schoepfung. Wie aus dem Tanz von Licht und Dunkelheit Leben entstand. Denn dazu ist die Angst da. Mit dem Licht zu tanzen und das Leben zu erhellen.

Wir sehen uns in der der SpielWelt, wach auf und veraender Dein Leben.

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