Angst essen Entwickler auf 1

Mir scheinen in der Branche zwei Modi vorzuherrschen, in denen entwickelt wird:

Modus #1, Sorglosigkeit: Es wird Code geschrieben, als gäbe es kein Morgen. Raushauen, was das Zeug hält. Gummi auf die Straße bringen. Den Coderevolver schneller ziehen als der eigene Schatten. Wichtig ist, dass der, der grad am lautesten schreit, möglichst schnell zufriedengestellt wird. Ob das dann eine Qualität hat, die Anwendern Freude macht, ist eine zweite Frage. Darüber macht man sich keine Sorgen. Es wird in den Tag hinein entwickelt. Kurzfristiger Erfolg ist wichtig. Langfristiger Erfolg wird als selbstverständlich angenommen oder ist irgendwie gar kein Thema.

Modus #2, Angst: Bevor Code geschrieben wird, werden die Implikationen aller Ramifikationen jeder Änderung länglich gewälzt. Es gibt immer viel zu bedenken. Da will zum Beispiel sorgfältig geprüft werden, was eine Veränderung für Auswirkungen auf die Sicherheit des Systems hat. Und ganz wichtig: Ist der gewählte Ansatz nicht doch zu speziell? Könnte er nicht erweitert und verallgemeinert werden, um dermaleinst auch noch unbekannte Anforderungen in der Zukunft eventuell leichter abzudecken? Und wie ist es mit Sonderfällen? Finden die schon genügend Berücksichtigung?

Beide Modi führen in die Lähmung.

Sorglosigkeit erzeugt Lähmung in naher oder mittlerer Zukunft. Denn dann ist der Code durch die sorglose Anhäufung unwartbar geworden. Für methodisches Vorgehen, Strukturplanung, Bemühen um Evolvierbarkeit war ja nie Zeit.

Angst erzeugt Lähmung in der Gegenwart. Man kommt vor lauter Überlegungen zu Unwahrscheinlichem und Unbekanntem nicht zum Wesentlichen, der Produktion von Code, der jetzt schon etwas nützt. Ultimativer Nutzen möglichst ohne Lücke in der Zukunft ist wichtiger.

Die sorglose Programmierung scheint in den letzten Jahren allerdings im Rückgang begriffen. Zum Glück. Der Diskurs über Softwarequalität im Allgemeinen und Testmethodiken und –tools im Speziellen hat etwas bewirkt.

Die angstgehemmte Programmierung hingegen ist immer noch weit verbreitet. Sie zeigt sich im Kleinen, wenn an jeder Ecke try-catch-Blöcke oder Code Contracts geschrieben werden. Und sie zeigt sich im Großen, wenn aus Anforderungen Dinge herausgelesen werden, die dort nicht stehen. Oder Anforderungen zwar als nicht explizit beschrieben erkannt, aber dennoch felsenfest ab-so-lut sicher vorhergesehen werden. Zeuge der Vorhersage ist dann die Erfahrung. Und verräterisch ist die Formulierung “Aber was, wenn XYZ so oder so wäre?”

Woher kommt nur diese Angst? Warum ist sie so unausrottbar?


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