Selten habe ich Angela dermaßen ratlos gesehen wie heute. Es ging um die Studie, dass deutsche Frau nicht erkennen, wenn ein Mann mit ihnen flirtet. Weniger als jede fünfte Frau würde Flirtversuche bemerken. Ja, wie soll man das erkennen?
Angela hat dann zum Telefon gegriffen und Verkehrsminister Dobrinth angerufen. Dieser Dobrinth – auch Mautesel genannt – ist ja wohl eine ziemliche Flachpfeife. Das kann ich deshalb sagen, weil es alle sagen im Kabinett. Und wenn es alle meinen, muss es ja stimmen. Angela hat ihn gefragt, ob das Thema Flirten in sein Ressort fallen würde. Wegen dem Verkehr und der späteren Babys.
Dobrinth hat gemeint, er wüsste nicht, was Angela meint. Da hat sie mit den Augen gerollt und sich Notizen auf ihrer Abschussliste gemacht.
Und mich hat sie gefragt, ob ich jemals beobachtet hätte, dass ein Mann sie angeflirtet hat. Sie würde wie die vielen anderen Frauen auch nichts merken. Bevor ich etwas zurückschnurren konnte, hat sie ihre berühmten Selbstgespräche begonnen, die ja dank NSA in Washington zu Partywitzen avanciert sind.
Ja, der Rajoy, also der spanische Regierungschef, wäre zwar etwas steif, aber irgendwie auch recht charmant. Beim letzten Treffen hätte er sie am Ärmel berührt. Dabei sei ihr etwas wärmer geworden und sie hätte vergessen, ihre Hände wie einen Schneeflug zu falten. Und ihr linkes Bein hätte gezittert. Deshalb würde sie jetzt auch abnehmen. Ob es schon zu sehen sei?
Ich habe dann Angela geraten, Rajoy anzuflirten und ihm vielleicht ein Kompliment zu machen. Das würde bei Männern gut ankommen. Oh, das hätte sie nicht gewusst.
Sie könne Rajoy sagen, dass er einen schönen Bart und einen tollen Hintern hat. Ja, das würde sie ihm beim nächsten Treffen sagen. Wirklich? Wirklich. Sie könnte es ja schon mal bei Dobrinth oder Seehofer üben. Dass sie schöne Schuhe hätten. Seehofer wäre ja ziemlich eitel. Dobrinth aber auch.
Ich habe sofort meine Kollegin in Madrid per Catbook angemorst. Sie wird mir vom nächsten Treffen Merkel-Rajoy berichten. Ich bin ja dermaßen gespannt.
Über den Autor:
Herbert Prange, Jahrgang 1951, hat zwei Studiengänge absolviert. Sport und Kunst sowie Psychologie, Pädagogik, Soziologie. Er arbeitet erfolgreich als Psychologie-Referent und Management-Berater vor allem für Mediziner. Unter anderem ist er auch als Mentaltrainer tätig. Er ist Autor von Ratgebern und Publikationen im Management-Bereich.