Andy Weir: Der Marsianer

Wolfgang Krisai: Auf einem fremden Planeten. Abklatschtechnik und Collage.Wieder einmal ein angenehm spannender Science-fiction-Roman: „Der Marsianer“ von Andy Weir. Bei diesem 500-Seiten-Roman handelt es sich um eine Robinsonade des 21. Jahrhunderts: Ein Astronaut wird bei einer Marsmission allein auf dem Roten Planeten zurückgelassen, weil seine Kollegen ihn für tot halten. Doch Mark Watney ist nicht tot, nur verletzt. Als seine Crew-KollegInnen per MRM (Mars-Rückkehr-Modul) zum Mutterschiff aufgestiegen sind, wacht Watney aus der Bewusstlosigkeit auf und stellt fest: die Antenne, die ihn während des Sturms, vor dem die Crew flüchten musste, getroffen hat, steckt zwar in seiner Hüfte, das Blut hat aber den Raumanzug notdürftig verschlossen, sodass er sich in die „Wohnkuppel“ zurückschleppen kann.

Ein Robinson auf dem Mars

Wie weiland Robinson macht sich Watney – zum Vorteil für den Leser – als allererstes daran, von nun an alles in einem Mars-Logbuch festzuhalten, das er in einen Computer tippt. Minutiös genau erfahren wir also, was Watney alles ausheckt, um zunächst am Leben zu bleiben und schließlich zu jenem bereits auf dem Mars abgestellten MRM zu gelangen, mit dem in vier Jahren eine weitere Crew vom Mars zur Erde zurückkehren soll.

Bis dahin hofft er, mittels einer mühsam angelegten Kartoffelkultur und einiger Vorräte sowie aus Raketentreibstoff gewonnenen Wassers überleben zu können.

Hoffnung auf Bergung

Der Roman besteht jedoch nicht nur aus Watneys Tagebucheintragungen, sondern ab Seite 77 kommt Schauplatz Erde hinzu. Auf Satellitenfotos ist nämlich, wie eine aufmerksame NASA-Mitarbeiterin bemerkt, deutlich zu erkennen, dass Watney noch leben muss und sich auf dem Mars irgendwie einrichtet. Damit besteht für die NASA die Hoffnung, ihn lebend bergen zu können. Nur wie?

Es dauert einige Zeit, bis Watney in der Lage ist, mit einem seiner beiden Mars-Rover zu einer ausgedienten Marssonde zu gelangen, die ein noch funktionierendes Funkgerät hat, mit dem er Kontakt zur Erde aufnehmen kann.

Watney vermasselt es – fast

Nun arbeiten Watney und NASA an einer Rettungsaktion. Watney vermasselt das allerdings fast, da er durch einen Kurzschluss das Funkgerät ruiniert. Nun ist er wieder auf sich allein gestellt. Einziger Unterschied: Mittels aus Steinen aufgelegten Morsezeichen, die auf Satellitenbildern zu erkennen sind, kann er der NASA kurze Mitteilungen machen.

Auf der Erde arbeiten unzählige Spezialisten daran, Watney zu retten. Der Roman thematisiert auch die Frage der Rentabilität so einer kostenintensiven Rettungsaktion: Der Mensch sei von Natur aus so angelegt, dass er ohne Rücksicht auf den Aufwand einen anderen, der in Not geraten ist, hilft. Nun ist das eben die teuerste und schwierigste Rettungsaktion der Weltgeschichte.

Die Crew auf dem Mutterschiff, das inzwischen schon wieder auf dem Heimweg zu Erde ist, kann übrigens ihren „Fehler“ wieder gutmachen und zum Mars zurückfliegen, um Watney heimzuholen.

Immer neue Zwischenfälle

Andy Weir bedient sich vor allem zweier Mittel, um den Leser bei der Stange zu halten:

Erstens geschickt eingesetzter und einfallsreicher Spannungssteigerung durch immer neue Zwischenfälle. Kaum atmet man auf, weil ein Unbill überstanden ist, bricht schon das nächste über den Marsianer herein. Natürlich weiß man: Dieser Roman muss gut ausgehen. Aber wie? Das macht die Spannung aus.

Unverwüstlicher Humor

Zweitens ist da Mark Watneys unverwüstlicher Humor, der für Heiterkeit trotz aller Gefahr sorgt. Dennoch ist Watney kein trottelhafter Witzbold, das wäre für einen Astronauten wenig glaubwürdig, sondern ein intelligenter Kerl, der seine Kenntnisse als Botaniker und Ingenieur geschickt einsetzt, aber nicht zuletzt wegen seines optimistischen Gemüts von der NASA für die Marsmission ausgewählt wurde. Dadurch unterscheidet sich Watney auch von seinem „Vorfahren“ Robinson, denn Defoes berühmter Held hat viele gute Eigenschaften, aber Humor, so weit ich mich erinnere, überhaupt nicht.

Die Verfilmung

Ich habe mir inzwischen die Verfilmung des Romans (Regie: Ridley Scott) angesehen. Interessant: Während sich der Film ziemlich getreu an die erste Hälfte des Romans hält, wird der Rest radikal zusammengestrichen. Im Film ruiniert Watney nämlich das Funkgerät nicht, wäre also weiterhin in direktem Kontakt mit der NASA, nur spielt das ab dann kaum noch eine Rolle. Der Film funktioniert trotzdem, allerdings bedauert man als Leser des Romans, dass viele interessante und spannende Momente aus dem Roman im Film nicht vorkommen. Dafür gibt es eine Art Epilog, der wiederum im Buch nicht vorkommt. Sehen wir es so: Wer zuerst den Film sieht, kann den Roman danach immer noch mit Spannung lesen.

Andy Weir: Der Marsianer. Rettet Mark Watney. Roman. Heyne-TB. Heyne, München, 2015. Amerikanisches Original: 2011. 508 Seiten.

Bild: Wolfgang Krisai: Auf einem fremden Planeten. Abklatschtechnik und Collage. – Dieses Bild fertigte ich vor vielen Jahren als Beispiel für den praktischen Kunstunterricht an.


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