ANDERE LÄNDER, ANDERE SPÄSSE

ANDERE LÄNDER, ANDERE SPÄSSE

„Er hat mir in den Teller gespuckt“, sagte Armin und legte die Gabel wieder ab. Wir saßen in einem kleinen Restaurant, nicht weit vom Sanatorium.

„Das ist normal“, scherzte ich, „das macht er doch bei jedem so.

„Ob die den Touristen auf den Malediven auch in den Teller spucken?“

„Was meinst du damit?“ Ich konnte seinem Gedankensprung nicht folgen.

„Gestern habe ich in der Zeitung gelesen, dass sie einem Paar, das seinen Hochzeitsschwur erneuern wollte, bei der Zeremonie in einheimischer Sprache ganz üble Dinge gesagt haben. Das scheinen sehr heimtückische Menschen zu sein, dort unten.“

Ich hatte die Story auch gelesen und sie schien in der Retrospektive doch einige seltsame Beobachtungen, die ich  auf diesen Inseln gemacht hatte, zu erklären.

„Ach was. Das ist eben ein lustiges Volk. Die wollen doch auch nur ihren Spaß haben und sie haben ja nichts als Fische und Touristen. Spaß mit Fischen ist ziemlich langweilig, da sind die Touris schon interessanter.“

„Aber sie können doch nicht ihre Gäste als Schweine bezeichnen und ihnen alles Schlechte wünschen! Zumindest nicht in einer solchen Zeremonie!“

„Die haben ja nichts davon mitgekriegt und haben diesen Hokuspokus genossen. Es spielt keine Rolle was man sagt, sondern nur was man hört. Außerdem war es ziemlich einfältig, sich einer solchen Zeremonie auszusetzen und dafür noch 1300 Dollar zu zahlen.“

„Wieso, ich finde das romantisch.“

„Für Romantik braucht es keine Malediven, keine Zeremonie in einer fremden Sprache und schon gar keine dreizehnhundert Dollar. Mit etwas Fantasie bekommst du das hierzulande zum Nulltarif.“

„Denkst du, dass die das dort mit allen so machen?“

„Vermutlich schon. Es scheint ein landesüblicher Spaß zu sein. Rau wie das Meer.“

„Dann spucken sie auch in die Teller?“

„Wenn der Koch auch so ein Spaßvogel ist: Ja. Andere Länder, andere Späße. Das sollte man wissen, wenn man reist.“

Armin überlegte einen Augenblick. Dann sagte er:

„Ich bin sicher, dass er mir rein gespuckt hat.“ Er schob seinen Teller in die Mitte des Tisches. Der Wirt an der Theke hatte seine Arme in die Seiten gestemmt und beäugte uns misstrauisch. Er sah nicht spaßig aus.

„Jeder glaubt, was er glauben will.“ Ich zuckte resignierend die Schultern. „Aber an deiner Stelle würde ich jetzt dein Schweineschnitzel essen, sonst kommt der Wirt und veranstaltet mit dir eine Zeremonie.“

Wieso in die Ferne schweifen, die guten Träume liegen doch so nah. Euer Traumperlentaucher.

Bild: Male, Hauptstadt der Malediven



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