An die Lebenden Von Günter Verdin

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Da liegen sich die Kranken wund
und atmen
aus Schläuchen den Rest von Leben
antworten mit mäßigen Impulsen
auf lästige Anfragen
aus elektronischen Geräten.
Ratlos zeichnen Stifte
ihre zickgezackten Kurven
ratlos tröpfeln
Aufbaustoffe in die Venen.
Über Katheter zuckelt
irritiert Urin
Kot fließt gezeitenlos
ins ohnmächtige Linnen.
Da wundern sich die Kranken liegend
was da wohl auf dem Spiel stehe.
Mit aufgerissenen Augen
geben sie Signale
und geizen nicht
mit letzten
mißzuverstehenden Worten.
Aus allen Poren schwitzen sie
Befehle - keine Bitten! -
Befehle, die die Hilflosigkeit
verbieten, und die Übermacht
der Helfer mit dem Zeitmaßstab.
Wir sind Geweihte
schreien tonlos Lippen
und Sehende
mit Augen, die sich für immer schließen.
Wir sind Wissende
auch wenn die Hände
resignierend ineinandersinken.
Wir sind das Gesetz
belfert es mit dem Blutsturz
aus dem angegriffenen Gewebe.
Wir sind die Macht
denn alles Leben zieht sich fest
in unserm Bann.
Wir sind der Trost,
rumort ein angekrebster Magen,
der viel auf seine Metastasen hält.
Wir sind der Sinn,
wimmert ein Menschenleib
der sich zum Fragezeichen krümmt.
Denn wir sind jener Teil
der euch zum Ganzen fehlt.
Und siehe
was ein krankes Hirn
so alles träumt:
auf einer blutübersäten Wiese
taumeln
Totlebendige.
(Gemälde von Ferdinand Hodler. "Valentine Gode-Darel" -1914. )


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