Amyl And The Sniffers
„Amyl And The Sniffers“
(Rough Trade)
Dann wenn es ungemütlich wird, dranzubleiben, das ist hier nicht ganz unwichtig. Und ungemütlich im Sinne von irritierend wird es mit Amy Taylor schnell. Die schlagfertige Frontfrau der australischen Punkband mit der blondierten Vokuhila-Frise auf der Bühne zu sehen, ist ein derart explosives Erlebnis, dass man es wohl nicht so schnell vergißt. Und es gibt wohl keinen Ort, wo sie lieber ist als genau dort. Was sie dort an roher Energie auspackt, an Lautstärke, Schweiß, ist archaisch, ist Rock’n Roll. Joan Jett, Patti Smith, die frühe Debbie Harry vielleicht, das sind die Koordinaten, in denen sich Taylor bewegt. „I’m an angry person“, hat sie dem Magazin Loud And Quiet gesagt, „I’m not going to apologize for that, that’s just who I am. It’s bit like being a champagne bottle; if you don’t pop the lid off every now and then, the whole thing will eventually explode.”
Das tut es natürlich trotzdem, aber die Schäden sind überschaubar. An gleicher Stelle sagt sie wenig später noch: „I could fucking choke a guy out and people would love it!“ Soviel zum Spannungverhältnis zwischen ihr und dem Publikum – auf der einen Seite ist es für Kerle grundsätzlich befremdlich, Frauen zu erleben, die kein Problem damit haben, nicht nur selbstbewußt, sondern auch ordinär, sexistisch und brutal zu sein, schließlich ist das doch gewohnheitsmäßig eher die männliche Domäne. Andereseits ist es durchaus faszinierend, diese Explosionen und Eruptionen aus einem Abstand von ein, zwei Metern mitzuerleben, sollte man unbedingt tun. Doch auch die vorliegende Platte gibt schon einen ordentlichen Eindruck davon, was diese Band ausmacht und später live zu erwarten ist. Groß rumgeeiert wird hier nicht, es geht mit dem ersten Takt (und gleich einem feinen Instrumental-Intro) mächtig zur Sache – dreckige Pup-Punk-Riffs für die dunklen, versifften, vollgestopften Provinclubs (obwohl sie ja jetzt auf den großen Festivals spielen), Feuer frei.
Großgeworden ist sie in einer Art Hippie-Eldorado namens Mullumbimby, Vater Kranführer, einfachste Verhältnisse, ziemlich früh ziemlich frech, oft allein unterwegs und bereit, den großen Jungs bei Problemen eine vor den Latz zu geben. Das Leben von der Hand im Mund ist ihr also nicht fremd, nicht nur bei „Gacked On Anger“ macht sie ihrem Ärger Luft: “I'm working off my ass, every single day, for the minimum wage and I don't get paid. I don't have a house, I can't pay the rent, I'm sleepin' on the floor, in a car, in a tent - I just don't think I'm stressed about money, 'cause I'm gacked on anger.” Elf wunderbar wütende Brachialknaller von einer Frau also, die weiß, wie man sich wehrt und ebenso, wie man sich unmißverständlich ausdrücken muß, damit es auch der letzte Trottel kapiert. Bleibt, ganz in diesem Sinne, nur noch ein herzliches „GFY“.
30.05. Dudingen, Bad Bonn Kilbi
12.06. Hannover, Café Glocksee
13.06. Leipzig, Ilses Erika
16.06. Mannheim, Maifeld Derby
18.06. Dresden, Groove Station
20.06. Berlin, Kantine Berghain
„Amyl And The Sniffers“
(Rough Trade)
Dann wenn es ungemütlich wird, dranzubleiben, das ist hier nicht ganz unwichtig. Und ungemütlich im Sinne von irritierend wird es mit Amy Taylor schnell. Die schlagfertige Frontfrau der australischen Punkband mit der blondierten Vokuhila-Frise auf der Bühne zu sehen, ist ein derart explosives Erlebnis, dass man es wohl nicht so schnell vergißt. Und es gibt wohl keinen Ort, wo sie lieber ist als genau dort. Was sie dort an roher Energie auspackt, an Lautstärke, Schweiß, ist archaisch, ist Rock’n Roll. Joan Jett, Patti Smith, die frühe Debbie Harry vielleicht, das sind die Koordinaten, in denen sich Taylor bewegt. „I’m an angry person“, hat sie dem Magazin Loud And Quiet gesagt, „I’m not going to apologize for that, that’s just who I am. It’s bit like being a champagne bottle; if you don’t pop the lid off every now and then, the whole thing will eventually explode.”
Das tut es natürlich trotzdem, aber die Schäden sind überschaubar. An gleicher Stelle sagt sie wenig später noch: „I could fucking choke a guy out and people would love it!“ Soviel zum Spannungverhältnis zwischen ihr und dem Publikum – auf der einen Seite ist es für Kerle grundsätzlich befremdlich, Frauen zu erleben, die kein Problem damit haben, nicht nur selbstbewußt, sondern auch ordinär, sexistisch und brutal zu sein, schließlich ist das doch gewohnheitsmäßig eher die männliche Domäne. Andereseits ist es durchaus faszinierend, diese Explosionen und Eruptionen aus einem Abstand von ein, zwei Metern mitzuerleben, sollte man unbedingt tun. Doch auch die vorliegende Platte gibt schon einen ordentlichen Eindruck davon, was diese Band ausmacht und später live zu erwarten ist. Groß rumgeeiert wird hier nicht, es geht mit dem ersten Takt (und gleich einem feinen Instrumental-Intro) mächtig zur Sache – dreckige Pup-Punk-Riffs für die dunklen, versifften, vollgestopften Provinclubs (obwohl sie ja jetzt auf den großen Festivals spielen), Feuer frei.
Großgeworden ist sie in einer Art Hippie-Eldorado namens Mullumbimby, Vater Kranführer, einfachste Verhältnisse, ziemlich früh ziemlich frech, oft allein unterwegs und bereit, den großen Jungs bei Problemen eine vor den Latz zu geben. Das Leben von der Hand im Mund ist ihr also nicht fremd, nicht nur bei „Gacked On Anger“ macht sie ihrem Ärger Luft: “I'm working off my ass, every single day, for the minimum wage and I don't get paid. I don't have a house, I can't pay the rent, I'm sleepin' on the floor, in a car, in a tent - I just don't think I'm stressed about money, 'cause I'm gacked on anger.” Elf wunderbar wütende Brachialknaller von einer Frau also, die weiß, wie man sich wehrt und ebenso, wie man sich unmißverständlich ausdrücken muß, damit es auch der letzte Trottel kapiert. Bleibt, ganz in diesem Sinne, nur noch ein herzliches „GFY“.
30.05. Dudingen, Bad Bonn Kilbi
12.06. Hannover, Café Glocksee
13.06. Leipzig, Ilses Erika
16.06. Mannheim, Maifeld Derby
18.06. Dresden, Groove Station
20.06. Berlin, Kantine Berghain