Am Ende des langen Weges ist nicht mehr viel Energie übrig. Der Hallesche FC, als Aufstiegsanwärter in die Regionalligasaison gestartet und schon im Winter mit der Aussicht zufrieden, bis zum Sommer irgendwie halboben mitspielen zu können, hat sich vier Tage nach dem gewonnenen Landespokalfinale mit einer weiteren Heimniederlage aus dem Notstadion in Halle-Neustadt verabschiedet. Nach einem 0:3 gegen Kiel und einem 0:2 gegen den HSV hieß es auch gegen Wolfsburg wieder 0:2 - drei der vier letzten Heimauftritte wurden damit verloren. Mehr als in der gesamten vorvorigen Saison.
Dass es so nicht weitergehen kann, ist klar. Deshalb auch vor dem Anpfiff eine große Verabschiedungsorgie. Mit Thomas Neubert geht der Westernhagen des deutschen Fußballs und ehemalige Fußballgott, mit Christian Kamalla der am längsten aktive HFC-Spieler, mit Selim Aydemir der launische Zauberer, der nach Höherem strebt, mit Phillip Schubert ein Mann, auf den immer Verlass war. Dazu scheiden der langzeitverletzte Siebert, die einst als Stürmer verpflichteten Markus Müller und Alan Lekavski und Ronny Hebestreit, der seine Karriere beendet.
Mindestens acht neue Leute wie Trainer Sven Köhler aber auch brauchen, will er mit dieser Mannschaft wirklich mal um den Aufstieg mitspielen. Zwar hat Halle gegen Wolfsburg die ersten 30 Minuten für sich, dann aber foult VfL-Keeper Hitz Marko Hartmann im Strafraum. Er sieht Rot, den fälligen Elfmeter verschießt diesmal Nico Kanitz. Zuletzt hatte das Benjamin Boltze erledigt, wenn auch nicht so spektakulär: Kanitz hat den Ball krachen an die Latte.
Der HFC spielt trotzdem gefällig weiter, der vierte Treffer im Monat Mai scheint nur eine Frage der Zeit. Bis ein Wolfsburger auf links durchläuft und schießt, Tom Butzmann noch den Fuß an den Ball bekommt. Und Torwart Darko Horvat, der schon in die andere Ecke fällt, damit schulbuchmäßig überlistet.
Es sind die Hallenser, die heute das Spiel entscheiden. Während die Wölfe in Unterzahl versuchen, den Vorsprung zu halten, spielt Halle breit und quer und nur gelegentlich gefährlich nach vorn, angetrieben zumeist von Marco Hartmann, Telmo Texeira und Toni Lindenhahn, den drei einzigen in Rotweiß, denen anzusehen ist, dass sie gern nochmal gewinnen würden.
Sven Köhler will dann aber noch Christian Kamalla (Foto oben) Gelegenheit geben, sich vom Publikum zu verabschieden, vor dem seit 1990 gespielt hat. "Malle", berühmt für seine kompromisslose Art, den Ball ins Aus zu schlagen, kommt nach der Halbzeitpause. Er ist neun Minuten auf dem Platz, als ihm ein grandioser Fehlpass vor dem eigenen Strafraum gelingt. Polter ist zur Stelle und macht das 0:2.
Das wars dann auch. Lindenhahn hat eine Kopfballchance, Butzmann ebenso, selbst Kamalla schießt aufs Tor und der eingewechselte Pavel David versucht es sogar mit einem Fallrückzieher. Näher als bis auf einen Meter aber kommt der Ball nicht an die Wolfsburger Torlinie, auch nicht, als Markus Müller eingewechselt wird.
Das zähe Auslaufen am Ende einer allein schon wegen des jämmerlichen Ausweichsportplatzes quälenden Saison zieht sich so strahlendem Sonnenschein hin wie ein grauer Landregen. Nichts geht mehr da unten, auch wenn sich Hartmann immer wieder müht. Ein Spiel letztlich wie die ganze Saison, die die mit der schlechtesten Bilanz seit dem Aufstieg in die Regionalliga werden wird. Unter denen, die da auf dem Platz stehen, sind etliche, mit denen man nie absteigen wird. Aber fürs Aufsteigen sorgen werden die müssen, die noch gar nichts davon wissen.