Am Anfang eines neuen Tages
Lynn Austin
Francke, 2013
978-3868273632
15,95 €
Die Weatherlys hatten alles – wunderschöne Tochter, eine große Plantage, einen stolzen Sohn und viele Sklaven. Doch dann kam der Krieg, die Männer mussten in den Krieg und starben, Besitz ist nicht mehr wichtig. Josephine, ihre Schwester Mary und ihre Mutter kämpfe,n um wieder etwas Normalität einkehren zu lassen. Aber was passiert, wenn ein Südstaatler und ein Nordstaatler sich verstehen, wenn die Sklaven die Farm verlassen und Missgunst die Seelen verpestet?
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Der Leser ist sofort gefesselt, denn selten trifft er so einen starken und hingebungsvollen Charakter wie die junge Josephine. Sie ist anders, denn ihre Mutter hat Angst vor Veränderungen und sieht den Wandel ihrer Welt nicht und ihre Schwester ist noch zu jung, um einige Dinge zu verstehe. Josephine will die Ärmel hoch krempeln und sich nichts sagen lassen. Nicht immer funktioniert es so gut, wie sie gerne möchte. Aber manchmal geht sie mit dem Kopf durch die Wand und das gefällt mir.
Auch sehr schön waren die Darstellungen des Sklavenlebens und der Sklaven selbst. Mir wurde immer wieder vor Augen gehalten, wie sehr sie Menschen sind, die jahrelang gelitten haben, um zu dienen. Immer wieder merkt man, dass Josephine ihnen helfen möchte, aber nicht kann und darf.
Die anderen “weißen” Charaktere waren alle sehr gut abgestimmt. Einer böse, einer zweifelnd konnte ich mich gut mit ihnen identifizieren und/oder sie hassen.
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Virginia als Kulisse in der Zeit des Bürgerkriegs reizt mich immer. Nicht nur seit “Vom Winde verweht” ist das eine Thematik, die viel Aufsehen erregt und gut verarbeitet werden kann. Mehr nebenbei werden ihr einige Wälder beschrieben, denn die Handlung spielt meist auf der Farm der Weatherlys oder in der kleinen Stadt.
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Ein Krieg verändert vieles und auch der Bürgerkrieg und das Ende der Sklaverei ist vielen ein Begriff. Doch dieses Buch wirft einen viel eindringlicheren Blick auf die Veränderungen der Sklaven, als es alle Romane bisher getan habe. Sie wirken manchmal so verzweifelt und allein gelassen, dass der Leser mit ihnen leidet, aber auch mit ihnen nachdenkt.
Zusätzlich zu der Sklaventhematik gibt es etwas Liebe gemixt mit starkem Willen. Außerdem entwickeln sich fast alle Charaktere sehr stark innerhalb der Geschichte. Diese Veränderungen sind aber nicht willkürlich, sondern sind gut nachvollziehbar und liebevoll durchdacht.
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Am der Gestaltung des Covers gibt es nicht viel zu meckern. Es passt zum Inhalt und auch Josephine ist recht gut getroffen, meine Vorstellung von ihr kommt der Dame auf dem Umschlag sehr nahe.
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Wie immer schafft Lynn Austin es kirchliche Werte zu vermitteln, ohne aufdringlich zu wirken. Sie sind eigentlich so nebensächlich, dass sich niemand davon abschrecken lassen sollte. Die Kulisse und die Charaktere bilden ein harmonisches Bild und die Geschichte lädt dazu ein, lebendig in dieser Zeit zu versinken und gerührt wieder nach der letzten Seite aufzutauchen.
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