Warm und sonnig, aber nicht mehr heiß
Vielleicht ist er nun schon vorbei, vielleicht können wir noch ein paar Tage die meiner Überzeugung nach die beste Jahreszeit überhaupt genießen: Es geht um den Altweibersommer!
Wenn die große Hochsommerhitze vorüber ist und die Nächte wieder angenehm kühl werden, erleben wir meistens ein mehr oder weniger stabiles Hochdruckgebiet, dass das sich nun färbende Laub in allen Tönen erstrahlen lässt.
Woher kommt die Bezeichnung ‚Altweibersommer‘?
Über die Herkunft dieser Bezeichnung kann man nur mutmaßen.
Vielleicht rührt er daher, weil dies nun die Zeit ist, in der sich Frauen in den besten Jahren, wir „alten Weiber“ also, wieder nach draußen in die Sonne trauen? Denn die meisten von uns vertragen ja die Hitze im Sommer nicht mehr ganz so gut. Aber dieser Erklärungsversuch ist rein spekulativ.
Wahrscheinlicher ist aber, dass man sich hier auf die Spinnfäden bezieht, welche nun ganz besonders fein silbrig – wie das Haar alter Frauen – zu entdecken ist, wenn an ihnen in der Morgensonne die Tautropfen glitzern.
Manchmal wird diese Jahreszeit auch als ‚Goldener Oktober‘ bezeichnet, was natürlich auch eine schöne Umschreibung ist. Aber war das nicht auch einmal der Markenname eines Weines, der wegen zu hohem Glyzeringehalt in Verruf geraten ist?
Indian Summer und so
Den Altweibersommer kennt man nicht nur in Deutschland. In Polen nennt man ihn Babie Lato (Weibersommer), in Finnland Ruska-Aika (Zeit der Braunfärbung) und in Schweden vom Brittsommar (Birgitta-Sommer). In Amerika und Kanada spricht man Indian Summer, wenn sich dort die gigantischen Waldflächen bunt färben. Natürlich träumen viele Menschen (ich auch) davon, ein solches Naturphänomen einmal live zu erleben. Aber eigentlich reicht es auch aus, wenn man sich an einem sonnigen Tag den nächsten heimischen Laubwald aufsucht und hier die letzten Sonntenstrahlen genießt.
Ist der Begriff ‚Altweibersommer‘ beleidigend?
Tatsächlich hat einmal eine 77jährige Frau gegen die Bundesrepublik Deutschland geklagt, weil sie sich durch die Verwendung des Begriffs ‚Altweibersommer‘ in ihrer Ehre als Frau diskriminiert fühlt. Schließlich sei auch der Begriff ‚Weib‘ negativ belegt, es sei eine abfällige Äußerung gegenüber Frauen.
Das Landgericht Darmstadt hat dann 1998 in einem Richterspruch beschieden, dass dem nicht so sei. Man darf also weiterhin vom Altweibersommer sprechen, ohne gleich eine Klage zu riskieren (auch Männer dürfen diese Bezeichnung weiterhin verwenden!)
Da mir das ganze Getue um ‚Political Correctness‘ ziemlich auf die Nerven geht, begrüße ich dieses Urteil sehr.
Denn das Wort ‚Weib‘ wurde schon im Mittelalter verwendet und damals hatten Frauen meistens einen schweren, rechtlosen Stand. Hätte man damals für sie statt dem Begriff ‚Weib‘ ein anderes Wort verwendet, zum Beispiel ‚Himbeerjogurt‘ hätte auch diese Bezeichnung im Laufe der Zeit einen negativen Touch erhalten.
Politisch korrekt könnte man natürlich ‚alte Weiber‘ folgendermaßen ersetzen: „Menschen, mit beendeten Menstruationshintergrund“. Wem als das ‚Weib‘ oder ‚Altweib‘ in ‚Altweibersommer‘ immernoch als zu despektierlich erscheint, kann diesen Begriff nun gerne austauschen.
Ich werde es nicht tun! Aber wenn ihr bei Twitter mitmacht, dürft ihr gerne diesen Tweet veröffentlichen:
Altweibersommer oder Sommer für Menschen mit beendeten Menstruationshintergrund?…
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Habt eine schöne Zeit während der letzten sonnigen Herbsttage! Der Winter wird uns noch früh genug auf die Nerven gehen.