Altersarmut ist kein Versehen, sondern Absicht

Natürlich ist der ausgerechnet von der Bild-Zeitung aufgedeckte Renten-Schock kein Schockerlebnis im eigentlichen Sinne, sondern die logische Konsequenz aus der asozialen Politik, die in Deutschland schon seit längerer Zeit exekutiert wird – wie auch Wolfgang Lieb auf den Nachdenk-Seiten schreibt. Interessant übrigens auch, dass 36 Prozent der glücklichen Inhaber regulärer Vollzeitstellen heutzutage nur 2500 Euro pro Monat oder weniger verdienen. Was einem Stundenlohn von etwas über 14 Euro entspricht, von dem viele froh wären, ihn zu überhaupt bekommen, obwohl das keineswegs ein Luxuslohn ist, wie sich gerade wieder zeigt.

Noch gar nicht zu reden von denen, die zu Billiglöhnen arbeiten müssen und/oder nur Teilzeitjobs bekommen – oder gar nicht für Geld arbeiten dürfen. Das heißt im Umkehrschluss, dass es in Zukunft nur noch einer Minderheit von Besser- und Gutverdienern gelingen wird, auf eine Rente zu kommen, die über der armseligen Grundsicherung liegt und somit den Lebensunterhalt sichert.

Auch so eine Rentnerin, die sich noch etwas hinzu verdienen muss.

Auch so eine Rentnerin, die sich noch etwas hinzu verdienen muss. (Ja, das ist Tina Turner, 2009 in der o2 World Berlin)

Und mit einem schlauen Trick, der mal wieder typisch von der Leyen ist, werden viele der wenigen, die es überhaupt noch schaffen, mindestens 30 Jahre in die Rentenversicherung einzuzahlen, auch gleich wieder draußen gehalten: Wer von denen, die ohnehin kaum genug verdienen um sich oder gar eine Familie über Wasser zu halten, hat denn auch noch etwas für eine private Zusatzvorsorge übrig?! Aber abseits dessen ist beschlossene Sache, dass die kommenden Rentner-Generationen nicht nur nicht skandalös überversorgt werden, wie man es mit denen getan hat, die vor 20 Jahren gegen ein komfortables Schmerzensgeld mit Ende 40 in den Ruhestand geschickt wurden (mir sind persönlich solche Fälle bekannt, das habe ich nicht erfunden). Sie werden im Grunde gar nicht mehr versorgt. Denn arme Rentner sind welche, auf die man getrost verzichten kann.

Noch sind Rentner eine mit reichlich Geld ausgestattete Klientel, die entsprechend umworben wird – Rentenkürzungen mutet man nur denjenigen zu, die derzeit für die Versorgung der bereits vorhandenen Rentner geschröpft werden. Ja, es gab ein paar Nullrunden, ich weiß. Und es gibt auch heute schon arme Rentner – insbesondere Frauen, die den Kindern zuliebe zu Hause geblieben und am Ende irgendwie übrig sind. Wenn der Mann dann gestorben oder mit einer jüngeren abgehauen ist, zeigt sich, dass eine eigene Altersvorsorge schon ganz gut gewesen wäre, Haushalt und Kinder hin oder her. Aber dann ist es zu spät. Und künftig wird es neben noch mehr armen Rentnerinnen – es gibt ja noch immer Frauen, die der Kinder wegen nicht arbeiten gehen (können) – auch noch eine Menge arme Rentner geben, weil eben auch Durchschnittverdiener es nicht mehr schaffen, innerhalb eines langen Arbeitslebens genug für den Ruhestand zusammen zu kriegen.

Nun halte ich es dennoch für eine schlechte Idee, einfach eine Korrektur dieser objektiv miesen “Reformen” zu fordern, wie das etwa die Autoren der Nachdenkseiten tun. Denn damit unterstellen sie unserer Herrschaft, dass sie zur Vernunft kommen könnte, was ich für ausgeschlossen halte. Hätten die regierenden Politiker gewollt, dass die Menschen in diesem System nach ihrem Arbeitsleben eine würdige Versorgung bekommen, dann hätten sie schließlich dafür gesorgt – es zeigt sich ja immer wieder, dass die Regierung sehr wohl in der Lage ist, die Klientel, die ihnen am Herzen liegt, gut zu versorgen.

Aber die Masse der Menschen, die in diesem Land unter wenig optimalen Bedingungen dazu beitragen darf, den Reichtum der Besitzenden zu mehren, liegt ihnen ganz offensichtlich nicht am Herzen. Dafür aber die Vertreter der Versicherungswirtschaft – das sind nämlich diejenigen, die von von der Leyens Plänen am meisten profitieren werden.

Das bedeutet, dass unsere Politiker einfach mal die falsche Adresse für Verbesserungsvorschläge sind – und, da darf man sich nichts vormachen – zwar so gut alle. Auch SPD und Grüne (bei der Linken mag es einige geben, denen man ernsthaft damit kommen kann und klar, auch bei der DPK, aber wer wählt die denn?!) Die haben schließlich mit den Hartz-Reformen angefangen und damit Verarmungsprogramme auf den Weg gebracht, die sich die Schwarzgelben damals so nicht getraut hätten. Und die werden weitere Verarmungsprogramme genauso durchexerzieren, wie das ihre Kollegen von der aktuellen Regierung tun. Wer etwas gegen die Zustände in diesem Land tun will, muss sich an die Menschen wenden und nicht an die Volksvertreter. Nein, ich weiß auch noch nicht, wie das gehen soll. Fakt ist aber, und das kann man auch in sämtlichen Eurokrisen-Ländern studieren, dass keine Regierung das Wohl der kleinen Leute im Auge hat, sondern alle nur bestrebt sind, die Forderungen des Kapitals zu bedienen. Helfen würde nur, wenn sich eine Mehrheit einfach verweigern würde, sich weiterhin auf diese schäbige Weise benutzen zu lassen. Wenn man von einem Vollzeitjob nicht mehr leben kann, dann muss man sich das, was man zum Leben braucht, halt anders verschaffen.

Auch hierzu gibt es historisches Liedgut:

Altersarmut ist kein Versehen, sondern Absicht



wallpaper-1019588
Mit Kindern über gleichgeschlechtliche Liebe reden
wallpaper-1019588
[Comic] Seven Sons
wallpaper-1019588
Momentary Lily: Original-Anime angekündigt
wallpaper-1019588
LUCK LIFE: Band feiert Europapremiere auf der Connichi