Wenn etwas chemisch klingt, dann mit Sicherheit Xylit(ol) – jeder hat es vermutlich schon irgendwo einmal gehört und bringt es vielleicht nicht gerade mit einem Naturprodukt in Verbindung. Schon gar nicht, wenn man davon ausgehen kann, dass es vor Karies und Parodontitis schützt, dass es insulinunabhängig verstoffwechselt wird und somit auch für Diabetiker geeignet ist, die gleiche Süßkraft wie Zucker besitzt, aber 40% weniger Kalorien hat als selbiger.
Xylitol kommt ganz natürlich in vielen Obst- und Gemüsesorten vor und wird zumeist aus Maiskolben oder Birkenrinde gewonnen. Es ist also ein nachwachsender Rohstoff, der auch von verschiedenen Ernährungsberatern, neben Stevia zum Süßen von Speisen empfohlen wird. Ich wurde durch Kimberly Snyder darauf aufmerksam, die Xylit in ihrem Buch ‘The Beauty Detox Solution’ erwähnt.
In Ergänzung zum Teepapst, der bereits ausführlich über Stevia berichtet hat, an dieser Stelle nun etwas zu einem weiteren Süßungsmittel, das noch viel mehr kann, als nur den geliebten Matcha-Latte zu versüßen.
Wer zu viel Zucker zu sich nimmt, was neben Süßigkeiten auch mit vielen Fertigprodukten schnell der Fall sein kann, denn selbst in einfacher Gemüsebrühe beispielsweise wird häufig Zucker zugesetzt, geht die Gefahr ein, nicht nur schnell einige Kilos zu viel auf den Hüften mit sich herumzutragen, sondern auch an Diabetes zu erkranken. Der Körper produziert immer dann in der Bauchspeicheldrüse Insulin, wenn ihm Lebensmittel mit einem hohen glykämischen Index (wie Weißmehlprodukte, Alkohol und eben auch Zucker) zugeführt werden. Auf Dauer kann es zu einer Insulinresistenz kommen und zudem kann die Bauchspeicheldrüse ermüden, so dass weniger Insulin hergestellt wird. Alles Symptome, wie sie bei Diabetes Typ 2 vorkommen. Zuckerempfindliche Menschen können sogar mit Herzrasen oder plötzlicher Schlappheit reagieren.
Der Vorteil von Xylit besteht nun darin, dass der Blutzuckerspiegel selbst nach großen Mengen nur geringfügig ansteigt, so dass es zu keiner schnellen und starken Insulinausschüttung kommt, denn der glykämische Index liegt lediglich bei 10 (Vergleich: Zucker um die 65, Apfel um die 40, Bier um die 110).
Aber Xylit kann noch mehr – insbesondere finnische Wissenschaftler haben bereits vor Jahren die positiven Eigenschaften dieses Süßungsmittels untersucht (Stichwort Turku-Zuckerstudien) und dabei festgestellt, dass es nicht nur die Bildung von Karies hemmt. Die Bakterien im Mundraum, die Karies fördern, können scheinbar Xylit nicht verstoffwechseln und sterben aufgrund von Energiemangel ab. Zudem kann sich Plaque nicht so schnell an der Zahnoberfläche absetzen. Es kann sogar zu einer Remineralisierung des Zahnschmelzes kommen, weil Xylit die Speichelproduktion anregt und Kalziumkomplexe bilden kann.
Zudem haben Studien belegt, dass Xylit durch die antibakterielle Wirkung das Risiko an Nasennebenhöhlen- und Mittelohrentzündungen zu erkranken, mindern kann. Außerdem wir die Hefepilzbildung, die im Körper häufig durch übermäßigen Zuckerkonsum hervorgerufen wird, verringert.
Spezielle Kaugummis und Bonbons, Zahncreme und Pulver mit Xylit können diese Effekte auslösen. Aber das Spektrum an Xylitprodukten ist weitaus größer. Beispielsweise habe ich viele Kleinigkeiten bei Xucker.de bestellt, die einen Blick lohnen. Die Kaugummis mit Grüntee und Cranberry Geschmack, die Bonbons mit Ingwer Orange, „Vanillezucker“, für die Nicht-Veganer die Nuss-Nugat-Creme, die Trinkschokolade und vegane, zuckerfreie Schokolade haben es mir besonders angetan. Ich freue mich auch auf den Sommer, wenn ich frisches Obst mit Hilfe des Xylitgeliermittels zu feiner Marmelade verarbeiten kann.
Selbst wenn man sich bewusst ernährt, möchte man ab und an nicht auf Süßes in Form von Backwaren verzichten. Ähnlich wie normaler Haushaltszucker hat Xylit eine grobe Körnung und kann so im Vergleich zu Stevia bei allen Süßspeisen eingesetzt werden, ohne dass man erst lange ausprobieren muss, wie viel mehr Flüssigkeit oder weniger Mehl man verwenden sollte. Es ist hitzebeständig, sprich Kuchen und Süßspeisen verlieren nicht ihre Süße oder schmecken anders, wenn man sie serviert. Lediglich Karamellisieren funktioniert nicht, ebenso wenig wie Hefebackwaren, da der Hefe der Energielieferant fehlt. Außerdem hat Xylit keinen dominanten Eigengeschmack, hinterlässt aber im Mund ein seltsam frisches Gefühl, das man auch nach dem Genuss von Getränken oder Speisen leicht spürt.
Alles in allem eignet sich Xylit für eine bewusste Ernährung, sollte aber wie alles, in Maßen eingesetzt werden, denn es bleiben doch Kalorien auf dem Pluskonto. Was ich ausprobieren werde, ist natürlich der Einsatz beim Sport. Da Xylit ja nicht über null Kalorien verfügt und es in Leckerein wie kleinen Schokotäfelchen erhältlich ist, könnte das eine Alternative für meinen empfindlichen Magen sein, der Zucker und künstliche Süßstoffe bei starker Beanspruchung gar nicht mag.
Natürlich, wo viel Licht ist…
… man muss sich langsam an Xylit gewöhnen, da es eine abführende Wirkung haben kann. Jedoch gewöhnt sich der Körper sehr schnell daran. Außerdem wurde in Studien nachgewiesen, dass Tiere sehr empfindlich darauf reagieren können, weil ihr Blutzuckerspiegel stark gesenkt wird. Für den Fall, dass ein Haustier zu viel davon genascht hat, mit Zucker entgegenwirken.