Jede Premiere war ein Höhepunkt . Diese Höhepunkte suche ich jetzt bei meiner Frau.
Harald Serafin, der sich gestern mit der letzten "Fledermaus" -Vorstellung von den Seefestspielen in Moerbisch verabschiedete, im Interview mit der "Krone".
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17. Juli 2012
Günter Verdin
Die Operette ist ein Kunstgebilde ohne Realitatsanspruch: auf die Wirkung kommt es an, nicht auf den Inhalt, der ja in den meisten Fällen vor Unlogik, Klischees und Vorurteilen , etwa von der "Zigeunerromantik", nur so strotzt. Dennoch darf man erwarten, dass sich an einem Tag, wo neun Bergsteiger am Montblanc tödlich verunglücken, sich jedes Wortspiel mit dem Bergnamen verbietet. Bei der "Fledermaus"-Premiere in Moerbisch am Donnerstag blödelte man dennoch Französisch radebrechend auch den Montblanc herbei; das ist zumindest unsensibel, oberflächlich auf jeden Fall. Glücklich ist , wer vergisst.... Es gibt wohl keine Operette , die sich für die Cinemascope-Bühne in Moerbisch weniger eignet als die "Fledermaus" von Johann Strauß , die ja vorwiegend in Innenräumen spielt. Regisseur Helmuth Lohner schummelt sich gekonnt über die mangelnde Intimität der Riesenbühne hinweg, indem er die Handlung im Hause Eisenstein auf ein kleineres und im Salon des Prinzen Orlofsky auf ein riesiges Steh-Sitz-und Liege-Sofa verlegt. Dem Fernsehregisseur Hannes Rossacher gelingt es ebenso spielend, durch viele Nahaufnahmen sozusagen den optischen Kammerton zu vermitteln, der für das heikle Thema Ehebruch angebracht ist. Die ORF-Übertragung der "Fledermaus" war auch tontechnisch eine Meisterleistung. Da mit dieser Premiere die zwanzig Jahre währende, überaus erfolgreiche Aera des Intendanten Harald Serafin zu Ende ging, wiederholte ORF 2 zu mitternächtlicher Stunde das bereits anlaesslich des 80. Geburtstages im Vorjahr produzierte, von Andrea Heinrich und Michel Maly sehr einfühlsam gestaltete Porträt "Vorhang auf für Harald Serafin". In diesen an Erfolgen, aber auch Demütigungen reichen Leben, war keineswegs alles Operette. Umso bewundernswerter ist der hoffentlich nie versiegende Optimismus des
" Goldgräbers vom Neusiedlersee" oder "Mr. Wunderbar" : zum Abschied aus Moerbisch also nur Freudentränen!
MOERBISCH 2011:
Barbara Rett und Harald Serafin, in Mörbisch gemeinsam unter einem Regenschirm: das kann nichts Gutes bedeuten. Die beiden hatten die undankbare Aufgabe, die (zeitlich verschobene) Live-Übertragung der Johann-Strauß-Operette "Der Zigeunerbaron" wegen Gewitters abzusagen. Stattdessen zeigte ORF2 die Aufzeichnung der Generalprobe vom Dienstag. Das ist halt weniger spannend und stimmungsvoll als eine Premiere, aber keiner der Sänger hat stimmlich markiert und die Inszenierung von Kammersängerin und Intendantin Brigitte Fassbaender hatte das Cinemascope der Riesenbühne gut im Griff. Fassbaender versucht die Kriegseuphorie , die in der Operette herrscht, mittels eines zierlich trippelnden Soldaten-Balletts zu ironisieren. Dass die Sänger mimisch oft chargieren, ist wohl vom Zuschauerraum weniger zu sehen als am Bildschirm . Die Tonübertragungstechnik hat übrigens wieder einmal prima funktioniert!
Am Schluss ein Feuerwerk aus der Konserve. Gerne hätte der Fernsehzuschauer gewusst, wie es in Mörbisch weitergegangen ist, ob die Premiere, wie geplant, später doch noch stattfinden konnte. Der ORF hüllte sich in Schweigen und ließ auch die ZIB2 ins Wasser fallen. Dafür meldete die Internet-Redaktion des ORF Freitag früh in den Schlagzeilen zur ZIB 9 Uhr: Unwetter in Murdoch. Auch wenn Mörbisch gemeint war, lässt sich die psychische Situation des Medienzaren so auch gut beschrieben...