Also, ich bin gerne ein schwarzes Schaf!


Also, ich bin gerne ein schwarzes Schaf!

Quelle: Helmut Mühlbacher

Ihr Lieben,
ich möchte Euch heute Abend eine Geschichte von Ursula Wölfel erzählen:

„Das schwarze Schaf“

„Also, es war einmal ein kleines schwarzes Schaf. Alle anderen Schafe in der Herde waren weiß. Sie meinten jedenfalls, sie wären weiß. Eigentlich sahen sie mehr grau aus. Aber zu dem kleinen Schwarzen sagten sie: „Böh! Du bist aber scheußlich schwarz!“

Und dann war das schwarze Schäfchen traurig. Es lief fort und versteckte sich. Einmal stellte es sich sogar drei Stunden in einen tiefen Bach. Doch der konnte es auch nicht weiß waschen. Es bekam nur einen Schnupfen von dem kalten Wasser. Da lief es zu einer anderen Herde. Aber da war alles genauso. „Böh!“, machten die fremden Schafe. „Habt ihr schon so etwas Schwarzes gesehen?
Alle Schafe müssen weiß sein!“

Da dachte das arme Schäfchen, Gott hätte sich vielleicht bei ihm geirrt mit der schwarzen Farbe. Es wollte zu ihm gehen und ihn bitten, es so weiß zu machen wie die anderen Schafe. Erst kam es an das kleine Himmelstor. Der Türhüter wollte es nicht vorüberlassen, weil es so schwarz war.

Aber es machte sich ganz klein und schlüpfte an ihm vorbei. Der Türhüter am mittleren Himmelstor hatte Mitleid mit ihm, weil es so schwarz sein musste. Deshalb ließ er es weiterlaufen. Und der Türhüter am letzten, großen Himmelstor, der rief: „Ach, wie hübsch! Ein schwarzes Schäfchen! Du gefällst mir aber gut!“

Und er führte es weiter. Nun bekam das Schäfchen plötzlich Angst. Vielleicht wollte Gott keine schwarzen Schafe sehen? Doch da rief der freundliche Türhüter: „Wie wunderschön hast Du alles gemacht, großer Vater! Ist dies nicht ein wunderschönes schwarzes Schaf? Gewiss hast Du es besonders lieb!“ Und Gott entgegnete: „Ja!“
Das hörte das Schaf laut und deutlich. Mehr sah und hörte es nicht. Aber nun war es glücklich.
Es rannte zurück zu seiner Herde. „Böh!“, machten die anderen Schafe. „Das hässliche Schwarze ist wieder da.“ Aber das schwarze Schaf konnte nur noch glücklich sein. „Ja“, sagte es, „ich weiß, ich bin schwarz.“ Und es fraß sein Gras und war immer freundlich zu den anderen Schafen. Die gewöhnten sich schließlich an ihr schwarzes Brüderchen und ließen es in Ruhe.“


Ihr Lieben,

wie Ihr sicher schon gemerkt habt, ist das heute eigentlich eine Geschichte für Kinder, aber ich bin der Meinung, Geschichten für Kinder haben auch uns Erwachsenen etwas zu sagen.

Woher kommt eigentlich diese schlechte Beurteilung des „schwarzen Schafes“?
Die Redewendung geht auf das Denken zurück, das früher bei den Schäfern herrschte, wonach die Wolle weißer Schafe als wertvoller anzusehen ist, da sie sich einfacher färben lässt. 

Also, ich bin gerne ein schwarzes Schaf!

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Die Wolle eines einzigen schwarzen Schafes dagegen senkte die Wollqualität der ganzen Herde, weshalb solche Tiere schon in der Zucht, wenn irgend möglich, aussortiert wurden. Schwarze Schafe, die in einer Herde mit lauter weißen Schafen zudem auch noch besonders auffielen, waren aus diesen Gründen bei den Schäfern, deren Schäferei vor allem auf die Wollproduktion ausgerichtet war, sehr unbeliebt und hatten in der Regel keine hohe Lebenserwartung, weil sie rasch ausgesondert und geschlachtet wurden.
Dieses Denken wurde auf die Menschen übertragen.
Wenn  ein Mensch auf die schiefe Bahn geraten ist oder straffällig wurde, wird häufig davon gesprochen, dass er „ein schwarzes Schaf“ sei.
 
Auch kenne ich einige Familien, die ein Familienmitglied, das nicht ganz ihren Vorstellungen entspricht, als „schwarzes Schaf“ bezeichnen.
Ich habe das selbst in meiner Kindheit und Jugend erlebt:
In unserer sehr großen Familie und Verwandtschaft galt ich als das
rabenschwarze Schaf“ und das aus folgenden Gründen:
Ich wurde außerehelich geboren, was damals im Gegensatz zu heute einem Skandal gleichkam.
Ich war kein Wunschkind, sondern das Produkt einer kurzen heftigen großen Liebe meiner Mutter mit einem russischen Offizier.
Ich entsprach nicht dem Ideal eines deutschen Jungen: Ich war in Kindheit und Jugend klein, zierlich, dünn, nicht sehr kräftig und ängstlich.
Kurzum, die Familie und Verwandtschaft war der Ansicht, ich hätte eigentlich nicht das Recht zu leben und ein Sportlehrer in der Schule äußerte wiederholt die Ansicht: „So etwas Mickriges wie Dich hätte man früher nicht in die Hitlerjugend aufgenommen, Dich hätte man sicher schon vorher entsorgt!“

All das liegt wie ein dunkler Schatten einer längst vergangenen Zeit weit hinter mir.
Als „schwarzes Schaf“ bezeichnet zu werden, ist deshalb so gefährlich, weil man als schwarzes Schaf denjenigen, die einen als schwarzes Schaf bezeichnen, glaubt und dann in der Folge der Meinung ist, nichts wert zu sein, nichts zu können, ein wertloses Mitglied der menschlichen Gesellschaft zu sein.
Um glücklich und frei leben zu können, müssen wir irgendwann in unserem Leben erkennen, dass das Urteil „schwarzes Schaf“ gar kein Werturteil über uns ist, sondern dass es sich dabei lediglich um die Meinung eines anderen Menschen handelt.

Ich hatte das große Glück, dass mir Menschen begegnet sind, die zu mir sagten:
„Halte inne, komme zur Ruhe und horche in Dich hinein. Entdecke Deine Fähigkeiten, Deine Talente und Deine Möglichkeiten.“ 

Diese Menschen riefen mir zu:
„Werner, Du bist etwas wert, Du bist etwas Besonderes! Ein schwarzes Schaf zu sein, ist etwas Besonderes, ein weißes Schaf sein, das kann jeder! Also schau nicht nach hinten, sondern nach vorn, sei stolz darauf, ein schwarzes Schaf zu sein."

Ihr Lieben,
ich möchte jeder und jedem unter Euch, der sich minderwertig oder wertlos fühlt, zurufen:
„Wach auf, erkenne, dass Du ganz viel wert ist, dass ganz viele Fähigkeiten und Talente in Dir schlummern, Du musst sie nur zum Leben erwecken und anfangen, an Dich selbst zu glauben.
Sei mutig! Geh tapfer Deinen Weg Schritt für Schritt! Verwirkliche Deine Träume, und steuere auf Deine Ziele zu!“

Also, ich bin gerne ein schwarzes Schaf!

www.goetz-buerkle.org

Ich wünsche Euch ein ruhiges gemütliches Wochenende und grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner

Also, ich bin gerne ein schwarzes Schaf!

Quelle: Karin Heringshausen



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