Als ich auszog, war ich fünfzehn

fahne_reichstagAus den Lebenserinnerungen meines Vaters Heinz Krüger (*1927-†2013):

“… noch vor Kriegsende löste ein vernünftiger Batteriechef unsere Einheit auf. Die Geräte wurden zerstört, die Waffen unbrauchbar gemacht, Hoheitszeichen an der Bekleidung wurden entfernt, desgleichen Rangabzeichen. Die Flucht erfolgte nunmehr individuell, jeder begab sich auf seine Weise in Richtung Westen, zusätzlich beflügelt durch das Gerücht, wer bis zum 8. Mai die Moldau erreichen würde, gelte nicht als sowjetischer Kriegsgefangener. Wir flüchteten weiter. Eigentlich desertierten wir und hofften, weder bewaffneten Tschechen noch einer Streife Feldgendarmerie (SS) zu begegnen. Armeestandgerichte gab es genug…

…Am 10. Mai 1945 wurde ich vor Prag von der Roten Armee gefangen genommen und nach einem einwöchigen Marsch in das in Ölmütz eingerichtete Gefangenenlager und dann nach Auschwitz in das ehemalige Konzentrationslager gebracht. In diesen Lagern arbeitete ich bei Aufräumungs- und Demontagearbeiten. Am 10. Juni fuhr ich von Auschwitz mit einem Transport in die Sowjetunion. Von Mitte Juli bis zum 31. Dezember 1945 befand ich mich in zwei Lagern in Prokopiewsk, danach in Stalinsk. Im März 1946 wurde ich über den Ural in den europäischen  Teil der Sowjetunion zurückgeführt und im Lazarett Binjug wegen einer Nierenentzündung behandelt. Nach einem Vierteljahr kam ich in ein Lager der Stadt Kirow und im September in das Kolchosedorf Blinowskaja. Als Kriegsgefangener war ich zum größten Teil bei Feld- und Erdarbeiten sowie bei der Verlegung von Rohrleitungen eingesetzt…

…Am 7. Juni 1947 befand ich mich wieder im Hause meiner Eltern in Magdeburg… Mehrfach bin ich nach den Geschehnissen in der Kriegsgefangenschaft gefragt worden. Was soll ich dazu sagen? Oder kann sich jemand vorstellen, was es bedeutet, im langen Winterhalbjahr im Bestattungskommando zu arbeiten, neun Tage ohne Brotversorgung und zwei Jahre ohne geistige Nahrung zu sein?

Damit war die Jugendzeit vorbei. Als ich auszog, war ich fünfzehn, als ich heimkam, war ich neunzehn Jahre alt.


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