Alpen – Wanderung zum Latschenkopf – oder: Frau sollte auf Einheimische hören!

Alpen – Wanderung zum Latschenkopf – oder: Frau sollte auf Einheimische hören!

Dauer: 4:49 Stunden (1:29 Stunden Gehzeit)
Länge: 5,57 km
Höhenmeter überwunden: ↑ 260 m ↓270 m
Durchschnitt: 3,7 km/h

Unser Urlaub in Lenggries, davon werdet ihr vermutlich noch das ein oder andere Mal lesen. Es war so wunderschön - vor allem auch wegen unserer tollen Wanderungen.

Die Tourauswahl

Auf vielfachen Wunsch einer einzelnen Dame (beginnt nicht mit A), wollten wir eine von den Kilometern her gar nicht so lange Tour zur Benediktenwand machen.
Zuvor hatten wir uns auf der komoot-Seite des Tourismusverein Lenggries über mögliche Touren informiert. Mit Aussicht sollte sie sein und nicht „larifari".
Weitere Einschränkung: wir haben Winter, die Gipfel sind verschneit/vereist und die Brauneck-Bahn fährt nur bis 16:30 Uhr. Tjaaa, irgendwie alles nicht so förderlich für eine fast 14km-Tour in den Alpen...
Die geplante Wanderung seht ihr unter folgendem Link bei komoot: https://www.komoot.de/tour/13691885 (Link öffnet in einem neuen Fenster)

Los ging es nach dem Frühstück, die Lunch-Pakete waren gut gefüllt mit belegten Brötchen, Obst und Schoko-Riegel. Leider ohne Getränk, da wir keine geeigneten Gefäße dabei hatten, um Tee abzufüllen. Das nächste Mal sind wir schlauer und haben etwas dabei. So mussten wir im edeka vor Ort Getränke kaufen, denn ohne die gehen wir nicht los.

Bergfahrt mit der Brauneckbahn

Das war die längste Fahrt, die wir bisher je mit einer Kabinenbahn gemacht haben! Über 2,5km lang befördern die Kabinen die Wanderer und Skifahrer hinauf. Rund 12 Minuten dauert das Spektakel. Wie ihr wisst, hat Anita Höhenangst und diese Fahrt war nicht ohne. Du fährst an der steilsten Stelle gefühlt nahezu senkrecht an den Felsen vorbei. Danach ist die Fahrt aber noch längst nicht vorüber, nein, es geht über eine Ebene, bevor ein weiterer Anstieg kommt. Dann bist du da. In unserem Fall im Schnee. Unten war über Silvester keiner, oben schon.

Wir gehen los

Herausgetreten aus der Bergstation der Brauneckbahn mussten wir uns tatsächlich erstmal an die Bodenverhältnisse gewöhnen. Es war richtig kalt und der Boden war schneeig-eisig. Und dann sahen wir die Aussicht!

Schon hier waren wir geplättet ob des tollen Panoramas. Vor uns lagen Hunderte Gipfel, hinter uns flaches Voralpen-Land. Wahnsinnig schön. Schon hier hätten wir eine Ewigkeit verweilen können.

Es war recht wenig los, wir sahen bis auf ein paar Bedienstete des Restaurants am Brauneck-Gipfel nur sehr wenige andere Wanderer. Unser erstes Gipfelkreuz an dem Tag haben wir also erreicht. Sollten es noch mehr werden?
Wir machten uns nach ein paar Fotos auf den Weg.

Die Gratwanderung

Es ist ein schönes Laufen, wir gehen auf einem Grat und können nach rechts und links hinunter schauen. Gewöhnungsbedürftig für nicht-alpin-Wanderer bis jetzt - aber sehr beeindruckend.

Wir gehen über die Rücken von Schrödelstein und dem Stangeneck. um Teil gibt es eisige Passagen, hier musssten wir mit Händen und Füßen gleichzeitig arbeiten. Die Mädels hatten ihren Spaß! So Touren sind einfach Highlights, sie brauchen - genau wie wir - Herausforderungen.

Wir kraxeln Stellen hinauf, bei denen sich uns schon jetzt ein Gedanke im Kopf regt: wir müssen das auch wieder zurück, wenn wir den Rundweg nicht schaffen sollten... Es war glatt, die Steine vereist. Es gab auch schneelose Stellen, trotzdem war es richtig frostig dort.

Winter

Hier oben war richtiger Winter. Schnee, zum Teil so hoch, dass die Mädchen bis über das Knie versinken. Sie haben richtig Freude - und das freut uns sehr 🙂 Zusammen Spaß haben, lachende Kinder, das ist einfach schön anzusehen.

Angekommen am Stangeneck machen wir erstmal Pause. Die Sonne scheint, wie den gesamten Tag, ach, wie den gesamten Urlaub. Das Panorama-Schaubild müssen wir uns erstmal frei arbeiten, aber gemeinsam schaffen wir das. Wir schauen uns um und essen etwas aus unserem Lunchpaket.

Weiter geht es, manchmal nicht so wegsam... wir treffen kaum andere Wanderer. Dabei ist es so wunderschön! Zugegeben, nicht einfach, aber reizvoll.

Wir wandern vorbei am vorderen Kirchstein, hinauf zum Latschenkopf. Angekommen sind wir dort nach gut 2 Stunden. Aber nicht reiner Laufzeit. Dazu waren wir viel zu begeistert vom Drumherum. Die Berge sind einfach so mächtig und wir müssen oft stehen bleiben und uns umschauen.
Wir schweifen auch mit den Gedanken ab zur Entstehung dieser Massive. Was mögen da für Kräfte gewirkt haben, dass die entstanden sind?

Und damit haben wir an diesem Tag doch noch ein zweites Gipfelkreuz angefasst. Das vom Latschenkopf. Er ist 1712m hoch, so hoch war ich noch nie vorher.

Hier gibt es eine längere Rast. Das Wetter lässt es zu.
Wir treffen endlich ein paar Wanderer hier oben. Zwei Frauen mit einer sehr alten Hundedame ziehen unsere Blicke auf sich - nach ein paar Worten ist klar, der Hund kann nur noch im Winter solche Touren machen, im Sommer schafft sie das nicht mehr. Wir freuen uns, dass sie mit der alten Hündin da sind. Manchmal sind so kleine Geschichten irgendwie rührend. Du kennst die Personen nicht, aber dieses kleine Schnipselchen aus ihrem Leben bleibt dir noch lang im Kopf.

Eines unserer Lieblingsbilder:

Viele Fotos müssen gemacht werden, in der folgenden Galerie ein paar davon, die wir bis zum Latschenkopf machten.

Der Rückweg

Wir gingen danach wieder zurück. Nach reiflicher Überlegung den gleichen Weg. Es war mittlerweile nach 12 und die Benediktenwand, die eigentlich auf dem Plan stand noch viel zu weit weg. Der eigentliche Weg über die Achselköpfe hätten wir uns wahrscheinlich eh nicht getraut wegen der vereisten und schneeigen Verhältnisse. Es war eigentlich schon vorher fast klar, dass wir es nicht schaffen werden, hier war es dann Gewissheit.

Ein wenig traurig war ich schon - wann werden wir wohl wieder hier sein, um dorthin zu wandern?

Der Rückweg erwartet schwierig. Umso erstaunlicher, dass uns Wanderer(?) mit Sneakers und Fellmantel entgegen kamen... ? Wir waren baff. Solange wir sie sahen, war die Dame auf den Beinen - unmöglich und unverantwortlich in unseren Augen.

Alpen – Wanderung zum Latschenkopf – oder: Frau sollte auf Einheimische hören!

Wir kamen nach knapp 5 Stunden (reine Gehzeit ca. 1,5 Stunden) wieder am Gipfelhaus am Brauneck an.

Hier hatten wir nun sogar noch Zeit, warmes Skiwasser und Jagertee zu genießen. Wir saßen erst draußen, sind dann aber doch nach innen gewandert ins Panorama-Restaurant, denn es war recht frisch. Hier aßen wir dann noch eine Kleinigkeit - Schmalz- und Käsebrote - und fuhren dann nach einer wunderschönen Wanderung wieder hinab. Diesmal getrennt in zwei Kabinen, denn niemand wollte rückwärts fahren 😀
Wir sind schon echt merkwürdig manchmal 😀

Impressionen vom Rückweg:

Fazit:

Eine Wanderung ganz nach unserem Geschmack. Nicht lang, aber dafür umso intensiver. Wir waren gut ausgerüstet, unsere Wanderschuhe haben diese Strecke gut gemeistert.
Empfehlenswert ist im Winter natürlich Trittsicherheit, Kondition und gutes Schuhwerk. Es gibt sehr eisige Stellen. Für die Kinder war es super. Anspruchsvoll aber schaffbar.

Weiteres Fazit für uns: hör auf die Einheimischen. Uns sagten im Vorfeld zwei und im Nachhinein noch viel mehr Lenggrieser, dass die Wanderung zur Benediktenwand wohl nicht machbar sei und schon gar nicht über die Achselköpfe. Ok. Wissen wir jetzt.

Schwierigkeit: im Winter 4 (z.T. eisig und rutschig)
Wetterabhängigkeit: 3 (ausrüstungsabhängig und Erfahrung im Winter nötig)
Kindertauglichkeit: 4 (ab 7 Jahren aufwärts)
welche Fitness ist nötig: 3 (bessere Grundfitness und Schwindelfreiheit sollte vorhanden sein)
Zeitintensität: 1,5 Stunden ohne Pausen
Einkehrmöglichkeiten: Brauneck Panoramarestaurant, aber auch Almhütte nicht weit entfernt (Tölzerhütte)

Noch etwas zum Schluss: woran wir uns auch sehr erfreut haben: die vereiste Natur. Schaut euch diese Fotos an.

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