Alltagsbeobachtungen: Weihnachtliche Kontraste auf der Shoppingmeile
Posted by Marlene on Dezember 7, 2014 · Hinterlasse einen Kommentar
Draußen ist der Himmel klar und die Temperaturen liegen unter 5 Grad, nachts kratzen sie am Nullpunkt. Eigentlich möchte ich gar nicht wissen, was die afrikanischen Flüchtlinge jetzt machen, die im Sommer im Park eine Art Dauercamp mit Dusche im Springbrunnen und Herd auf dem öffentlichen Grillplatz aufgeschlagen hatten. Den freundlichen alten Mann mit dem weißen Rauschebart, der alle Passanten grüßt, habe ich seit Tagen nicht gesehen. Viele Obdachlose sitzen aber tagsüber weiter am Eingang des Supermarktes, beim Bäcker oder an anderen geschützten Stellen und verkaufen die Obdachlosenzeitung oder das Magazin über illegale Einwanderer.
Den frierenden Obdachlosen umweht der Duft von Bio-Kuchen
Im Kontrast dazu stehen die vielen Leute, die ihre Weihnachtseinkäufe erledigen oder wie ich ein-zweimal die Woche beim Biobäcker aufschlagen und dann mit duften Gebäck direkt an den frierenden Leuten vorbei wieder in ihre warme Wohnung gehen. Mich hat das bei den letzten beiden Bäckerbesuchen dazu bewogen, dem Mann vor der Tür ein Brötchen mitzukaufen.
Elendfreie Zonen: Wie manche Städte für störungsfreies Shoppen sorgen
Von anderen Städten kenne ich aber auch drastische Maßnahmen, die versuchen Obdachlose und Bettler konsequent aus der Fußgängerzone zu verbannen, damit die, denen es besser geht, in Ruhe einkaufen können. ohne womöglich durch den Anblick der Armen dazu gebracht zu werden, ihren täglichen Konsum und Wohlstand in Frage zu stellen. Zum Glück gibt es in jeder größeren Stadt inzwischen auch Winterschlafplätze, um die Leute vor dem Erfrieren zu schützen.
Für (angehende) Minimalisten: Weihnachtliche Chance zum Reduzieren
Derzeit sammeln Kirchen und lokale Vereine hier in Kopenhagen und sicher auch andernorts warme Kleidung für Obdachlose. Ich würde mich zwar nicht wirklich als Minimalist bezeichnen (ich sammle einfach zu viele Dinge), aber die Kleidersammlung ist eine gute Gelegenheit noch einmal den Kleiderschrank durchzugehen und vielleicht ein wenig zu reduzieren. Ich hatte beispielsweise so viele Schals, Handschuhe und Vliesjacken, dass die meisten davon die kalte Jahreszeit ungetragen überdauern, obwohl ich sie eigentlich schön finde. Seit heute habe ich ein paar weniger davon und mein Vorteil ist, dass meine Winterpullis nun in zwei Schubfächer passen.