Fahren bis zum Tod?
Immer öfter frage ich mich, wie ich damit umgehen werde, wenn es mal nicht mehr so ist mit der Gesundheit, den Reflexen, Medikamenten oder einfach den Alterserscheinungen. Gebe ich dann meinen Führerschein freiwillig ab und verzichte damit auf des Deutschen höchstes freiheitliches Gut? Dem fahren eines Autos! Man kann uns Deutschen einiges zumuten, bevor wir mal aufmucken, aber beim Fahrzeug hört regelmäßig die Freundschaft auf. Wie zum Beispiel bei Tempolimit auf Deutschen Autobahnen. Eine Diskussion um Unfalltote, CO² Ausstoß, Ozonlöcher (in den wilden 90ern) und stets eine GRÜNE Forderung. Ich will das Thema nicht auswalzen, aber es würde wirklich überhaupt nichts bringen, auch nicht weniger Tote, denn Deutschland ist eines der sichersten Länder der Erde und in Europa sowieso Nr. 1. Da würde es sicher mehr bringen allen Container- und Freizeitschiffen der Meere die Verbrennung von Schweröl zu verbieten, aber es geht hier um politische Entscheidungen.
Gerade letzte Woche habe ich ein rührendes älteres Ehepaar beobachtet (beide sicher an die 90 Jahre), die zusammen einkaufen waren, mit zwei Einkaufswagen, die jedem als Rollatorersatz dienten. Sie standen mit ihrem Mercedes Kombi auf einem der vordersten Behinderten Parkplätze, was ich völlig in Ordnung finde, da so ein hohes Alter sicher auch als eine Art Behinderung angesehen werden kann, auch wenn man dafür keinen Ausweis von der Behörde bekommt. Sie schlurften im Zeitlupentempo die 20 Meter zum Fahrzeug, öffneten die Heckklappe mit Mühe, und er setzte sich in den Kofferraum, um überhaupt seinen Einkaufswagen auszuräumen. Das etwas fittere Frauchen schob die beiden Wagen (ineinandergeschoben) zurück, während er mit dem Krückstock die Heckklappe runterzog (mit einigem Geschick), sich am Fahrzeug langhangelte, die hintere Tür öffnete und sich dann zur Fahrertür durchkämpfte. Er ließ sich seitlich in das Fahrzeug fallen (natürlich ein Automatik) und zog mit den Armen seine Beine ins Fahrzeug hinein. Inzwischen hatte die ältere Lady ebenfalls Platz genommen, der Göttergatte hatte die Tür zugezogen und das Fahrzeug angelassen. Anschnallen, blinken, Schulterblick waren keine Option, und so bewegten sie sich im Standgas vom großen Parkplatzgelände. Natürlich halte ich dies für einen Extremfall, aber sollten wir dann noch fahren?
Bereits mit 35 Jahren habe ich einen Verlust meines fahrerischen Könnens festgestellt. Dabei ging es nur darum, nicht mehr für jeden im Straßenverkehr mit aufzupassen, wenn der mal einen schlechten Tag hatte. Mit Fahrsicherheitstraining, auch im Sportbereich, hielt ich mich tauglich für die hohen Anforderungen, die eine Berufsausübung mit Reisen mit sich bringt. So bin ich bis jetzt etwa 1,6 Millionen Kilometer in Europa unterwegs gewesen, konnte viele Unfälle verhindern, einige abmildern und zum Glück selber keine anrichten, außer einem Parkschaden. Da ich zuletzt 1995 ein privates Fahrzeug fuhr und ab da nur Firmenfahrzeuge, fiel es mir nicht so schwer ab 2013 völlig auf ein Auto zu verzichten, denn mit meinem Hausbüro war es eine rein organisatorische Sache mit einem Fahrzeug auszukommen. Während es früher ein Schlitten sein musste, der mindestens 200 km/h schafft (250 waren aber auch in Ordung) ist dies heute völlig wurscht, hauptsache es bringt uns bequem und sicher von A nach B. Schon mit 35 Jahren habe ich für das Einführen einer Führerscheintauglichkeit plädiert, bei dem bereits mit 35 der erste Check up stattfindet. Brille, Verkehrsregeln und eine kleine Rundfahrt im eigenen Fahrzeug auf einem Parkur würden völlig reichen. Dann wieder mit 45 Jahren, weil sich ab dann die Sehkraft erheblich ändern kann und die Prüfung schon sehr lange her ist und ab 50 Jahren alle 5 Jahre, bis zum 70 und da dann alle 2 Jahre. Kein großer Aufwand, sicher ein gutes Zubrot für die Fahrschulen usw. und vor allem Sicherheitsrelevant. LKW Fahrer müssen übrigens alle 2 Jahre ihre Fahrtauglichkeit nachweisen und trotzdem passieren damit die schlimmsten Unfälle auf Autobahnen.
Wie denk ihr über dieses Thema?
Danke an Ulli Gau für die Aktion „Alltag„, welche zwölf Monate jedes erste Wochende des Monats stattfindet!