Am Waldrand steht ein Rittersporn. So eigenwillig gerundet seine dunkelgrünen Blätter. Fein biegsam und fest geformt die schlanken Stengel. Die Blüte wie aus schwerer Seide geschnitten, und eine Bläue hat sie, so edelsteinleuchtend, daß sie die ganze Luft rings umher erfüllt. Und nun käme einer und bräche die Blume, und dann würde er ihrer überdrüssig und würfe sie uns Feuer …: wenige Augenblicke, und die ganze leuchtende Pracht wäre ein schmales Streifchen grauer Asche.
Was aber das Feuer hier in kurzen Augenblicken getan, das tut die Zeit immerfort an allem, was lebendig ist: Am zierlichen Farn, an der hohen Königskerze, an der gewaltig stehenden Eiche. Sie tut´s am leichten Schmetterling, wie an der raschen Schwalbe. Am kleinflinken Eichkätzchen und am schweren Stier. Immer ist´s das Gleiche, ob es nun rascher geht oder langsamer; mag´s eine Wunde sein oder eine Krankheit, Feuer oder Hunger oder was sonst: Einmal wird aus all dem blühenden Leben Asche.
Aus der starken Gestalt ein schütteres Häufchen Staub, das jeder Wind zerweht. aus den leuchtenden Farben grauliches Mehl. As dem warm schwellenden, fühlenden leben kärgliche, tote Erde; weniger als Erde: Asche!
(Von heiligen Zeichen; Romano Guardini 1927)
Was aber das Feuer hier in kurzen Augenblicken getan, das tut die Zeit immerfort an allem, was lebendig ist: Am zierlichen Farn, an der hohen Königskerze, an der gewaltig stehenden Eiche. Sie tut´s am leichten Schmetterling, wie an der raschen Schwalbe. Am kleinflinken Eichkätzchen und am schweren Stier. Immer ist´s das Gleiche, ob es nun rascher geht oder langsamer; mag´s eine Wunde sein oder eine Krankheit, Feuer oder Hunger oder was sonst: Einmal wird aus all dem blühenden Leben Asche.
Aus der starken Gestalt ein schütteres Häufchen Staub, das jeder Wind zerweht. aus den leuchtenden Farben grauliches Mehl. As dem warm schwellenden, fühlenden leben kärgliche, tote Erde; weniger als Erde: Asche!
(Von heiligen Zeichen; Romano Guardini 1927)