Die Fahrt nach Deutschland war lange und anstrengend. Alleine mit 2 kleinen Kindern auf der Rückbank ca. 800 km unterwegs zu sein, das ist ein Abenteuer.
Mal weinte Marco, mal quengelte Bianca, dazwischen musste sie auf Toilette, also anhalten, Pinkelpause machen, Kinder gegen ihren Willen wieder ins Auto verfrachten und weiter fahren. Dann ein lautstarker Streit wegen eines Kissens, das beide gleichzeitig haben wollten. Marco hatte Durst, Bianca hatte Hunger...Marcos Windel waren voll. also wieder eine Zwangspause, um ihn von der Stinkewindel zu befreien und frische Luft ins Auto zu lassen, was dringend nötig war... der ganz normale Wahnsinn eben, wenn man mit 2 Kleinkindern stundenlang im Auto unterwegs ist. Als Elternpaar ist das schon anstrengend. Alleine umso mehr.
Doch es war auch gut so. So kam ich nicht zu sehr ins Grübeln, ich hatte keine Chance dazu.
Um die Mittagszeit waren wir in Österreich. Es war ungefähr der Zeitpunkt, an dem Italo nach Hause gekommen war und die Wohnung verlassen vorgefunden hatte. In dem Abschiedsbrief hatte ich ihm geschrieben, dass ich keine Hoffnung mehr für unsere Beziehung hatte, das es so nicht weitergehen konnte und ich die Konsequenzen gezogen hätte. Vor allem um das Wohl der Kinder sorgte ich mich. Auf Dauer würden sie Schaden nehmen mit einem Alkoholiker als Vater und einer Mutter, die ihm nicht helfen konnte. Vor meinem inneren Auge sah ich ihn fassungslos im Wohnzimmer stehen, sah mehrere Szenarien, sah ihn weinen, sah ihn wütend den Brief zerreissen, sah ihn aus Verzweiflung erst recht trinken. Viel viel später erzählte mir Italo einmal, dass nicht nur ein Szenario auf diese Situation zugetroffen hatte, sondern alle drei.
Ich fuhr und fuhr, Immer größer wurde die Distanz zwischen Italo und den Kindern und mir.
So gegen 18 Uhr hatte ich unser Ziel erreicht und fuhr auf den Parkplatz vor dem Haus, in dem meine Eltern ihre Eigentumswohnung hatten. Meine Mutter war extra wegen uns früher von der Arbeit gekommen und erwartete uns. Mein Vater war noch bei der Arbeit. Meine Eltern waren zu der Zeit selbständig und hatten ein Kiosk und eine Mineralien- und Fossiliengalerie in Stuttgart.Vor 20 Uhr waren sie normalerweise nie zuhause.
Meine Mutter weinte vor Freude, als sie uns drei zwar müde, aber wohlbehalten in die Arme schließen konnte. Sie kümmerte sich rührend um die Kinder, die für ihre Aufmerksamkeit sehr dankbar waren.
Wir trugen die Koffer in die Wohnung und sie zeigte uns unser neues Domizil: ein 9m² großes Kinderzimmer, das wir uns zu dritt teilen würden. Es gab keinen Platz für ein Gitterbettchen für Marco. Wir schliefen alle drei auf der ausgezogenen Schlafcouch. Und trotzdem war ich unendlich dankbar, dass meine Eltern mir die Rückkehr nach Deutschland ermöglicht hatten.
Abends, als die Kinder bereits schliefen und mein Vater von der Arbeit zurück gekehrt war, unterhielten wir uns. Weniger das Erlebte war Thema. Es ging mehr die Zukunft der Kinder und natürlich auch um meine. Wir waren gerade dabei uns Gedanken zu machen, wie ich nun am besten vorgehen sollte, da klingelte das Telefon. Ich erschrak und wusste sofort, dass das Italo war. Ich sagte meinem Vater, der ans Telefon ging, dass ich Italo nicht sprechen wollte. Das hätte mich zu sehr aufgewühlt. Und ich hatte es so dringend nötig, zur Ruhe zu kommen.
Ich hatte Recht. Es war Italo und verlangte, mich zu sprechen. Mein Vater richtete ihm ziemlich unfreundlich aus, dass ich nicht mit ihm reden wollte. Italo sagte noch ein paar Dinge zu meinem Vater, dessen Gesicht immer finsterer wurde. Dann legte er auf. Mein Vater hat mir nie erzählt, was ihm Italo gesagt hatte. Erst von Italo erfuhr ich Jahre später, dass er meinem Vater gesagt hatte, dass er mich liebte und er bereit wäre, alles zu tun, damit ich mit den Kindern wieder zu ihm zurück kehren würde.
Heute verstehe ich, warum mein Vater mir dies nie erzählt hat. Er hatte schon einmal erleben müssen, dass ich Italo verlassen hatte und dann nach 2 Tagen wieder zu ihm zurück kehrte. Mein Vater hatte einfach Angst, dass ich wieder einknicken würde, wenn ich diese Botschaft hören würde. Er spürte, dass ich innerlich mit mir kämpfte. Ich wusste, auf der einen Seite hatte ich keine Wahl gehabt, ich musste Italo verlassen, sonst hätte sich an unserem Leben nie etwas geändert. Auch liebte ich ihn nicht mehr. Aber egal war er mir immer noch nicht. Ich machte mir große Sorgen um ihn. Ich konnte nicht so plötzlich loslassen und ihn seine Probleme alleine bewältigen lassen. Immer noch fühlte ich mich mitverantwortlich.
Die ersten Nächte schlief ich sehr schlecht. Ich grübelte und grübelte und kam einfach nicht zur Ruhe. Doch bei meinen Bemühungen, den Kindern und mir eine Existenz aufzubauen wurde ich bald abgelenkt und grübelte bald auch über andere Dinge.
Tagsüber kümmerte ich mich um die Kinder und nahm meiner Mutter den Haushalt ab, während meine Eltern arbeiten waren. Vom ersten Tag an suchte ich nach einer Arbeit und nach je einem KiTa-Platz für Bianca und Marco. Damals war das noch schwieriger als heute. KitTa's gab es zwar in den Städten, auf dem Land aber gab es nur Kindergärten, die von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr geöffnet hatten. Außerdem waren die Kindergärten nur für Kinder ab 3 Jahren. Ich jedoch brauchte eine Einrichtung mit durchgehenden Öffnungszeiten und einen Platz für Marco, der erst knapp 1,5 Jahre alt war. Nur so war es mir möglich, arbeiten zu gehen und unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Also suchte ich nach KiTa-Plätzen in Stuttgart, das war von meinen Eltern aus die nahegelegenste Stadt. Die KiTa-Plätze wurden jedoch nur an Kinder vergeben, die auch in Stuttgart lebten. Man musste sogar in dem Stadtteil wohnen, in dem man einen KiTa-Platz haben wollte.
Die ganze mühsame Suche nach einer Kindertagesstätte für Bianca und Marco lief ausschließlich über das Telefon. Zu dieser Zeit wusste noch niemand, was eine Flatrate ist, denn alle Telefongespräche wurden minutengenau abgerechnet. Entsprechend hoch war die nächste Telefonrechnung meiner Eltern, denn ich führte unzählige Telefongespräche mit städtischen Tageseinrichtungen, kirchlichen Einrichtungen und auch privaten Einrichtungen. Es war ein hoffnungsloses Unterfangen, überall bekam ich die gleiche Antwort: "Wenn Sie nicht in Stuttgart wohnen, dann können wir Ihnen auch keinen Platz für Ihr Kind geben!"
Es war ein Teufelskreis, in dem ich mich befand. Ohne KiTa konnte ich nicht arbeiten gehen, ohne Arbeit konnte ich mir keine eigene Wohnung leisten und ohne eigene Wohnung in Stuttgart bekam ich keine KiTa-Plätze. Es war zum Haare raufen!
Anders lief es mit der Arbet. Ich war gerade mal 3 Tage wieder zurück in Deutschland, da rief mich nachmittags mein Vater an und erzählte mir, im Hauptbahnhof in einem Schnellrestaurant würden Bedienungen gesucht werden, ich solle mich doch da mal vorstellen.
Ich hätte damals jede Arbeit angenommen. Ich musste unbedingt schnellstmöglich Geld verdienen, ich wollte meinen Eltern keinesfalls lange auf der Tasche liegen. Nach einer adäquaten Stelle in meinem erlernten Beruf konnte ich mir dann immer noch in Ruhe schauen.
Die Frage nach der Kinderbetreuung löste mein Vater indem er mir sagte, vorübergehend würden meine Mutter und er die Kinder in einem ihrer Läden betreuen. Das war zwar nicht die perfekte Lösung, aber es war ein Anfang. So rief ich bei dem Schnellrestaurant an und vereinbarte gleich für den nächsten Tag einen Vorstellungstermin.
Die Kinder brachte ich am nächsten Tag in den Laden meiner Eltern, dann machte ich mich auf zum Bewerbungsgespräch. Als ich vor dem Restaurant stand, sah ich das Schild, das an der Türe befestigt war. "Suchen Mitarbeiter/in von 15 bis 23" stand da. Ich denke, es war meiner Nervosität zuzuschreiben, dass ich dieses Schild falsch verstand. Ich dachte, das Restaurant suchte Mitarbeiter im Alter von 15 bis 23 Jahren und wunderte mich noch, dass so junge Bedienungen gesucht wurden.
Ich betrat den Gastraum und sagte der Mitarbeiterin an der Kasse, dass ich die Restaurantleiterin sprechen wolle, ich hätte ein Vorstellungsgespräch bei ihr. Man richtete der Leiterin aus, dass ich da war und Minuten später saß ich mit ihr in einem kleinen Büro. Sie machte eine sehr sympathischen Eindruck und sie fragte mich, warum ich bei ihr arbeiten wollte. Ich antwortete: "Ich suche dringend Arbeit denn ich habe 2 Kinder, für die ich sorgen muss. Ich habe aber draußen auf ihrem Schild gesehen, dass sie Mitarbeiter von 15 bis 23 suchen. Ich bin 24 Jahre alt. Ist das sehr schlimm?" Stille. Dann prustete die Leiterin los. Sie lachte und lachte und konnte sich gar nicht beruhigen. Ich verstand immer noch nicht, warum und schaute sie unsicher und verständnislos an. Als sie sich endlich beruhigt hatte, antwortete sie mir:"So sehr habe ich schon lange nicht mehr gelacht. Da haben Sie aber was gründlich missverstanden. Wir suchen Mitarbeiter von 15 bis 23 Uhr! Das Alter ist überhaupt kein Kriterium!" Und wieder lachte sie. Mir war das so peinlich! "Adieu Job", dachte ich, "das hast du aber mal gründlich vermasselt!"
Doch weit gefehlt! Die Leiterin fand mich wohl so drollig und sympathisch, dass sie mir ohne weitere Fragen die Arbeit zusagte und mir auch sofort den Vertrag aushändigte.Gleich übermorgen sollte ich anfangen! Ich konnte mein Glück kaum fassen. Bereits 5 Tage nach meiner Rückkehr nach Deutschland konnte ich mit dem Arbeiten anfangen. Das war doch mal ein Anfang!
Der erste Schritt war getan! Mit noch mehr Elan ging ich an die Suche der KiTa-Plätze heran. Und wieder einmal ließ ich mich von meiner unerschöpflichen Hoffnung tragen, dass alles gut werden würde.
Mal weinte Marco, mal quengelte Bianca, dazwischen musste sie auf Toilette, also anhalten, Pinkelpause machen, Kinder gegen ihren Willen wieder ins Auto verfrachten und weiter fahren. Dann ein lautstarker Streit wegen eines Kissens, das beide gleichzeitig haben wollten. Marco hatte Durst, Bianca hatte Hunger...Marcos Windel waren voll. also wieder eine Zwangspause, um ihn von der Stinkewindel zu befreien und frische Luft ins Auto zu lassen, was dringend nötig war... der ganz normale Wahnsinn eben, wenn man mit 2 Kleinkindern stundenlang im Auto unterwegs ist. Als Elternpaar ist das schon anstrengend. Alleine umso mehr.
Doch es war auch gut so. So kam ich nicht zu sehr ins Grübeln, ich hatte keine Chance dazu.
Um die Mittagszeit waren wir in Österreich. Es war ungefähr der Zeitpunkt, an dem Italo nach Hause gekommen war und die Wohnung verlassen vorgefunden hatte. In dem Abschiedsbrief hatte ich ihm geschrieben, dass ich keine Hoffnung mehr für unsere Beziehung hatte, das es so nicht weitergehen konnte und ich die Konsequenzen gezogen hätte. Vor allem um das Wohl der Kinder sorgte ich mich. Auf Dauer würden sie Schaden nehmen mit einem Alkoholiker als Vater und einer Mutter, die ihm nicht helfen konnte. Vor meinem inneren Auge sah ich ihn fassungslos im Wohnzimmer stehen, sah mehrere Szenarien, sah ihn weinen, sah ihn wütend den Brief zerreissen, sah ihn aus Verzweiflung erst recht trinken. Viel viel später erzählte mir Italo einmal, dass nicht nur ein Szenario auf diese Situation zugetroffen hatte, sondern alle drei.
Ich fuhr und fuhr, Immer größer wurde die Distanz zwischen Italo und den Kindern und mir.
So gegen 18 Uhr hatte ich unser Ziel erreicht und fuhr auf den Parkplatz vor dem Haus, in dem meine Eltern ihre Eigentumswohnung hatten. Meine Mutter war extra wegen uns früher von der Arbeit gekommen und erwartete uns. Mein Vater war noch bei der Arbeit. Meine Eltern waren zu der Zeit selbständig und hatten ein Kiosk und eine Mineralien- und Fossiliengalerie in Stuttgart.Vor 20 Uhr waren sie normalerweise nie zuhause.
Meine Mutter weinte vor Freude, als sie uns drei zwar müde, aber wohlbehalten in die Arme schließen konnte. Sie kümmerte sich rührend um die Kinder, die für ihre Aufmerksamkeit sehr dankbar waren.
Wir trugen die Koffer in die Wohnung und sie zeigte uns unser neues Domizil: ein 9m² großes Kinderzimmer, das wir uns zu dritt teilen würden. Es gab keinen Platz für ein Gitterbettchen für Marco. Wir schliefen alle drei auf der ausgezogenen Schlafcouch. Und trotzdem war ich unendlich dankbar, dass meine Eltern mir die Rückkehr nach Deutschland ermöglicht hatten.
Abends, als die Kinder bereits schliefen und mein Vater von der Arbeit zurück gekehrt war, unterhielten wir uns. Weniger das Erlebte war Thema. Es ging mehr die Zukunft der Kinder und natürlich auch um meine. Wir waren gerade dabei uns Gedanken zu machen, wie ich nun am besten vorgehen sollte, da klingelte das Telefon. Ich erschrak und wusste sofort, dass das Italo war. Ich sagte meinem Vater, der ans Telefon ging, dass ich Italo nicht sprechen wollte. Das hätte mich zu sehr aufgewühlt. Und ich hatte es so dringend nötig, zur Ruhe zu kommen.
Ich hatte Recht. Es war Italo und verlangte, mich zu sprechen. Mein Vater richtete ihm ziemlich unfreundlich aus, dass ich nicht mit ihm reden wollte. Italo sagte noch ein paar Dinge zu meinem Vater, dessen Gesicht immer finsterer wurde. Dann legte er auf. Mein Vater hat mir nie erzählt, was ihm Italo gesagt hatte. Erst von Italo erfuhr ich Jahre später, dass er meinem Vater gesagt hatte, dass er mich liebte und er bereit wäre, alles zu tun, damit ich mit den Kindern wieder zu ihm zurück kehren würde.
Heute verstehe ich, warum mein Vater mir dies nie erzählt hat. Er hatte schon einmal erleben müssen, dass ich Italo verlassen hatte und dann nach 2 Tagen wieder zu ihm zurück kehrte. Mein Vater hatte einfach Angst, dass ich wieder einknicken würde, wenn ich diese Botschaft hören würde. Er spürte, dass ich innerlich mit mir kämpfte. Ich wusste, auf der einen Seite hatte ich keine Wahl gehabt, ich musste Italo verlassen, sonst hätte sich an unserem Leben nie etwas geändert. Auch liebte ich ihn nicht mehr. Aber egal war er mir immer noch nicht. Ich machte mir große Sorgen um ihn. Ich konnte nicht so plötzlich loslassen und ihn seine Probleme alleine bewältigen lassen. Immer noch fühlte ich mich mitverantwortlich.
Die ersten Nächte schlief ich sehr schlecht. Ich grübelte und grübelte und kam einfach nicht zur Ruhe. Doch bei meinen Bemühungen, den Kindern und mir eine Existenz aufzubauen wurde ich bald abgelenkt und grübelte bald auch über andere Dinge.
Tagsüber kümmerte ich mich um die Kinder und nahm meiner Mutter den Haushalt ab, während meine Eltern arbeiten waren. Vom ersten Tag an suchte ich nach einer Arbeit und nach je einem KiTa-Platz für Bianca und Marco. Damals war das noch schwieriger als heute. KitTa's gab es zwar in den Städten, auf dem Land aber gab es nur Kindergärten, die von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr geöffnet hatten. Außerdem waren die Kindergärten nur für Kinder ab 3 Jahren. Ich jedoch brauchte eine Einrichtung mit durchgehenden Öffnungszeiten und einen Platz für Marco, der erst knapp 1,5 Jahre alt war. Nur so war es mir möglich, arbeiten zu gehen und unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Also suchte ich nach KiTa-Plätzen in Stuttgart, das war von meinen Eltern aus die nahegelegenste Stadt. Die KiTa-Plätze wurden jedoch nur an Kinder vergeben, die auch in Stuttgart lebten. Man musste sogar in dem Stadtteil wohnen, in dem man einen KiTa-Platz haben wollte.
Die ganze mühsame Suche nach einer Kindertagesstätte für Bianca und Marco lief ausschließlich über das Telefon. Zu dieser Zeit wusste noch niemand, was eine Flatrate ist, denn alle Telefongespräche wurden minutengenau abgerechnet. Entsprechend hoch war die nächste Telefonrechnung meiner Eltern, denn ich führte unzählige Telefongespräche mit städtischen Tageseinrichtungen, kirchlichen Einrichtungen und auch privaten Einrichtungen. Es war ein hoffnungsloses Unterfangen, überall bekam ich die gleiche Antwort: "Wenn Sie nicht in Stuttgart wohnen, dann können wir Ihnen auch keinen Platz für Ihr Kind geben!"
Es war ein Teufelskreis, in dem ich mich befand. Ohne KiTa konnte ich nicht arbeiten gehen, ohne Arbeit konnte ich mir keine eigene Wohnung leisten und ohne eigene Wohnung in Stuttgart bekam ich keine KiTa-Plätze. Es war zum Haare raufen!
Anders lief es mit der Arbet. Ich war gerade mal 3 Tage wieder zurück in Deutschland, da rief mich nachmittags mein Vater an und erzählte mir, im Hauptbahnhof in einem Schnellrestaurant würden Bedienungen gesucht werden, ich solle mich doch da mal vorstellen.
Ich hätte damals jede Arbeit angenommen. Ich musste unbedingt schnellstmöglich Geld verdienen, ich wollte meinen Eltern keinesfalls lange auf der Tasche liegen. Nach einer adäquaten Stelle in meinem erlernten Beruf konnte ich mir dann immer noch in Ruhe schauen.
Die Frage nach der Kinderbetreuung löste mein Vater indem er mir sagte, vorübergehend würden meine Mutter und er die Kinder in einem ihrer Läden betreuen. Das war zwar nicht die perfekte Lösung, aber es war ein Anfang. So rief ich bei dem Schnellrestaurant an und vereinbarte gleich für den nächsten Tag einen Vorstellungstermin.
Die Kinder brachte ich am nächsten Tag in den Laden meiner Eltern, dann machte ich mich auf zum Bewerbungsgespräch. Als ich vor dem Restaurant stand, sah ich das Schild, das an der Türe befestigt war. "Suchen Mitarbeiter/in von 15 bis 23" stand da. Ich denke, es war meiner Nervosität zuzuschreiben, dass ich dieses Schild falsch verstand. Ich dachte, das Restaurant suchte Mitarbeiter im Alter von 15 bis 23 Jahren und wunderte mich noch, dass so junge Bedienungen gesucht wurden.
Ich betrat den Gastraum und sagte der Mitarbeiterin an der Kasse, dass ich die Restaurantleiterin sprechen wolle, ich hätte ein Vorstellungsgespräch bei ihr. Man richtete der Leiterin aus, dass ich da war und Minuten später saß ich mit ihr in einem kleinen Büro. Sie machte eine sehr sympathischen Eindruck und sie fragte mich, warum ich bei ihr arbeiten wollte. Ich antwortete: "Ich suche dringend Arbeit denn ich habe 2 Kinder, für die ich sorgen muss. Ich habe aber draußen auf ihrem Schild gesehen, dass sie Mitarbeiter von 15 bis 23 suchen. Ich bin 24 Jahre alt. Ist das sehr schlimm?" Stille. Dann prustete die Leiterin los. Sie lachte und lachte und konnte sich gar nicht beruhigen. Ich verstand immer noch nicht, warum und schaute sie unsicher und verständnislos an. Als sie sich endlich beruhigt hatte, antwortete sie mir:"So sehr habe ich schon lange nicht mehr gelacht. Da haben Sie aber was gründlich missverstanden. Wir suchen Mitarbeiter von 15 bis 23 Uhr! Das Alter ist überhaupt kein Kriterium!" Und wieder lachte sie. Mir war das so peinlich! "Adieu Job", dachte ich, "das hast du aber mal gründlich vermasselt!"
Doch weit gefehlt! Die Leiterin fand mich wohl so drollig und sympathisch, dass sie mir ohne weitere Fragen die Arbeit zusagte und mir auch sofort den Vertrag aushändigte.Gleich übermorgen sollte ich anfangen! Ich konnte mein Glück kaum fassen. Bereits 5 Tage nach meiner Rückkehr nach Deutschland konnte ich mit dem Arbeiten anfangen. Das war doch mal ein Anfang!
Der erste Schritt war getan! Mit noch mehr Elan ging ich an die Suche der KiTa-Plätze heran. Und wieder einmal ließ ich mich von meiner unerschöpflichen Hoffnung tragen, dass alles gut werden würde.