Allein unter Feinden - Hexenkessel Belfast in "´71"!


©Ascot Elite


Ein Großreich, das zerbricht. Ein kleiner Flecken Land, der zum Spielball großer Ideale wird. Nordirland hat eine hundertjährige Geschichte voller Hass und Leid hinter sich, die Wunden reichen tief und schwelen immer noch unter der Oberfläche. Ein jeder kennt wohl den Begriff IRA, der für Terrorismus im gebildeten Westen steht, wie kein anderer. Jahrzehnte des Konflikts zwischen Truppen der Irish Republican Army, sowie Vertretern der britischen Armee und anderen Gruppierungen machten Nordirland – insbesondere Belfast – zu einem Hexenkessel. Bomben, die auf der Straße explodierten, Unschuldige, die hingerichtet wurden – all das stand auf der Tagesordnung. 
Grob aufgeteilt war die Stadt in das Lager der Protestanten und der Katholiken, die sich die Köpfe einschlugen. Einstige Freunde wurden zu Feinden, bloß weil sie unterschiedlichen Konfessionen angehörten. In diesem Setting der Angst und der Verzweiflung spielt „´71“. Der junge Soldat Gary (Jack O`Connell) wird mit seiner Truppe nach Belfast versetzt. Eine Hausdurchsuchung läuft schief und plötzlich findet sich der junge Mann allein auf den Straßen Belfasts wieder. Seine Truppe ist geflohen, die IRA auf der Suche nach ihm. Ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt…

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Regisseur Yann Demange fängt die grauenvolle Stimmung der 70er in Belfast gekonnt ein. Leere Straßen, brennende Autos, Menschenmassen, die aufeinander einprügeln. In deren Mitte befinden sich die Soldaten, die den wütenden Mob versuchen zurückzuhalten. Steine fliegen, Blut fließt, der erste Schuss fällt. Ganz dicht heran geht Demange mit der Kamera, roh und grobkörnig ist das Bild, die Situation macht fassungslos. „´71“ stellt hierbei fest: Der Wahnsinn sitzt beiden Seiten im Nacken, nur wenige scheinen klar denken zu können. Es gibt kein Schwarz und Weiß, kein Richtig und Falsch. Jede Seite meint richtig zu liegen. 
Kompromisslos treibt Demange den Adrenalinpegel immer höher, die Hetzjagd auf den Soldaten Gary bleibt hochspannend. Mit zunehmender Laufzeit verliert sich der Film jedoch ein wenig im Dschungel der Genres, die er bedienen will. Ist er nun ein Portrait der „Troubles“ in den 70ern, ein reinrassiger Verfolgungsthriller oder ein Kommentar in Richtung Humanismus und Wahnsinn im Angesicht des Feindes? Die vielen Zutaten mögen manchmal nicht zusammenpassen – allerdings ist der Überlebenskampf Garys stets Motivator genug, um dranzubleiben. 
Als Auseinandersetzung mit dem Nordirlandkonflikt ist „`71“ jedoch nur bedingt geeignet. Dafür liefert der Film zu wenig Anhaltspunkte und Hintergrundinformationen. Doch als erster Anstoß, sich etwas reinzulesen, taugt der für den goldenen Bären auf der Berlinale nominierte Film durchaus. Viele der Mauern, die damals zwischen protestantischen und katholischen Vierteln hochgezogen wurden – ironischerweise Peace Lines genannt – stehen heute übrigens immer noch. Zwar hat die Regierung einem Abbau bis 2023 zugestimmt, doch zeigt das eines: Völlig überwunden hat Irland diese Zeit immer noch nicht. Warum, kann der Zuschauer in „´71“ gut nachvollziehen. 

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 BEWERTUNG: 07/10Titel: ´71Laufzeit: 104 MinutenFSK: ab 16 freigegebenErscheinungsjahr: 2014Genre: Thriller
Autor: Gregory BurkeRegisseur: Yann DemangeDarsteller: Jack O'Connell, Sean Harris, Richard Dormer, David Wilmot, Paul Anderson, Sam Reid

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