Allein reisen mit zwei Kindern – Wie funktioniert das? Zwei Wochen in Südtirol mit Kleinkindern

Bisher war ich zweimal allein mit meiner Tochter unterwegs. Aber alleine mit zwei Kindern? Das konnte ich mir lange nicht vorstellen.

Bis ich das Angebot bekam nach Südtirol zu fahren um dort zwei Wochen lang auf eine Katze aufzupassen, während die Besitzer selbst im Urlaub sind - kostenlose Unterkunft inklusive. Dass ich so ein Angebot nicht ausschlagen konnte, war klar. Und dass mein Sohn und meine Tochter das Angebot, auf eine Katzi aufzupassen, ebenfalls nicht ausschlagen konnten, war auch klar.

Die Anreise - mit dem Zug nach Brixen

So kam es, dass wir uns Ende Juli zu dritt auf den Weg nach Südtirol zur Katzi machten. Ich, mein 4-jähriger Sohn und meine 1,5-jährige Tochter.

Am Abend vor unserer Abreise hatte ich bereits meine erste kleine Krise. Würde ich es schaffen, zwei Wochen lang mit zwei Kindern (und einer Katze!) allein klarzukommen? Was hatte ich mir da nur eingebrockt?

Dennoch, am nächsten Morgen sagten wir frohen Mutes dem Papa tschüss und stiegen in den Zug. Ich, mein 4-jähriger Sohn, meine 1,5-jährige Tochter, mein Koffer, Sohns Koffer, Sohns Rucksack, Tochters Rucksack, meine Umhängetasche, ein Beutel voll mit Proviant, die Ergobaby Babytrage für meine Tochter, der Croozer Kid Plus for 2 , außerdem eine Stoffkatze, eine Eule und eine Puppe.

Das erste Hindernis mussten wir schon überwinden, bevor unsere Reise überhaupt begann. Denn der Croozer passt nicht durch die Türen des ICE. Gut, das wusste ich schon vorher, und ich entschied mich dennoch dafür ihn mitzunehmen, weil es im Urlaubsort die beste Möglichkeit ist, beide Kinder zu transportieren. Und ich mir ein wenig erhoffte, dass beide Kinder gleichzeitig darin schlafen könnten, während ich es mir in der Sonne gemütlich machen und mich ausruhen kann. Der Croozer musste also mit.

Zum Glück ist der Croozer ja zusammenklappbar. So konnte ich ihn am Bahnsteig vor der Tür des ICE zusammenklappen und ihn in den Zug tragen. Beim Einsteigen in Hannover war das, auch mit dem weiteren Gepäck und beiden Kindern, kein großes Problem, denn der Zug stand einige Minuten am Gleis und der Papa half uns beim Tragen.

Schwieriger gestaltete sich das Umsteigen in München. Denn den zusammengeklappten Croozer hätte ich nicht einfach zum nächsten Gleis tragen können. Und neben mir umherwuselnde Kinder wären am Gleis auch alles andere als entspannt gewesen. Also hebte ich den Croozer aus dem Zug, baute ihn am Gleis wieder zusammen - während des ganzen Procederes war meine Tochter stehts bei mir in der Rückentrage, damit ich nur auf ein Kind ein Auge haben musste - und setzte die Kinder in den Croozer. Der Koffer des Sohnes passte wunderbar in den Croozer-Kofferraum, so dass ich nur noch meinen eigenen Koffer ziehen brauchte, während ich den Croozer schieben konnte. Und am nächsten Gleis das Ganze in die andere Richtung. Ich habe den Croozer wieder zusammengeklappt und ihn in den Zug getragen, wieder mit meiner Tochter in der Rückentrage.

An dieser Stelle bin ich wirklich dankbar dafür, dass meine Kinder sowohl beim Hin- als auch beim Rückweg dieses Procedere fast ohne Probleme mitgemacht haben. Denn mein Sohn hat wunderbar selbst auf seinen Koffer, seinen Rucksack und seine Katzi aufgepasst und meine Tochter hat sich ohne Proteste hin- und hersetzen lassen.

Die Zugfahrt war sehr lang. Insgesamt waren wir von Hannover nach Brixen 8,5 Stunden unterwegs, inklusive einer knappen Stunde Umsteigezeit in München. Die Kinder bei so einer langen Reise bei Laune zu halten, ist nicht ganz einfach. Auf dem Weg von Hannover nach München hatten wir noch ein Kleinkindabteil, in dem die Kinder mit einem anderen Kind spielen konnten.

Schwieriger wurde es in dem Zug von München nach Brixen. Dort gab es kein separates Abteil für Familien und die Kinder hatten schon einige Zeit im Zug verbracht, so dass sie aufgedreht und gnartschig waren. Als Notfallbespaßung hatte ich das Tablet eingepackt, auf dem ich vorher noch einige Folgen Peppa Wutz und Summ Summ Super über Netflix heruntergeladen hatte. Aber auch das wirkte nur eine kurze Zeit. So dass wir schließlich zusammen in den Speisewagen gingen, weil schon alle unsere Sitznachbarn im Abteil von uns genervt waren. Und das war eine ganz wunderbare Entscheidung. Denn außer einem belgischen Ehepaar war der Speisewagen leer. Ich konnte in Ruhe etwas essen, während die Kinder unter den Tischen Verstecken spielten und sich mit dem Ehepaar anfreundeten.

Katzensitting in Brixen

In Brixen angekommen, trafen wir als erstes eine Freundin der Katzenbesitzerin, die uns in die Wohnung brachte und uns alles Wichtige zeigte, was wir für die nächsten zwei Wochen wissen mussten.

Zu unseren Aufgaben gehörten vor allem Katze füttern, Katzenklo sauber machen und die Blumen auf Balkon und Terrasse gießen.

Diese Aufgaben erledigte ich gleich morgens nach dem Frühstück, so dass wir den restlichen Tag die freie Zeit an unserem Urlaubsort genießen konnten.

Unsere Gastgeberin hatte uns eine Reihe von Broschüren und Infomaterialien rund um Brixen und die Umgebung auf den Esstisch gelegt. Mit dabei war auch ein Stadtplan, auf dem einzelne Spielplätze eingezeichnet waren. Nachdem die Katze und die Blumen versorgt waren, gingen wir also meist gegen Mittag los. Jeden Tag suchte ich mir einen anderen Spielplatz von der Karte aus. So konnte ich alle verschiedenen Ecken der Stadt auf dem Weg zum Spielplatz sehen, und die Kinder hatten noch einige Zeit, die sie auf dem Spielplatz verbringen konnten. Je nach Entfernung des Spielplatzes nahm ich entweder den Croozer oder die Trage mit, wobei beide Kinder zumindest beim Hinweg immer fit waren und die ganze Strecke selbst gelaufen sind. Zum Glück hatten wir alle Zeit der Welt.

Anfangs versuchte ich, jeden Mittag noch etwas für uns zu kochen, bevor wir losgingen. Aber schon nach wenigen Tagen hat mich das Kochen mehr als frustriert. Draußen waren es 30° und wir hockten drinnen. Das Essen schmeckte mir dank meiner mieserablen Kochkünste eh nie. Also ging ich dazu über, für den Mittag und für nachmittags Snacks in Form von vielviel Obst, Baguette, Cracker usw. mitzunehmen und abends auf dem Rückweg nach Hause in ein Restaurant zu gehen und dort warm zu essen. Wenn es nicht so teuer wäre, würde ich eh jeden Tag essen gehen und nie wieder kochen.

Problematisch mit zwei wuseligen kleinen Kindern ist es allerdings, in einer fremden Wohnung zu leben. Gleich am ersten Abend stellte ich alles, was mir wichtig und zerbrechlich erschien, in die oberen Regalfächer ins Schlafzimmer. Natürlich achte ich in einer fremden Wohnung besonders darauf, dass nichts kaputt geht, aber dennoch kann ich nicht immer beide Kinder ununterbrochen im Auge behalten. In den ersten Tagen war ich sehr froh über die kleine Bank im Badezimmer, auf die ich die Kinder mal wieder mit dem Tablet und Peppa Wutz setzen konnte um einigermaßen entspannt zu duschen, ohne befürchten zu müssen, dass die Kinder währenddessen etwas kaputt machen könnten.

Da die Kinder in einer fremden Wohnung nicht alleine in einem Zimmer schlafen wollten, schliefen wir die gesamten zwei Wochen zu dritt im 1,40 m-Bett im Schlafzimmer. Das Kinderzimmer nutzen wir lediglich als Spielzimmer.

Wandern in den Bergen Südtirols

Wir waren aber nicht nur in Brixen unterwegs, sondern schauten uns auch die nähere Umgebung in Südtirol an. An zwei Tagen fuhren mit dem Bus zu Seilbahnstationen in der Nähe und mit der Seilbahn hoch auf den Berg.

Ich dachte mir schon vorher, dass der sperrige Croozer wahrscheinlich nicht in den Bus und in die Gondel der Seilbahn passen würde, so dass ich nur die Trage in meine Umhängetasche packte. Meine Kinder sind allerdings sehr enthusiastische Läufer, also liefen sie die meiste Zeit beide selbst.

Von Wandern zu sprechen ist in diesem Zusammenhang wohl etwas übertrieben. Denn wir kamen ungefähr 500 Meter weit und wieder zurück - und haben dafür vier Stunden gebraucht. Bei solchen Geschwindigkeiten und so vielen natürlichen Ablenkungen auf dem Weg hilft als alleinreisender Elternteil nur entspannen, durchatmen und sich darüber freuen, dass man es mit zwei Kindern überhaupt bis auf den Berg geschafft hat.

Natürlich entdeckte ich erst vor unserer Rückfahrt mit der Seilbahn, dass es an der Bergstation tatsächlich Kinderanhänger zum Ausleihen gegeben hätte.

Ein Tag in Venedig

Mein größtes Highlight während unseres Urlaubs in Südtirol war ein Ausflug raus aus Südtirol, rein in Venetien.

Denn eines Abends erzählte ich meinem Sohn von den Wasserbussen in Venedig. Er war sofort begeistert und wollte sich diese angucken. Gesagt, getan. Am nächsten Morgen stiegen wir um 8 Uhr morgens in den Zug nach Venedig. Vier Stunden Fahrt und wir waren endlich da. Die lange Fahrzeit hat sich gelohnt. Schon am Bahnhofsvorplatz hätte ich vor Glück schreien können. Ich war in Venedig - allein mit zwei Kindern!

Auch in Venedig wäre der Croozer dank der vielen Treppenstufen an den Brücken mehr hinderlich als nützlich gewesen, so dass ich wieder nur die Trage für meine Tochter dabei hatte. Meine Tochter schlief nach der langen Zugfahrt nach wenigen Metern in der Trage ein, so dass mein Sohn und ich uns gemütlich ein Eis auf die Hand holen konnten und los in Richtung Rialtobrücke spazierten. Als meine Tochter später wach wurde, wollte sie auch sofort aus der Trage raus und laufen. Das ging eine zeitlang ganz gut, aber spätestens an der Rialtobrücke wurde die Altstadt so wuselig voll von Touristen, dass es mir zu riskant war, auf zwei kleine Kinder, die in verschiedene Richtungen liefen, acht zu geben, so dass ich sie wieder in die Trage setzte.

Die Kanäle in Venedig sind größtenteils nicht gesichert, daher könnten kleinere Kinder durchaus auch ins Wasser fallen - ein zusätzlicher Risikofaktor allein mit zwei Kindern in Venedig.

Wir sind vom Bahnhof Santa Lucia in der Altstadt über die Rialtobrücke bis zur Piazza San Marco gelaufen und haben für den Weg inklusive Pausen und Mittagessen knapp sechs Stunden gebraucht. Von der Piazza San Marco ging es dann endlich mit dem heißersehnten Wasserbus zurück zum Bahnhof.

Die Rückfahrt

Nach zwei Wochen in Südtirol lief die Rückfahrt etwas entspannter als die Hinfahrt ab. Im Zug von Brixen nach München hatten wir ein Sechserabteil für uns, in dem wir alle Sitze so umklappen konnten, dass die Kinder eine riesige durchgehende Spielfläche hatten. Schnell gesellten sich noch weitere Kinder zu ihnen, mit denen sie die Fahrt über auf ihrem „Bett" spielen konnten.

Stressig wurde das Umsteigen in München, da der Zug nach Hannover nicht in der Wagenreihenfolge am Gleis hielt wie angegeben. Da ich Plätze im Kleinkindabteil reserviert hatte, wollte ich auch zu dem Wagen mit dem Kleinkindabteil, der allerdings nun am anderen Ende des Gleises stand. Der Croozer war schon zusammengeklappt und ich hatte drei Minuten Zeit, bis der Zug losfahren sollte, um den zusammengeklappten Croozer, meinen Koffer, meine Tochter in der Trage und meinen Sohn neben mir laufend in den Zug zu bekommen. Zum Glück bemerkte eine Bahnmitarbeiterin meine Misere und lud kurzerhand den Croozer und den Koffer in den Gepäckcaddy, der am Gleis stand, und fuhr unsere Sachen zum richtigen Wagen.

Auch sonst hatte ich immer Hilfe von fremden Mitreisenden beim Ein- und Ausladen meiner Sachen im Zug bekommen.

Allein reisen mit zwei Kindern - ein Fazit

Und, würde ich es noch mal so machen? Ja, auf jeden Fall! Unser erster gemeinsamer Urlaub zu dritt in Südtirol war traumhaft. Es hat der Beziehung zu meinem Sohn sehr gut getan und mir das Selbstvertrauen gegeben, dass ich auch alleine mit zwei Kindern zurecht komme. Klar, viele Dinge haben auch nicht so geklappt, wie ich es mir gewünscht hätte, aber dank des Urlaubs hatte ich die nötige Entspannung, mich davon nicht all zu sehr stressen zu lassen. Ich denke, unsere gemeinsame Zeit in Südtirol hat uns allen drei sehr gut getan.

Und ich zehre nachhaltig von der Erfahrung. Immer, wenn nun diese kleine fiese Stimme in meinem Kopf kommt und mir sagt, dass ich etwas nicht könne oder etwas mit Kindern nicht möglich wäre, dann antworte ich ihr: „Hey, ich habe es geschafft allein mit zwei Kindern nach Venedig zu fahren - ich schaffe alles!"

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Warst du auch schon allein mit zwei oder gar noch mehr Kindern unterwegs? Wie war es für dich? Würdest du es wieder machen? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

Christin


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