Allein gegen alle: “Superman vs. The Elite”

Allein gegen alle: “Superman vs. The Elite”

© Warner Bros. Animation / Manchester Black, Menagerie, Coldcast und The Hat zu Besuch bei Superman in “Superman vs. The Elite”

Im März 2001 musste sich Superman im DC-Comic-Universum einer Bedrohung durch das vermeintliche Superhelden-Team „The Elite“ stellen. Diese Gruppierung machte in der Geschichte „What’s So Funny About Truth, Justice & The American Way“, die in der 775. Ausgabe der „Action Comics“ veröffentlicht wurde, jagt auf Bösewichte um diese zu töten – und nicht etwa wie der moralisch handelnde Superman in die Obhut einer Staatsgewalt zu übergeben. Das Irre: Die Menschen jubelten der Gruppierung zu, da diese sie endlich von den ewigen Zerstörungsakten der Schurken befreite. Nun funktionieren bei DC schon seit mehreren Jahren die animierten Spielfilme weitaus besser als die Kinoproduktionen (ausgenommen Christopher Nolans Batman-Trilogie) – angefangen bei „Superman: Doomsday“ von 2007 bis hin zu „Batman: Year One“ (2011) und zuletzt „Justice League: Doom“ (2012). Es ist also kaum verwunderlich, dass es nun auch die Elite geschafft hat, ein Produkt der „DC Universe Animated Original Movies“-Reihe zu werden.

Die Handlung von „Superman vs. The Elite“ bewegt sich nicht weit weg von seiner Ursprungsgeschichte. Supermans Durchsetzungskraft im Kampf gegen das Verbrechen von Metropolis wird in Frage gestellt. Die Bevölkerung ist der Meinung, dass der Held nicht hart genug bei der Strafvollstreckung durchgreift. Dann taucht die vierköpfige „Elite“ auf, angeführt von dem Briten Manchester Black. Als neue Superhelden der Stadt kennt die Elite keine Grenzen, sie gehen gnadenlos gegen das Verbrechen vor, ohne Rücksicht auf Verluste. Das steuert sie auf einen direkten Kollisionskurs mit dem Mann aus Stahl, der für Ehrlichkeit und Gerechtigkeit einsteht.

Allein gegen alle: “Superman vs. The Elite”

Superman gegen Atomic Skull

Visuell beginnt diese Geschichte ungewohnt grell und bunt für einen sonst pompös inszenierten Superman. Die orchestralen Fanfaren, die den sonst so übermenschlichen Helden von Krypton in anderen Animations- und Spielfilmen ankündigen, weichen hier in der Eröffnung einem knalligem Pop-Art-Intro, unterlegt mit lauter Rock ‘n’ Roll Musik. Ganz im Stile der 60er Jahre also, in die man mit einem einführenden Cartoon im Cartoon auch nochmal hinein geworfen wird. Bei diesem Einsatz der Meta-Ebene, wo Lois Lane – mit einer wundervollen Synchronstimme durch Pauley Perrette – und Clark Kent einen Werbespot im Schaufenster eines Fernsehgeschäfts verfolgen, zeigt sich eine spartanisch kantige Superman Cartoon-Figur bei der Festnahme zweier Bankräuber und wie er im Anschluss davonfliegt, nicht aber ohne den Zuschauern noch eine moralische Nachricht mit auf den Weg zu geben. Der erhobene Zeigefinger: Superman steht für Recht und Anstand, für Moral und das Gut-Mensch-Sein. So fröhlich die Welt bis hierher erscheint, so gut beschützt Metropolis durch den Cape-tragenden Superman auch ist, so hart holt die Realität das Leben Clark Kents sofort wieder ein. Der Superschurke Atomic Skull greift an und kann zwar von dem Kryptonier besiegt werden, im Verlauf des Kampfes wird aber ein immenser Schaden an der vermeintlich beschützen Stadt verrichtet. So muss sich Superman in Folge dessen vor der UN für den Schaden verantworten und es wird in Frage gestellt, ob die Moralvorstellungen Supermans noch einen Platz im 21. Jahrhundert haben. Das Böse soll endgültig eliminiert werden. Superman sträubt sich. Auftritt der Elite-Gruppierung.

Bevor der Film die Wende nimmt und Superman als guten Helden gegen die bösen „Helden“ antreten lässt, versuchen sich die beiden Parteien allerdings zu verbrüdern. Die jugendliche Anarcho-Gruppe um den Anführer Manchester Black himmelt den Mann aus Stahl an. Er war immer ihr großes Vorbild, ein Bild für Gerechtigkeit – wenn auch ein veraltetes Bild. Manchester Black öffnet sich Superman, womit sich der Film die Möglichkeit eines Origin-Flashbacks ermöglicht, bei dem wir den Anti-Helden Black als kleinen Jungen sehen, der gemeinsam mit seiner Schwester vor der heimischen Hölle flieht, sich auf der Straße durch schlägt und bei einem Unfall seine Schwester verliert, aber seine Kräfte entdeckt. Der brave Superman wird zum Unterstützer des Teams, aber schon bald sinkt seine Beliebtheit, da Metropolis viel mehr auf die radikalen Vorgehensweisen der Neu-Superhelden steht, die einem Schurken auch schon mal ein tödliches Ende setzen. Der Jubel ist groß, die Anarchie greift um sich: Die Schlangenkreaturen beschwörende Menagerie knutscht Superman ab, ohne dass dieser sich wehren könnte. Manchester zieht mordend und lügend durch die Straßen und wird dafür gelobpreist und der verschlossene The Hat ist nie ohne Weinflasche an den Lippen zu erblicken. „Wir machen aus bösen Buben bloße Erinnerungen“ ist der Wahlspruch der Elite und auf einmal verwandelt sich auch das anfänglich moralische Werbefilmchen mit einem überholten Superman in eben eine solche Erinnerung. Für die Menschen wird Superman auf einmal der böse Bube, der sich der Verbrechensbekämpfung der Elite in den Weg stellt.

Allein gegen alle: “Superman vs. The Elite”

Superman mit Lois Lane

Der Mann aus Stahl bleibt bei seinen Überzeugungen: „Ihr könnt nicht einfach Menschen töten und euch selbst Helden nennen“, worauf die Elite den versteckten USA-Angriff begeht und dem Alt-Helden entgegnet, dass doch auch die amerikanische Regierung genau so handeln würde. Bei den Zuschauern wird Superman immer der Held der Geschichte bleiben, denn so gut die Umsetzung der Comicvorlage gelungen ist, so schwer ist es doch in der Elite zu irgendeinem Zeitpunkt die Erlösung Metropolis‘ zu sehen. Die Anti-Helden stellen gefühlsmäßig niemals eine Bedrohung für den Kryptonier da, die Sympathien werden klar auf den Moralvorstellungen Supermans gebündelt, der Elite bringt man nur verständnisloses Misstrauen entgegen. Das gilt allerdings nicht für die Bürger von Metropolis, die voller Spannung einem Fernsehduell folgen, welches die Elite dann auf dem Mond gegen Superman bestreitet – kein verbales Duell wohlgemerkt, hier tritt dann endlich die gespielte Freundschaft der Elite in den Hintergrund und man verständigt sich mit schlagkräftigen Argumenten. Bis hierhin folgt „Superman vs. The Elite“ einer linearen, allzu vorhersehbaren Geschichte, schafft dann aber noch einmal zu überraschen und erzeugt hierdurch ein starkes Finale. Hier präsentiert sich dann ein neuer Superman, mit dem auch die Bewohner von Metropolis vor den Kopf gestoßen sind.

„Superman vs. The Elite“ zeigt mal wieder, dass der Comicverlag DC durchaus in der Lage ist interessante Storys auf die Bildschirme zu bringen, auch wenn es neben Christopher Nolans Batman-Trilogie auf den großen Leinwänden bisher nicht sonderlich gut funktioniert hat, darf man getrost zum animierten Material aus dem Hause DC greifen ohne dabei enttäuscht zu werden. Atomic Skull und die Elite bieten abwechslungsreiche Gegenspieler für den Mann aus Stahl, der es sonst des Öfteren mit Mainstream-Schurken wie Lex Luther oder General Zod zu tun bekommt. Und gerade das Ende dieses Animationsfilms zeigt hervorragend die kreativen Möglichkeiten eines Superman-Films auf.

Denis Sasse

Allein gegen alle: “Superman vs. The Elite”

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