Wie wir in unserem gestrigen Beitrag „Algarve: Rote Flut an Mikroalgen - Badeverbot!" umfassend berichteten, kann es durch die Giftstoffe absondernden Einzeller durchaus zu Beeinträchtigungen der Gesundheit kommen.
Algenplage: Baden und Muschelverzehr untersagt
Das meteorologische Institut IPMA (Instituto Português do Mar e da Atmosfera) untersagte am Dienstag wegen der roten Flut die Ernte und Vermarktung aller "lebenden Muscheln" an weiten Teilen der Algarve-Küste - auch östlich von Faro bis Olhão und nördlich von Vila do Bispo bis Aljezur. Schon vor Auftreten des rötlichen Algenteppichs war der Fang auch zwischen Lagos und Albufeira verboten worden - wegen "lipophiler Toxine", wie es hieß.
Die Entnahme von Wasserproben zur Identifizierung von toxischem Phytoplankton sei „intensiviert" worden, so die IPMA-Wissenschaftler. Maria João Botelho, Leiterin der Abteilung Ozeanographie und Meeresumwelt, bestätigte auch, dass Proben im Naturschutzgebiet Ria Formosa entnommen wurden.
Regelmäßig überwachen die IPMA-Experten marine Biotoxine in Muscheln. Sobald "die in den Gewässern vorkommenden Phytoplanktonarten identifiziert" seien und zulässige Grenzwerte für die Konzentration toxischer Mikroalgen in Muschelfangzonen erreicht würden, könnten vorsorgliche Verbote für betroffene benachbarte Gebiete festgelegt werden, hieß es.
"Kein Mensch hat bislang Vergiftungserscheinungen gezeigt"Bei der Überprüfung der Lage steht IPMA nach eigenen Angaben „in ständigem Kontakt" mit der für die Administration der Wasserressourcen zuständigen Stelle der portugiesischen Umweltagentur APA. Das Auftreten der roten Flut im Gebiet zwischen Faro und dem Praia da Falésia bei Albufeira sei offenbar auf das „Vorhandensein von Lingulodinium-Polyedrum in hohen Konzentrationen" zurückzuführen, so IPMA. Der Einzeller ist zur Biolumineszenz fähig. Die verursachenden Dinoflagellaten produzierten möglicherweise Giftstoffe. Laut IPMA ist jedoch bislang keine Vergiftung bei einem Menschen aufgetreten, der mit einem solchen Biotoxin verunreinigte Muscheln konsumiert hat.
Badeverbot wegen Algenplage rein "vorsorglich", sagt Umweltminister
IPMA weist darauf hin, dass unter ungünstigen Bedingungen Mikroalgen resistente Zysten bilden können, die sich im Meeres-Sediment ablagern. Bei ungünstigen Strömungen in unterschiedlichen Wasserschichten und bestimmten Temperaturen oder anderen Bedingungen könnten diese Zysten auskeimen und für schnelles Zellwachstum, also massenhafte Vermehrung, sorgen.
Die Beobachtung dieses Phänomens ist im Routineüberwachungsprogramm von IPMA für Muscheln enthalten. Allerdings seien bislang nicht so hohe Konzentrationen nachgewiesen worden wie derzeit vorgefunden, so die IPMA-Experten.
Im Parlament hatte Umweltminister João Pedro Matos Fernandes mittags betont, dass die betreffenden Algarve-Strände zwischen Albufeira und Faro aus "vorsorglichen" Gründen mit einem Badeverbot versehen worden seien. Dies sei eine "Vorsichtsmaßnahme" angesichts der Tatsache gewesen, dass bislang noch keine Ergebnisse von Wasserqualitätsprüfungen vorlägen. Der Minister antwortete auf die Anfrage einer Abgeordneten der grünen Partei im Umweltausschuss der Nationalversammlung in Lissabon.
"Naturereignis ohne menschlichen Eingriff"
"Es handelt sich hier um ein Naturereignis, ohne Eingriff durch den Menschen. Nach unserer Erfahrung ist es ein Phänomen, das in der Regel drei bis vier Tage andauert, bis es verschwindet", erklärte Fernandes. Unbekannt war ihm zum Zeitpunkt seiner Stellungnahme, ob eine "Gefährdung im Fischerei-Sektor" vorliege oder nicht.
Umweltminister hat neben Algenplage auch Wassermangel im Auge
Der Umweltminister äußerte sich auch zur Trockenheit im Lande. Bislang habe Portugal 80 Prozent des für den Sommer benötigten Wassers gespeichert, so Fernandes. Allerdings werde die Hochsaison wohl nicht so dramatisch trocken und heiß wie befürchtet, meinte er. Gleichwohl räumte er ein, dass es in "kleinen Agglomerationen", in denen die Bevölkerungszahl während der Sommerferien stark zunimmt, "meist am Rande" zu Wassermangel kommen könne. Der "kritischste" Stausee sei der Monte da Rocha in der Gemeinde Ourique. Dieser weise derzeit nur 11 Prozent seiner maximalen Kapazität auf. Der Umweltminister will nun, um Engpässe zu vermeiden, das Niveau einiger Staudämme durch Umpumpen anheben. Dies ist bereits in Beja und Odemira geschehen. Auf lange Sicht helfe aber nur ein Senken des Wasserverbrauchs, so Fernandes.
Wegen der Algenplage macht Umweltagentur auf neue App aufmerksam
Auf ihrer Internetseite machte die dem Minister unterstellte APA unterdessen auf die Verfügbarkeit ihrer neuer Smartphone- bzw. Tablet-App „Info Praia" aufmerksam. Mit ihr können Besitzer eines internetfähigen Mobilgeräts mit Android- oder Apple-Betriebssystem aktuelle Informationen über portugiesische Strände und deren Wasserqualität abrufen. Die App kann kostenlos über Google Play oder den App Store heruntergeladen werden.
Die neue App zeigt die jeweils gültigen Klassifizierungsdaten jedes Badegewässers an. Zu den wichtigsten Angaben gehören zum Beispiel Daten über die Art des Badegewässers, das Vorhandensein der Blauen Flagge, die Zugänglichkeit des Strandes für eingeschränkt mobile Personen, das Vorhandensein von Baustellen oder die Gefahr der Klippen-Erosion.
Ferner wird einfach und direkt auf bestehende Dienstleistungen, etwa von Restaurants, Erste-Hilfe-Einrichtungen, Präsenz von Rettungsschwimmern und Vorhandensein eines Amphibienstuhls hingewiesen.
Benachrichtigung, falls es Einschränkungen gibt
Nutzer können den Namen des Strandes oder seine Region eingeben bzw. per erweiterter Funktion den passenden Küstenabschnitt suchen. Strände in der Nähe des Wohn- und Urlaubsortes können entsprechend markiert werden. Die Nutzer sind auch in der Lage, "Wegbeschreibungen" zu erhalten, damit sie schneller an ihren favorisierten Strand gelangen. Dieser kann durch Anklicken eines Herzchens als Lieblingsstrand definiert werden.
Da die Umweltagentur APA während der gesamten Badesaison rund 6.000 Analysen durchführt, um festzustellen, ob die Gewässer noch zum Baden geeignet sind, können die App-Nutzer sicher sein, sofort benachrichtig zu werden, falls an ihren favorisierten Stränden etwas nicht in Ordnung sein sollte. Außerdem ergänzt die APA ihre Informationen durch tägliche Wettervorhersagen des meteorologischen Instituts IPMA (Instituto Português do Mar e da Atmosfera).