Algarve News: Waldbrände - Präsident will Untersuchung
Portugals Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa hat beim Besuch der Waldbrand-Gebiete an der Algarve gesagt, jetzt müsse in Ruhe alles analysiert werden. Für eine Bilanz sei es noch zu früh, teilte er Medienvertretern bei seiner Visite im Dorf Enxerim im Kreis Silves mit. Der Präsident ließ sich von Sicherheitskräften, Lokalpolitikern und Betroffenen aus der Bevölkerung über die Arbeit der Feuerwehr, der Polizei und des Zivilschutzes berichten. Dabei hörte er neben Lob für den tapferen Einsatz der Feuerwehr auch Kritik an einem Mangel an Koordination, Kommunikation und Ausrüstung.
Er sei glücklich, dass es keine Todesopfer gegeben habe, und gleichzeitig unglücklich, weil verletzte Personen und große Schäden in der Natur zu beklagen seien, so der oberste Repräsentant Portugals. Er schlug die Einrichtung einer ständigen unabhängigen Kommission vor, die im Auftrag des Lissaboner Parlaments die Waldbrand-Vorbeugung und -Bekämpfung bewerten und Regierung, Präsident sowie zuständige Institutionen unterstützen soll. Am Samstagabend traf Sousa in Almancil mit Gegnern einer Erdöl-Prospektion vor der Küste Aljezurs zusammen. Das berichteten die Plattform PALP und die Bewegung MALP. Laut einem Palp-Kommunique vom Sonntag soll der Präsident die Argumente der Umweltschützer als "anhörenswert" bezeichnet haben. Das Staatsoberhaupt sei problembewusst und interessiert an den gestellten Fragen sowie den Antworten darauf. Nun erwarte man ein Eingreifen de Sousas, "um die Region und das Land vor dieser Bedrohung für die Region und die Demokratie zu schützen".
Die Flammen, die im ländlichen Hinterland rund um Monchique insgesamt eine Woche lang gewütet hatten, sorgten für 41 Verletzte, darunter eine schwerverletzte Seniorin. Sie liegt in kritischem Zustand in einem Lissaboner Krankenhaus. Ersten Angaben zufolge wurden insgesamt 17 Häuser zerstört. Das Rathaus von Monchique richtete eine Hotline für Waldbrand-Opfer ein. Dies sind die Telefonnummer: +351 927 244 342 und 925 527 586. Die Stadtverwaltung bittet vor allem um Spenden von Haushaltswaren, landwirtschaftlichen Geräten, Bewässerungsmaterialien, Futter und Medikamente für Tiere.
Laut europäischem Waldbrand-Informationssystem sind gut 27.000 Hektar Eukalyptus-Monokultur, Sträucher und Gras ein Raub der Flammen geworden. Vor 15 Jahren hatte ein noch schlimmeres Feuer in der Großregion Monchique, Portimão, Lagos und Aljezur sogar rund 41.000 Hektar Natur vernichtet.
Algarve für Entdecker hat ein Einzelschicksal aus dem Geschehen aufgegriffen. Der deutsche Auswanderer und Einsiedler Robert Nestmann ist durch die Waldbrand-Katastrophe in existenzielle Nöte geraden. Im Rahmen der Spenden-Aktion #RettetRobert wird dem 45-jährigen Esel-Flüsterer geholfen, zusammen mit seinen fünf Grautieren wieder auf die Beine zu kommen (Einzelheiten siehe rechte Spalte).Weitere Infos in Kürze:
- Unterdessen ermitteln Generalstaatsanwaltschaft und Kriminalpolizei die Ursachen der Waldbrand-Katastrophe im Großraum des Gebirgsortes Monchique. Neben dem Deutschen Robert Nestmann, der einen Esel-Schutzhof in Barranca de Picota betrieb und ein Opfer des Waldbrands wurde, ist jetzt auch ein weiterer Fall von Totalverlust bekannt geworden. Laut einem britischen Medium sollen auch Mirjiam Seybold da Silva und ihre Familie „alles verloren" haben. Sie lebt seit 20 Jahren in Corte Grande in der Nähe von Picota.
- Der Versicherungskonzern Allianz richtete über sein portugiesisches Tochterunternehmen eine Hotline ein, welche die Schadensregulierung im Rahmen eines Notfallplans für den Raum Monchique und Umgebung beschleunigen soll. Die Telefonnummern lauten +351 969 775 713 und 938 924 469.
- Wegen der herannahenden Flammen hatten die Behörden in Silves das dortige Aufzuchtzentrum für iberische Luchse vorsorglich evakuieren lassen. Die 29 Tiere wurden von Herdade das Santinhas in Silves nach Spanien gebracht. Tierärzte und Tierschützer richteten unterdessen zwei Abgabestellen ein, an denen Tierfutter und medizinische Technik für Tiere hinterlassen werden kann, die bei dem Waldbrand zu Schaden gekommen sind. Es handelt sich um die regionale Veterinärbehörde DRPALG in Patacão bei Faro und den städtischen Veterinärdienst von Portimão an der Estrada do Poço Seco. Gebraucht werden Schmerz- und Betäubungsmittel, Nadeln, Spritzen, Kompressen, alle Arten von Tierfutter, Eimer und große Plastikschalen. Anbieter sollten die Abgabe anmelden unter [email protected].
- In wirtschaftliche Probleme infolge des Waldbrands ist das Mineralwasser-Unternehmen Água de Monchique gekommen, neben der Kommunalverwaltung einer der größten Arbeitgeber in der Stadt. Der Geschäftsbetrieb ruhte seit Ausbruch der Brände. Das brachte Umsatzverluste in Höhe von 70.000 Euro pro Tag mit sich, so die Geschäftsführung. Erst jetzt kann das hochpreisige Mineralwasser, das wegen seines hohen pH-Wertes besonders von Menschen mit Säureproblemen geschätzt wird, wieder ausgeliefert werden.
Algarve News: Algarve setzt Feiern fort
Obwohl die Stadt Silves nur knapp von den Folgen der Waldbrände aus dem Raum Monchique verschont worden ist, startete dort am Freitagabend das jährliche Mittelalter-Festival. Die Stadtverwaltung entschied sich für die Durchführung, nachdem sie mit Vereinen und Verbänden darüber gesprochen hatte. Entscheiden war laut Angaben der Kommunalverwaltung auch, dass es in der Stadt mit der maurischen Burganlage keine Schäden gegeben habe und auch keine Häuser zerstört worden seien. Das Mittelalterfestival dauert zehn Tage.
Unterdessen bereitet sich das benachbarte Lagoa auf die FATACIL vor. Dort werden vom 17. bis 26. August 700 Aussteller Produkte und Dienstleistungen aus den Bereichen Kunsthandwerk, Tourismus, Landwirtschaft, Handel und Industrie zeigen. Es handelt sich um eine der größten Ausstellungen in Portugal, zu der jährlich rund 175.000 Besucher kommen. Portugiesische Solisten und Bands unterhalten die Gäste. In diesem Jahr gehört dazu zum Beispiel die Fado-Sängerin Mariza.
Algarve News: Ryanair-Streik hat Folgen
Am Samstag hat der 24-stündige Streik von Ryanair-Mitarbeitern in Irland, Deutschland, Schweden, Belgien und den Niederlanden für Turbulenzen im Flugplan der Billigairline gesorgt, die unter anderem auch Faro anfliegt. Zur Hochzeit der Sommersaison waren insgesamt rund 74.000 Fluggäste betroffen. Es ging bei dem Ausstand um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Laut Ryanair-Management wurden die Fluggäste so früh wie möglich über Stornierungen informiert. 85 Prozent der Flüge seien trotz des Streiks, der als unnötig und ungerechtfertigt bezeichnet wurde, planmäßig abgewickelt worden.
Algarve News: Möwen wachsende Gesundheitsgefahr
Ein Gesundheitsexperte der Universität Porto hat an die Bevölkerung appelliert, das Füttern von Seemöwen einzustellen. Die Vögel stellten ein wachsendes Problem für die öffentliche Gesundheit dar, sagte der Wissenschaftler Henrique Barros, Leiter des Instituts für öffentliche Gesundheit, ISUP. Es müsse in den Städten zudem stärker darauf geachtet werden, Abfälle an den dafür vorgesehenen Orten zu sammeln und diese zu entsorgen. Dies würde die „Invasion der Möwen in den Städten" verhindern. Noch gebe das Phänomen der immer größer werdenden Schwärme von Möwen keinen Grund zur Beunruhigung, aber die Prävention müsse konstant verbessert werden. Sonst könnten die Tiere irgendwann einmal Träger von Infektionserregern werden. Der Vogelschutz-Verband SPEA bestätigte, dass die Möwenpopulation in Portugal wächst, insbesondere in Küstenstädten und Fischerdörfern. Das sei dem "Überangebot an Nahrungsressourcen" dort zuzuschreiben, vor allem durch offene Müllcontainer und Reste der Fischindustrie. Betroffen ist vor allem die Gelbfußmöwe (Larus michahellis). In den vergangenen Jahren breiteten sich die Brutgebiete der Vögel, die bevorzugt auf Dächern von Küstenstädten nisten, stark aus.
Weitere Algarve News aus unser Berichterstattung der vergangenen Woche:
Für seine Image-Kampagne sucht Portugal Bands und Solisten, die das Sommergefühl über die Jahreszeit hinaustragen. Vorbild für Cover-Versionen soll der Hit "Live in the moment" der US-Indie-Rock-Band "Portugal. The Man" sein. Hier unser Artikel unter dem Titel „ Portugal sucht Musiker für Image-Video ".
Hier alle Beiträge der zurückliegenden Woche zu den Themen Waldbrände und Hitzewelle:
Algarve News: Kurzmeldung zum Thema Sicherheit und Recht
- Mutter erstochen? Eine langjährige Residentin der Algarve ist am Wochenende tot auf der Terrasse ihrer Villa im Bereich Caramujeira des Kreises Lagoa aufgefunden worden. Die 68-jährige hatte eine Stichwunde am Hals. Als Hauptverdächtiger gilt der 28-jährige Sohn der Frau. Er soll in der Vergangenheit wegen einer psychischen Störung behandelt worden sein und hatte sich durch sein Verhalten gegenüber Nachbarn verdächtig gemacht. Er sitzt in Untersuchungshaft.
Redaktioneller Hinweis zu den Algarve News:
Woche für Woche stellen wir für deutschsprachige Leser in unserem Rückblick „Algarve News" fünf Kurznachrichten zusammen. Nach unserer subjektiven Ansicht sind diese für Urlauber und Residenten besonders interessant und relevant. Damit wollen wir einen schnellen und prägnanten Gesamtüberblick ermöglichen. Wir füllen unser aktuelles Nachrichten-Angebot jeweils mit einigen kurzen Meldungen aus der Arbeit der Sicherheitsbehörden auf.
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