Release: 23. August 1994
Label: Columbia Records
Produktion: Andy Wallace
Genre: Alternativ-Rock
Ich bespreche hier ja hin und wieder mal, das ein oder andere Album. Bisher waren das meist relativ aktuelle Titel, die ich weiterempfehlen konnte. Nun stellt ich mir die Frage, warum es nicht auch mal was älteres sein darf? Quasi meine All-Time-Favorit’s, die ich mir, unabhängig von Erfolg und Alter, immer wieder anhören kann und die vielleicht sogar in keiner leidenschaftlichen Musiksammlung fehlen sollten. Gedacht. Getan. Den Anfang macht einer meiner persönlichen Klassiker, bei dem es fast schon eine Schande ist, dass ich ihn noch nie hier auf meinem Blog erwähnt habe.
Jeff Buckley lässt sich eigentlich schon als sehr bedeutender Künstler der Musikgeschichte sehen. Trotzdem ist er nicht jedem ein Begriff, ebenso wie sein einziges Erfolgsalbum Grace. Zusammen mit Produzent Andy Wallace, entstand 1994 Buckleys erstes und zu Lebzeiten auch einziges Studioalbum unter Columbia Records. Bekannt ist aus diesem Album vor allem die Coverversion von Leonard Cohens “Hallelujah”, doch das eigentliche Talent Buckleys zeigt sich in noch vielen anderen Liedern.
Es ist, wie zu oft schwer zu sagen, welchem Genre sich Buckleys Musik zuordnen lässt. Oft wird er als Singer-Songwriter bezeichnen, doch dafür ist er mir an vielen Stellen zu unüblich und vor allem viel rockiger, als die typischen Gitarrenschlunzen, die mit diesem Genre einhergehen. Und wenn man ein Genre nicht so recht zuordnen kann, ist es am einfachsten das Wort “Alternativ” davor zu setzen, wobei wir also beim Alternative-Rock wären.
Charakteristisch für Buckley ist seine stimmliche Vielfalt, die über mehrer Oktaven reicht. Gleich im Auftakt des Album zeigt er den Kontrast zwischen seiner unglaublich sanften Stimme, die in der letzten Minute mit Unterstützung von deutlich härter klingenden Gitarren, aufbricht und kräftiger wird. Trotzdem verliert sie dabei nie ihren filigranen und einfühlsamen Unterton. Dieses Phänomen lässt sich bei vielen Liedern des Albums finden. Vor allem in dem titelgebende “Grace”, dass zwar deutlich peppiger daher kommt, aber trotz eine große musikalische Spannweite zeigt. Vor allem lässt sich das in seinen Live Auftrotten bewundern, die nur so vor Musikalischer Energie strotzen. Es überwiegen schließlich die gefühlvollen Songs die den Zuhörer Zuneigung, Liebe, Wut und Verzweiflung gleichzeitig spüren lassen und dabei sowohl auf stimmliche, als auch auf instrumentaler Art, alle Möglichkeiten auskosten.
Das macht Grace zu einem Album, was die Musikerszene der 90er Jahre, bis heute deutlich geprägt hat, auch wenn man das aus kommerzieller Sicht vielleicht nicht unbedingt mitbekommen hat. Buckley hätte seine talentierte Stimme wohl nicht besser darstellen können, als in diesem einzigartigem, vielseitigem aber auch in sich stimmigem Album. Die Tatsache, dass es durch seinen tragischen Tod 1997 sein einziges richtiges Album geworden ist, ist natürlich tragisch, verleiht ihm jedoch auch einen gewissen zeitlosen Kultstatus, weswegen es sich keiner, der sich als musikbegeistert bezeichnet, entgehen lassen sollte.