Albrecht Dürer – In jungen Jahren zum Genie

Albrecht Dürer war nicht nur ein talentierter Maler, sondern auch ein cleverer Geschäftsmann. Erfolg und Ansehen waren ihm aber von klein auf garantiert: Der Künstler wuchs in einer der besten Gegenden Nürnbergs auf, in Nachbarschaft zu einflussreichen Patriziern und führenden Handwerkern.
Aus: epoc, 2/2012
Familie Dürer wohnte vornehm. Ihr Haus lag im ältesten Stadtteil Nürnbergs, in der Burgstraße, dort wo sich um 1500 die Domizile der städtischen Elite aneinanderreihten. Angesehene Gelehrte lebten in Nachbarschaft zu erfolgreichen Handwerkern, tüchtige Geschäftsleute logierten Haus an Haus mit finanzstarken Verlegern und Bankiers. Albrecht Dürer wuchs in einem Umfeld auf, von dem er sein gesamtes Leben beruflich wie privat profitierte.
Als Sohn eines renommierten Goldschmieds, der einträgliche Auftragsarbeiten von den Vornehmen der Stadt erhielt, wäre seine Zukunft ohnehin gesichert gewesen. Doch trat der Nürnberger nicht in die Fußstapfen des Vaters. Nach der Lehrzeit in dessen Werkstatt entschied sich Dürer, das Malerhandwerk zu erlernen – eine mutige Entscheidung, denn anders als bei den Goldschmieden war die Zahl der Nürnberger Malerwerkstätten nicht reglementiert. Es womöglich schwierig werden würde, sich gegen die Konkurrenz zu behaupten. Sein späterer Erfolg als Künstler und Vertreiber von Druckgrafiken sollte Dürer aber Recht geben.
Gerade auf Grund dieses außergewöhnlichen Aufstiegs erhoben Wissenschaftler den Künstler schon früh zur Lichtgestalt, die dank ihres Genies die spätmittelalterlichen Kunsttraditionen hinwegfegte und die Renaissance aus Italien in den Norden brachte. Doch: Dürers Laufbahn war nicht singulär. Wie Forscher des internationalen Projekts „Der frühe Dürer“ am Germanischen Nationalmuseum (Nürnberg) in der neuen epoc 2/2012 berichten, schlugen auch andere Nürnberger Handwerker zu jener Zeit neue Berufswege ein – wurden aus Drahtziehern Kaufleute, aus Wagnern Hüttenherren und aus Messingschmieden Bankiers. Sie alle lebten wie Dürer in der Burgstraße.
Auch dass Dürers Wahl für seine zweite Lehre auf den weithin berühmten Malermeister Michael Wolgemut fiel, war kein Zufall. Ihn kannte Albrecht aus seiner direkten Nachbarschaft. Sein Umfeld bot dem Künstler aber nicht nur ein berufliches Vorbild, sondern auch einen lukrativen Absatzmarkt. Zahlreiche gut situierte Bürger, die Dürer später porträtierte, wohnten in der Burgstraße.
Die Kontakte blieben freilich nicht auf das Geschäftliche beschränkt. Zeit seines Lebens verband den Künstler – über die Grenzen der Stände hinweg – eine enge Freundschaft mit dem vermögenden Patrizier und Humanisten Willibald Pirckheimer, der in derselben Gegend aufwuchs. Auch seine Ehefrau, Agnes Frey, kannte Dürer aus Kinder- und Jugendtagen. Die jüngsten Forschungen zu Dürers frühen Jahren räumen mit dem einst von Kunsthistorikern gepflegten Geniekult auf. In der neuen Ausgabe von epoc werfen Forscher nun Licht auf die bislang nicht beachteten Aspekte seiner Biografie.

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