✰ Alastair Bruce – Die Wand der Zeit

✰ Alastair Bruce – Die Wand der ZeitEin Mann. Eine Insel. Versunken in Nebel und Regen.

Seit zehn Jahren lebt Bran auf dieser Insel. Verbannt vom eigenen Volk überdauert er hier die Zeit, ritzt jeden Tag einen Strich in die Felswand seiner Höhle. In seine Wand der Zeit. Ganz allein. Bis eines Tages ein Fremder auftaucht, der Erinnerungen weckt. Erinnerungen an ein früheres Leben. Der das Leben auf der Insel für Bran unmöglich macht. Er muss zurück in die Heimat – auch wenn er dort mit seiner Hinrichtung rechnen muss.

Und dann – der große Knall. Niemand erkennt ihn, niemand scheint sich an ihn zu erinnern, aus der Geschichte der Stadt hat man ihn einfach ausgelöscht. Er sucht nach Weggefährten, Zeugen seiner brutalen und unmenschlichen Herrschaft, nach Spuren seiner großen Liebe und findet – nichts. Nur Schweigen und Vergessen.

Für mich wirft Alastair Bruces Roman die Frage auf, was für einen Menschen schlimmer ist – Tod oder Vergessen. Bran rechnet fest damit, hingerichtet zu werden, und es macht ihm nichts aus – es ist die logische Konsequenz dafür, dass er aus der Verbannung zurück gekehrt ist. Mit Ignoranz rechnet er nicht, damit kann er nicht umgehen. Er bettelt fast schon um Bestrafung für seine Verbrechen als Marshall – auch wenn er selbst die vielen Hinrichtungen nicht als Verbrechen sondern als gute Tat am Volk ansieht.

Bran ist ein Charakter voller Widersprüche. Einerseits hat er keine Angst vor dem Tod, aber dass seine Hinrichtung im Zusammenhang mit seinen Verbrechen als Marshall steht, dass sieht er nicht. Ihm fehlt das Unrechtsbewusstsein für sein Handeln – mir fehlt ein wenig das Mitleid für ihn. Warum verlässt er seine Insel? Nur, um den Fremden auszuliefern? Einen Fremden, den außer ihm niemand sehen kann? Gleichzeitig ist es auch ein innerer Konflikt, den Bran mit sich austragen muss – Will er den vermeintlichen Feind ausliefern und seinem Volk etwas Gutes tun oder geht es ihm nur um die eigene Absolution? Für wessen Wohl handelt er?

Alastair Bruce gelingt es, diesen Konflikt überzeugend darzustellen. Brans Zerrissenheit steht im Mittelpunkt des Romans, seine Suche nach Erinnerung – sowohl nach der eigenen als auch nach der der anderen. In einer düsteren, fast schon dystopischen Atmosphäre beschreibt Bruce, wie Bran immer wieder gegen Vergessenswände läuft, wie seine Verzweiflung immer weiter zunimmt. Wie Nebel legt sich diese Verzweiflung auch auf meine Lesestimmung, und lichtet sich nicht mehr.

Gibt es für Bran einen Ausweg? Tod oder Vergessen?


Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
Erschienen bei Kunstmann
September 2012
Aus dem Englischen von Malte Krutzsch
Originaltitel: Wall of Days
ISBN: 978-3-8889-7774-9

✰ Alastair Bruce – Die Wand der Zeit



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