Alarmierende Zahl: Teenager sind die umsatzstärkste Gruppe bei Diätprodukten

Alarmierende Zahl - Teenager sind die umsatzstärkste Gruppe bei Diätprodukten

Appetitzügler, Fatburner, „Figurpflege-Produkte“ und Co überschwemmen den Markt, das ist bekannt. Marketingstrategen haben herausgefunden, dass die Gruppe von Menschen, die den meisten Umsatz in diesen Bereichen generieren, zwischen 14 und 18 Jahren alt sind! Was das, übrigens für uns alle, bedeutet und wie Sie Ihrem Teenie ein wenig helfen können, dem lebensgefährlichen Wahn, noch dünner zu sein als die Freundin zu entgehen, lesen Sie heute.

Size Zero war gestern, heute gewinnt die/der Dünnste in der Klasse

Haben Sie von der neuen „Bibel“ der Jugendlichen gehört? Ein Buch, veröffentlicht von einer 16jährigen Amerikanerin. Darin wird ein Programm vorgestellt, das vermutlich von den Haftbedingungen in Guantanamo Bay inspiriert sein muss, welches zur Folge hat, dass die Absolventin/der Absolvent binnen 14 Tagen nicht abnimmt, sondern abmagert! Vor jeder Mahlzeit ein Sportprogramm, welches selbst Leistungssportler so niemals absolvieren würden, nach der Mahlzeit erneut, jedoch immerhin halbe Zeit.

Hier wird der Körper und sein Bau offen zum Feind erklärt. Man liest zum Beispiel, dass die Rundung der Hüften, oder die kleine Wölbung des Unterbauches hässlich seien und ausradiert (da steht wirklich „wiped out“!!) werden müssten. Nun, möglicherweise sollte man die Qualität des Biologieunterrichtes einmal prüfen lassen, doch ich habe gelernt, dass die Rundung der Hüften unter anderem durch die Knochenkämme zustande kommt, ohne die wir schlechterdings nicht gehen könnten, ohne uns sofort die Lendenwirbel zu zertrümmern. Solche Knochenkämme durch Diät „ausradieren“ zu wollen ist schon anatomisch gar nicht möglich!

Die leichte Wölbung des Unterbauches bei Mädchen und Frauen entsteht, weil hier die Gebärmutter an der Bauchwand „lehnt“. Da dieses Organ dem Austragen eines Kindes dient, sich enorm dehnen kann, also Platz braucht, ist die Unterbauchstruktur entsprechend angelegt. Wäre die Muskulatur hier so wie bei einem Mann, würden in JEDER Frühschwangerschaft, so ab der 12. Woche etwa, automatisch Wehen ausgelöst durch den Druck von außen. Ergo. Weghungern? Vergesst es, Mädels! Durch Sport bretthart trainieren: Möglich, aber nicht ratsam, falls Ihr mal Kinder haben möchtet.

Körperfeindlichkeit in Reinkultur

Der alarmierende Diätwahn unter den Jugendlichen hat Konsequenzen, über die die meisten Menschen vermutlich gar nicht nachdenken. So ist zum Beispiel die Entwicklung des Gehirns erst mit etwa 25 Jahren vollendet. Bis dahin finden Reifungsprozesse statt. Das ganze Leben lang bilden sich neue Vernetzungen (wir kennen diesen Vorgang als lernen). Das wachsende Gehirn braucht Unmengen von Energie. Erhält es diese nicht, wird die Reifung kurzerhand eingestellt. Der Ruhm die „Super-Dünne“ zu sein wird also durchaus bezahlt mit:

  • schlechtem Gedächtnis
  • massiven Lernstörungen
  • Verhaltensstörungen
  • Erkrankungen des Gehirns von Migräne bis Anfallsleiden

um nur einige der Risiken zu nennen. Was mit dem Knochenbau, der Knochendichte (im Moment uninteressant, wenn man dann mit Mitte 40 vor lauter Osteoporose nicht mehr aufrecht stehen kann, sieht das anders aus) passiert, kann sich wohl jeder selbst vorstellen. Übrigens, extremes Sportprogramm: Der sich entwickelnde Körper nimmt absolut alle Impulse auf. Extremer Ausdauersport kann zu Vergrößerung des Herzens, vor allem in der Jugend führen, was wiederum sehr leicht im Herzversagen im jungen bis mittleren Erwachsenenalter endet. Zu starker Muskelaufbau sorgt dafür, dass der Körper das Längenwachstum einstellt, eine dauerhaft gedrungene Figur ist die Folge.

Ein paar Monate cool, ein (kurzes?) Leben lang krank

Leider wird dieses Thema in den Schulen schlicht übersehen. Weder der Biologieunterricht noch die Sozialkunde (Stichwort: gesellschaftliche Mechanismen) nehmen von der Entwicklung bei Teenies und deren Körperkultur Notiz. Stattdessen sind die Medien voll von superdünnen Teenie-Stars, die mit piepsenden Stimmchen freudig Auskunft darüber geben, wie sie es geschafft haben, noch 10 Kilo abzunehmen.

Ob diese sogenannten Stars sich wohl manchmal überlegen, wie viele chronisch Kranke, wie viele früh Verstorbene sie schon auf dem Gewissen haben und künftig haben werden? Ich denke eher nicht. Aber wir, die wir Mütter oder Väter sind, sollten hier dringend auf die Bremse treten.

Setzen Sie sich mit Ihren Kindern hin und zeigen Sie Ihnen die Gefahren von Mangelernährung und krankhaftem Hunger auf. Im Klartext ist es nämlich genau das, was die Kids mit „auf die Figur achten“ oft wirklich machen. Wohl bemerkt, eine gesunde maßvolle Ernährung ist in jedem Alter förderlich. Und so sehr manch Erwachsener mit dem Überschuss an Pfunden zu kämpfen hat, so sehr ist bei vielen Kids der Mangel an den Selben ein wirklich gefährliches Problem.

Was kann man tun?

Und hier kommt die Gretchen-Frage: Wie kriegt man einen „figurbewussten“ Teenie, Maße: 1,65 m, 42,3 kg, wieder in die Spur? Sie oder ich überhaupt nicht, dass ist das Schlimme. Was Sie aber machen können ist, Ihren Sohn, Ihre Tochter über die langfristigen Folgen, die es haben wird, wenn sie ihren sich entwickelnden Körper aushungern und bis zur Erschöpfung mit Sport kasteien, aufzuklären.

Fragen Sie sie, ob sie die Folgen wirklich tragen wollen, oder ob ihnen doch ein gesundes und langes Leben erstrebenswerter erscheint. Treten Sie an die Schulen Ihrer Kinder heran und machen Sie auf diesen lebensgefährlichen „Dürre-Wahn“ aufmerksam, der wie eine Seuche um sich greift. Und zeigen Sie Ihren Kids, dass Schönheit nur dann stattfindet, wenn wir so sind, wie wir sind.

Und ganz zum Schluß noch eine weitere Aufforderung: Ich appeliere an die Vorbildfunktion jedes Erwachsenen. Wenn zu Hause ständig Zeitschriften mit immer neuen Diätanpreisungen herumliegen, ist das nicht gerade förderlich. Eigene Dauerdiäten, unterbrochen von extremen Jojo-Phasen, vermitteln ein falsches Bild, das den Teenie-Wahn noch unterstützt.

Wenn Ernährung schon zu Hause wie ein Feind betrachtet wird, gegen den es immer anzukämpfen geht, kann daraus nichts Gutes entstehen. Essen ist etwas Schönes, Geselliges, Genußvolles in Maßen und mit Freude. Essen ist kein dauernder Kampf gegen Pfunde, wir haben es nur vielfach dazu gemacht.

Und dann habe ich noch diesen Artikel in der Süddeutschen online entdeckt mit der Überschrift: Google, ist meine Tochter übergewichtig? Es ist die Auswertung einer amerikanischen Studie, aber ob es bei uns soviel anders aussieht?

Und wie sehen Sie das. Ich freue mich wie üblich über Ihre Kommentare und Bericht über eigene Erfahrungen. Haben Sie Ideen, was wir alle tun können? Dann gerne her damit!

Bildquelle: © stockimages via FreeDigitalPhotos.net

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