Dass ein Pfarrer, wenn auch ein Pfarrer im Ruhestand, der es offensichtlich mit der christlichen Sexualmoral nicht so ernst nimmt, Präsident der Bundesrepublik Deutschland wird, ist ein Novum.
Ich bin keineswegs überzeugt, dass dies ein gutes Zeichen ist. Es ist eine Sache, wenn eine Bischöfin Kässmann die Afghanistan-Politik oder ein Bischof Lehmann die Abtreibungsgesetzgebung kritisieren. Ihre Räson ist eben nur bedingt die Staatsräson, und das ist in Ordnung so; die Kirchen sind Parallelgesellschaften, in denen letztendlich gefordert wird, die Loyalität zu Gott über die Loyalität zum Staat zu stellen.
Gerade deshalb sollten aber die Funktionäre der Kirchen auf eine gewisse Distanz zum Staat achten – und der Staat auf eine gewisse Distanz zu den Kirchen. Und deshalb ist es eine andere Sache, wenn einer aus diesen Reihen, plötzlich das Amt innehat, das die Staatsräson verkörpert.
Wie problematisch das im Falle Joachim Gaucks ist, will ich an seinem Verhältnis zum Holocaust erläutern. Als Grundlage dient mir die Rede, die er am 28. März im Rahmen der von der Robert Bosch Stiftung organisierten Vortragsreihe „Europa bauen, den Wandel gestalten“ gehalten hat. Denis Yüzel in der „taz“ und Alexander Hasgall in der „Jüdischen Allgemeinen“ haben zwar Entscheidendes dazu schon geschrieben, trotzdem glaube ich, dass es noch einiges dazu zu sagen gibt.
http://starke-meinungen.de/blog/2012/02/28/der-pfarrer-als-prasident-joachim-gauck-und-der-holocaust/