Aehm, Verzeihung … ?

Nach dem gestrigen Kaffeefiasko ist mir aufgefallen, dass es zu einem Thema noch gar keinen Artikel gibt. Ein leidiges Thema in einer Welt, wo der Großteil (mich eingeschlossen) am liebsten schwertschwingende und meuchelnde Serien bevorzugt, und es um Rache und Blutdurst geht, denn „Brot must have Butter“ … oder so aehnlich.😉

Seit gestern sind ein paar Fragen in mir aufgetaucht, die ich gern ein wenig ausfuehlicher durchleuchten will. Wo war grad nochmal mein Kaffee? Ach ja, der kleine Schwarze im Beutelroeckchen mit Milch und Zucker muss ja grad herhalten.  Na gut, dann …

… aehm Verzeihung …

.VERZEIHUNG

Wir alle kennen die Situation von Trennung und Zickenkriegen der ehemaligen und verflossenen – sowohl Maennlein als auch Weiblein. Da wird spioniert, gelaestert, geschimpft, manipuliert und im schlimmsten Fall sogar die Kinder mit hinein gezogen. Die Liebe ist nicht mehr wahrnehmbar (denn weg ist sie nie, wir laufen in der Phase nur mit der Wut umher, die die Liebe nicht sehen kann) und alles ist eine einzige … Sauerrei.

Wir heulen uns bei den Freunden aus, wieder und wieder, bis die irgendwann mit dem boesen V-Wort auftauchen, dass wir in der Situation meiden, wie die Pest. Denn wir wollen das gar nicht, weil es uns aus dem Elend des Suhlbottichs aus Mitleid entreißen wuerde. Derweil ist in dem Pfuhlpott noch so viel Platz fuer Mitleidende, die auch darin baden wollen und sollen und gar nicht bemerken, dass der Pott mitwaechst mit jeder arme Seele, die dort einsteigt. Oben steht der Handlanger des Dunklen Reiches auf seinem Steg und ruht immer wieder mal in dem Pott um, damit das Elend weiter fleißig die Runde macht.

Ja ich weiß, aber glaubt mir, meine Vorstellungskraft wollt ihr gar nicht haben! So eine bluehende Bilderphantasie ist bei unpassenden Bemerkungen manchmal wirklich … ach ja, lassen wir das.

Im Elend-bottich bekommt derweil niemand mit, wie oben ein zartes Wesen steht und leise um Aufmerksamkeit bittet. „Aehm …!“ Immer wieder, aber das Gejammer und Gezeter ist so groß, dass sie einfach kein Gehoer findet. Nur manchmal, ganz selten, da sieht ein wehleidiges Wesen aus dem Pfuhl zu ihr hoch und nimmt sie wahr. Erst zaghaft, ehe sie immer wieder in das Gejammer zurueck gerissen wird und weitere Runden dreht. Dann schaut sie immer öfter hinaus, bis ihr alles Zetern zum Hals raus haengt und sie den Bottich verlaesst. „Verzeihung“ hat schließlich nach langem wieder eine Seele gerettet.

Jetzt stellt sich die Frage, warum finden wir es in dem Bottich des Elends so bequem und kuschelig und behaglich? Ok, ich weiß, die Finsterlinge sind meistens heiß, verrucht, schnittig und allein in die Naehe des Oberboesewichts zu kommen verleitet viele zu „elendigen“ Rundendrehen im Pott. Und im Dunklen Reich kreischen keine Groupies den Finsteren Herrscher an, sondern jammern und schluchzen theatralisch – werdet ihr im zweiten Teil vom WebBook noch erleben.

0-WebBook-Vorverkauf-Kapitel-2

Aber kommen wir mal kurz ins „reale“ Leben zurueck.

Wir sind verletzt, beleidigt und enttaeuscht und wollen unseren Peiniger am liebsten Gehaeutet und Zerstueckelt als Flokati sehen. Wir weigern uns hartnaeckig zu verzeihen – auch nach Jahren trauern wir alten verflossenen Hinterher oder wuenschen Ihnen die Pest an den Hals. Erinnern uns lieber an den Schmerz und die Wut, die wir dank ihnen durchlebt haben und wenn es sich um ganz besonders schlimme Taten und sogar Missbrauch handelt, erzaehlen wir zwangzig Jahre immer noch, das Maenner oder Frauen allesamt Schweine sind und leben unser Leben in Angst vor einem Ereignis, das weit in der Vergangenheit liegt.

Fleißige Leser wissen ja, dass es in meiner Kindheit nicht wirklich rosig und „schoen“ zuging, heute wuerde es unter den Begriffen Missbrauch und Gewalt unter Alkoholbeeinflussten Elternteil gelten. Die eine oder andere Situation eskalierte schon mal und der kleine Polizist und Dr. Schimpanski kamen auch in dem Kindheitsmaerchen vor. Also genau das, was die meuchelnden Serien heute on Maß dem Publikum liefern. Ich bin damit nicht allein auf dieser Welt und es gibt Menschen, die noch Schlimmeres erlebt haben. Die Frage ist jetzt, Wie verzeiht man sowas? Wie kann man traumatische Erlebnisse ueberhaupt verzeihen?

Ein paar Gedanken und Prozesse, die mir im Laufe der Jahre geholfen haben. (Die Reihenfolge muss nicht eingehalten werden😉 )

1. Lass Deine Wut raus.

Ja ernsthaft, es ist ok sich in dem Bottich zu suhlen, zu jammern und die Welt zu verfluchen. Die Gefuehle muessen raus, wir wurden verletzt und wuenschen jedem die Pest an dem Hals, dem es besser geht. Wir wollen es ungeschehen machen, fuehlen uns wertlos und Schlimmeres. Es ist ok, stinkwuetend, verzweifelt und traurig zu sein und die Erlebnisse zu verurteilen. Zu flehen und zu betteln, ist auch ok. Wir wollen diese Situation nicht haben und tun alles, um aus ihr zu entkommen. Also, Keulen schwingen und doofe Serienstatisten im Geiste killen:-)

2. Ignorieren hat was.

Jeder geht mit einer Situation anders um. Es kommt fuer manche der Moment, da wollen wir es nicht wahr haben und ignorieren es. Manche werden zu regelrechten Stalkern und andere verdraengen es gekonnt, verbrennen die Erinnerungen in einer Gedaechnisurne und begraben sie ganz tief in den Tiefen des Hypothalamus. Das Gemeine ist, Erinnerungen bleiben bestehen, sie veraendern sich erst, wenn wir sie anders betrachten. Als ich meinen Vater zum letzten Mal sah, lebte er als Obdachloser. Nicht, weil er es mußte, als Renter wollte er so, um seine Hilflosigkeit zu zeigen und die Familie zur Umkehr bewegen. Was jedoch nie hilft, wenn der Alkoholkranke seine Sucht nicht annimmt, erkennt und selbst aendern will. Ich habe in der Zeit viel getan, fuer dass ich mich unbegruendet schuldig fuehlte und dass mich lange Zeit beschaeftigte. Heute muss ich sagen, nein, konnte ich nicht und alles, was ich damals gedacht, gefuehlt und getan habe, war ok. Es war ok und in dem Moment richtig. Wuerde ich mich heute weiter dafuer verurteilen und schuldig fuehlen, findet kein Verzeihen statt.

3. Sehnsucht erwacht

Irgendwann kommt die Sehnsucht hoch, das Gefuehl, etwas oder jemanden zu vermissen. Das kann bewusst sein, oder unbewusst. Bei mir ist es so, dass ich anfing den Vater zu vermissen, den hinter den vielen unschoenen Erinnerungen. Durch meine Ablehnung verweigere ich mich auch den guten Seiten und sah irgendwann nur noch den großen boesen. Ich habe erst viel spaeter erkannt, dass ich unbewusst anfing, die Hobbys meines Vaters zu pflegen und Verhaltensweisen an den Tag legte, die er in seinen guten Tagen hatte. Es war eine ruhelose Zeit der Suche und des Ausprobierens, weil ich irgend etwas in mir schmerzlich vermisste. Zu der Zeit konnte ich es mir nicht eingestehen, aber ich erlaubte mir nach und nach auch schoene Erinnerungen, um so nach und nach zu verzeihen.

4. Analysieren, annehmen 

Jeder in meiner Familie ging damit anders um und diese Themen werde ich im Laufe der Handlung der SpielWelt noch vertiefen. Es kam irgendwann der Tag, da stellte ich mir Fragen, was wirklich geschehen war? Wie wir uns alle verhalten haben und ob wir nicht einen Anteil an der Gesamtentwicklung hatten? Meine Mutter nannte meinen Vater auch nach Jahren noch abfaellig … und ich merkte, dass dieses Worte mich nicht nur stoerten, sondern verletzten. Ich habe mich schon laenger mit Persoenlichkeit und Aufarbeitung befasst und fing an, wert darauf zu legen, dass er mein Vater ist – mir quasi selbst den Wert zurueck geben. Wir reden so abfaellig ueber diese Personen, die uns „stoeren“, dass wir gar nicht mehr bemerken, wie sehr wir uns selbst erniedrigen. Wenn der andere ein Arschloch ist, dann sind wir es auch – warum sonst gehen wir mit einem Arschloch aus? Analysieren und sich sein eigenes Verhalten eingestehen, das mit zu Situationen gefuehrt hat, ist unschoen. niemand betrachtet sich gern pickelig und Narbig im Spiegel. Dennoch ist es notwendig, um zu heilen. Wir uebernehmen Verantwortung fuer unser Handeln in einer Situation, und wir beginnen, den wundervollen Menschen dahinter wieder zu sehen. In meinem Fall, annehmen, dass der Alkohol nur ein Teil war, nicht die ganze Persoenlichkeit. Wenn wir aufhoeren, den Menschen auf die Tat zu reduzieren, kann der Schmerz nachlassen und das Verstehen in den Vordergrund ruecken, dann koennen wir anfangen den Menschen wieder als Ganzes zu sehen. Das in ihm sehen, was wir einst liebten.

4. Loslassen 

Erinnerungen an Lebende los lassen ist einfacher, durch klaerende Gespraeche. Wie aber jemanden los lassen, der Tot ist? Mir blieb nur ein Grab, auf deren Beerdigung ich in meiner Wut nicht mal dabei war. Ich habe kein Bild von einem zeremoniellen Abschied, nur einen Mann in seinen alten Klamotten auf einem Fahrrad – meine letzte Begegnung. Wie lasse ich so einen Menschen los, um frieden zu finden? Vorstellung, Visualisierung, auf mein Herz lauschen?

Wie erzeuge ich das Gefuehl des loslassen? Etwas tun ist eine Sache, Dinge fuer den Menschen oder die Ruhestaette zu tun. Ich fing irgendwann fing an, in meinem Geist mit meinem Vater alles zu bereden, was war und mir Antworten anhoerte, die hoch kamen, um mich zu verabschieden und alles fuer mich zu begraben. Es kann auch ein aufgeschriebener Dialog auf dem Papier sein, Fragen stellen und lauschen, welche Antworten in Dir auftauchen. Jeder hat sein eigenes Ritual, um loszulassen. Es ist eine Gefuehlssache. Wenn Du einen Stein Schrift brauchst, mach es. Wenn Du einen Brief schreiben willst und alles sagen, was Du Dich nicht traust oder nicht mehr sagen kannst, mach es – begrab ihn, verbrenn ihn, oder verschick ihn per Post an eine enge Person, der Du vertraut, wenn es das Gefuehl des Loslassen erzeugt. Pflanz etwas in die Erde. Stell Dir Deine ganze Wut, Deinen Hass als Luftballon vor, in dem Du alles reinpackst und dann nimmst Du ein Nadel und .. Bum. Loslassen ist bei jedem anders. Manche schaffen es einfach so im Tagesablauf, andere brauchen ein Ritual, um fuer sich ein Bild zu haben, dass sie im Geiste aufrufen koennen. Egal, was Du tust, tu es, wenn Du bereit bist. Denn Sie wartet ewig auf uns und haelt uns immer die Hand hin, bis wir soweit sind, sie zu ergreifen, um zu

5. Verzeihen

Irgendwann kommt der Moment, da wollen wir nicht mehr leiden. Wir wollen nicht mehr im Pfuhl umhergeschoben werden und jammern. Wir wollen endlich verzeihen und nach vorne blicken. In dem Moment ergreifen wir die Hand der „Verzeihung“ und lassen uns zurueck fuehren ins Leben. Es ist im Grunde das Ende eines Prozesses, das Ende einer Reise, die mit vielen kleinen Schritten begann. Oft geschieht sie unscheinbar und wir bemerken erst hinterher, dass wir schon laengst verziehen haben. Es fühlt sich gut an, leicht, stimmig und mit guten Gefuehlen beseelt. Die Schwere bricht weg und wir schauen nach vorne.

6. Warum ueberhaupt verzeihen?

Ich habe die Vorteile bewusst ans Ende gesetzt, denn Verzeihen ist ein Prozess, der aus dem Herzen kommt und kein Preis, den ich mir ueber Rituale erkaufen kann. Es ist ein Weg, der sich lohnt zu gehen, denn so lange wir nicht verzeihen, sind wir schuldig. Das Problem beim Hassen und Schimpfen ist, dass wir uns nur auf die Schattenseiten einer Person konzentrieren, die schoenen Momenten werden vollkommen verdeckt. Um verurteilen zu koennen, muessen wir verleugnen, was an dem Menschen wundervoll ist. Wir muessen die Illusion aufrecht erhalten, er/sie ist ein Monster, damit wir selbst klein bleiben und weiter leiden koennen. Damit wir selbst ein Monster sein koennen, den die Welt ist nur unser Spiegel.

Wir koennen andere verfluchen und verteufeln, aber wir richten alle unsere Emotionen gegen uns selbst, weil wir darin sind, wir leben in den Emotionen in unserem Koerper. Das Unterbewusstsein weiß nicht, wen wir damit meinen, daher geht es davon, dass wir uns selbst ablehnen. So lange wir auf andere mit dem Finger zeigen, verurteilen wir uns selbst. So lange der Taeter ein boeser Taeter ist, der unser Leben verpfuscht hat, verpassen wir nicht nur unser Leben – wir enthalten der Welt unsere Faehigkeiten vor, die wir unter der Ablehnung verbergen, was zu unseren Schuldgefuehlen fuehrt. Verzeihen wir uns selbst, nehmen wir alles an, was war. Wir richten nicht mehr, wir urteilen nicht mehr, wir „ver-geben“ unsere negativen Emotionen, damit sie heilen koennen und erleichtern unser Leben.

Ich habe die Wahl – mich heute fuer meinen Vater zu schaemen – oder den liebevollen Vater zu sehen, der er in vielen Zeiten war. Der Vater, der mit mir ins Kino gegangen ist und „Charlie – alle Hunde kommen in den Himmel“ angeschaut hat und in mir die Liebe zu Zeichentrickfilmen geweckt hat. Den Vater, der mir eine Seifenkiste mit den eigenen Haenden gebaut hat und sich bei der ersten Probefahrt fast den Hals brach, damit mir nichts passiert. Den Vater, der mich immer und ueberall verteidigt hat. Dem Vater, der mir als erster den Bleistift gezeigt hat und mir ermoeglichte, eine Welt zu entdecken. Und den Vater, dank dem ich heute der Mensch geworden bin, der ich bin mit allem, was ich kann und weiß – denn er hat mich durch sein Schicksal stets befluegelt, das Beste zu geben, was ich geben kann, um viele andere Menschen zu inspieren.

Erst, wenn Du lernst zu verzeihen, kann der Mensch vor Dir sein wundervolles Wesen offenbahren.

Spielwelt-Verzeihen1

Dieser Blog ist zusammen mit dem WebBook SpielWelt® ein neuartiges Konzept Dein Unterbewusstsein kennen zu lernen und Dein Leben zu bereichern. Mehr Informationen auf www.spielweltv3.com

Vielen Dank fuer Deine Wertschaetzung

cropped-cropped-markenlogo-walla-spielwelt-e1411154532143.jpg

SpielWelt® ist eine eingetragene Marke

Einsortiert unter:Aktuell, Das Dunkle Reich besiegen, Den Thron besteigen, loslassen Tagged: Schuldgefuehle, Vergangenheit bewältigen, Verzeihen, Verzeihung

wallpaper-1019588
Oshi no Ko: Kino-Event für die zweite Staffel geplant
wallpaper-1019588
Spy Classroom: Early Bird zur zweiten Staffel gestartet
wallpaper-1019588
The Eminence in Shadow: Designs und Goodies zur zweiten Staffel enthüllt
wallpaper-1019588
VTuber Legend: Neuigkeiten zum Cast + Visual + Youtube-Kanal