Adoptivkinder: Problemhaufen oder Glückspilze?

Adoptivkinder: Problemhaufen oder Glückspilze?

All die Geschichten rund um zwei adoptierte Kinder in unserer Verwandtschaft haben mein Bild von Adoptivkindern geprägt: Problemhaufen, Blackboxen, tickende Zeitbomben. Niemand weiss, was darin steckt uns was dereinst heraus kommt. Nur eins ist sicher: irgendwann knallt es.

Viele Studien beschreiben die Adoption als Leidensgeschichte: Adoptivkinder litten häufiger an psychischen Beschwerden, fielen auf durch Hyperaktivität, hätten öfter Schulschwierigkeiten und entwickelten häufiger Bindungsstörungen. Vor allem Adoptivkinder aus anderen Ländern hätten ein höheres Risiko, an psychischen Krankheiten zu leiden oder drogensüchtig zu werden.

Doch es gibt Erziehungswissenschaftler, die diesen Resultaten misstrauen und ins Feld führen, dass Adoptivkinder oft deshalb häufiger wegen psychischer Probleme in Behandlung seien, weil ihre Eltern – wohl selber geprägt durch ein problembehaftetes Bild der Adoption – schneller professionelle Hilfe suchten.

Eine aktuelle Studie hat nun das Wohlbefinden von Adoptivkindern in der Schweiz erforscht und kommt zu einem überraschenden Resultat:

  • Adoptivkinder unterscheiden sich in ihrem emotionalen und sozialen Befinden praktisch nicht von anderen Schweizer Kindern.
  • In einigen Aspekten geht es Adoptivkindern sogar besser: So haben die bis 5-jährigen Kinder im Durchschnitt weniger Ängste und auch weniger körperliche Beschwerden.
  • Adoptivkinder im Alter zwischen 5 und 18 Jahren zeigen sich weniger emotional abweisend.
  • Sie leiden gleich oft an Schlafproblemen und sind auch bezüglich «aggressivem Verhalten» nicht auffällig.
  • Einzig die älteren Adoptivkinder weisen öfter Aufmerksamkeitsdefizite auf. Jedoch ist diese Abweichung auf wenige Kinder beschränkt.

Adoptivkinder unterscheiden sich also nicht von anderen Kindern – in einigen Bereichen geht es ihnen sogar besser!

Aber auch diese Resultate sind mit Vorsicht zu geniessen. Die untersuchten Adoptivkinder waren erst maximal sechs Jahre in ihren neuen Familien, nur wenige waren bereits in der Pubertät. Da in der ersten Phase ein ‹Honeymoon›-Effekt die Wahrnehmung beeinflusst, wird die Erhebung 2014 wiederholt bzw. darüber hinaus verlängert, um die Kinder bis über die Pubertät hinaus begleiten zu können.

Kein Kind, auch kein leibliches, ist ein unbeschriebenes Blatt.

Damit eine Adoption (so wie auch eine biologische Elternschaft) möglichst erfolgreich verläuft, sollten wir in erster Linie von einem überhöhten Familienideal abkommen. Biologische Eltern fragen sich, was eine perfekte Familie ausmacht, Adoptiveltern müssen eine solche gar vor der Adoption gegenüber den Behörden garantieren. Dass ein solcher Druck sich negativ auf Adoptivkinder und auf deren Wohlbefinden auswirkt, liegt auf der Hand. Des weiteren können transparente und nachvollziehbare Bewilligungsverfahren und klare Kriterien für den Sozialbericht die Grundlage bilden für eine Bestätigung dieser erfreulichen Erkenntnisse, wenn die Studie in den nächsten Jahren wiederholt wird.

Quelle: Tages-Anzeiger

Habt Ihr eigenen Erfahrungen mit Adoption? Kennt Ihr Adoptivkinder?



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