Abgeschlossen & eingereiht | Kerstin Gier: "Silber"
Als Liv Silber mit ihrer kleinen feinen Familie in London anreist ahnt sie noch nicht, welches Abenteuer sie hier erwartet. Denn der einzige Wunsch des jungen Mädchens ist es, dass ihre Mutter nun endlich in dieser Stadt bleibt. Sechsmal hieß es schon: Taschen packen, Alltag verlassen, in eine neue Stadt reisen und wieder von vorne beginnen.Doch man sollte vorsichtig mit seinen Träumen sein, denn manchmal könnten sie wahr werden – im wahrsten Sinne des Wortes. Kaum in London zu Bett gelegt, träumt Liv komische und ganz schön abgedrehte Sachen: Von dem süßen Jungen am Flughafen, ihrem neuen „Bruder in Spee" und einigen anderen, sehr fragwürdigen Ereignissen.
Doch warum Panik schieben? Schließlich kann man im Traum machen was man will. Die Szenerie ist schließlich nicht real. Oder doch?
Die "Silber"-Reihe von Kerstin Gier ist für mich abgeschlossen und im Buchregal eingereiht. Zumindest optisch, ist die Trilogie ein absoluter Blickfang und lockt einen mit träumerischen, verschnörkelten und geheimen Traumtüren in sein Innerstes. Öffnet man dann jedoch den Buchdeckel und huscht in die Handlung, so mag man zunächst ein wenig überrascht sein, dass man nicht das vorfindet, was man erhofft hat zu sehen. Der erste Band: "Silber - Das erste Buch der Träume" vermag auf gewisse Weise noch zu überzeugen. Frau Gier lockt ihre Leser hier in eine zuckrig süße Welt, die durch ihren Humor punktet, durch ihre Fantasie verzaubert und mit einer neuen und ziemlich interessanten Buchidee anspornt. Man blättert sich von Seite zu Seite, von Traumtür zu Traumtür, vergisst alles um sich herum, schmunzelt, lacht und ganz plötzlich, ohne es erwartet zu haben, ist man am Ende angekommen, schlägt die letzte Seite zu und weiß: In diesem Abenteuer geht die Reise für einen weiter. Der erste Band ist ein Appetizer und macht Lust auf mehr. Sicherlich kein Meisterwerk und auch nicht das beste Buch der Autorin, aber als erster Teil vollkommen ausreichend, um den Leser bei Laune zu halten und für wenige Stunden zu entführen - denn das Leseerlebnis ist bereits beim ersten Buch von Kurzweile gekennzeichnet. Man sehnt in den folgenden Monaten dem zweiten Teil: "Silber - Das zweite Buch der Träume" entgegen, ohne jedoch ein Kribbeln in den Finger zu spüren, sofort am Erscheinungstermin in die Buchhandlung zu hechten. Wenn man das folgende Werk dann in den Händen hält, fällt dem Betrachter folgendes sofort auf: Titelkreativität fehl am Platz, denn offensichtlich wurden alle Einfälle in das - auch hier - wieder wunderschöne Cover investiert. Der zweite Band, der hier die Brücke zwischen den beiden Außenbänden schlagen soll, kann in keiner Weise den Witz und die Energie aus dem ersten Band transportieren, oder aber spannend auf den finalen dritten Band hinarbeiten. Handlungen werden gestreckt, Antworten werden nicht gegeben und generell hat man das Gefühl, bei diesem Schmöker auf der Stelle zu treten. Trotz allem hofft und bangt man, dass hier der dritte Band, endlich wieder Balance in die Trilogie bringen wird - weit gefehlt. Zwar schließt sich "Silber - Das dritte Buch der Träume" optisch an seine Vorgänger an und trumpft mit einem Finalband würdigen, glänzend silbernen Umschlag auf, erfüllt die Erwartungen eines letzten, alles auflösenden Schmökers jedoch in keinster Weise. Statt sich endlich auf den Kern der Geschichte zu besinnen und den Lesern ein paar erklärende Antworten zu präsentieren, vertieft sich die Autorin eher in Beziehungsdramen und alltäglichen Problemen der Charaktere. Zwar ist auch hier wieder der so geliebte Gier-Humor zu finden, diesmal kann dieser aber nicht über die Enttäuschung hinwegtrösten, die die ganze Reihe schließlich verursacht. Selbst Lotties bunte, saftige und zum Anbeißen leckere Torten-, Muffin- und Backkreationen, helfen einem hier nicht mehr, sich mehr als nur unterhalten zu fühlen.
Die Silber-Trilogie von Kerstin Gier präsentiert sich mit einem gelungenen ersten Band, der durch niedliche und herzliche Figuren, sowie und eine spannende, neue und faszinierte Grundidee überzeugt und Leser anlockt. Jedoch kann die Autorin diese Idee nicht weiter ausführen und verliert sich in den Folgebänden in Details, welche die Handlung zum Stillstand bringen. Letztlich kann einen der erfrischende und zum Schmunzeln anregende Schreibstil von Frau Gier nicht mehr besänftigen. Frustriert steht man vor seinem Regal, schaut sich diese wunderschönen und ausgefallenen Schmöker an und fragt sich, was man an Gehalt aus diesen schließlich mitgenommen hat. Für mich, als Gier-Fan, bleibt diese Buchreihe abgeschlossen und als vermeintlicher Ausrutscher eingereiht. Eine Empfehlung kann ich an dieser Stelle jedoch nicht aussprechen. Die Reihe in Worten: kurzweilig, starr, wiederholend, ihr Potential nicht ausschöpfend
Eingestellt von Jen am 2/10/2016 12:52:00 nachm. Diesen Post per E-Mail versendenBlogThis!In Twitter freigebenIn Facebook freigeben Labels: Abgeschlossen & eingereiht, Buchreihen, Kerstin Gier, Reihe, Silber