Rezension | "Wie Monde so silbern" - Marissa Meyer

Rezension

"Was? Was ist denn?" Peony zerrte an ihrem T-Shirt und versuchte den Fleck zu sehen, aber dann bemerkte sie noch einen auf ihrem Handrücken. Ihr wich das Blut aus dem Gesicht. Sie sah Cinder an. "Ein... Ausschlag?", fragte sie. [...] Im Mondlicht war der Fleck deutlich zu sehen. Er war rot und hatte einen violetten Rand wie ein Bluterguss. Cinders Hand zitterte. Sie wich zurück und sah Peony an. Peony begann zu schreien.

Rezension

Die Schraube in Cinders Fußgelenk war verrostet, der Schlitz zur Mulde zermalmt.

Cinder ist Mechanikerin im asiatischen Staatenbund und lebt bei ihrer Stiefmutter Adri und deren zwei Töchtern Pearl und Peony. Adri verachtet ihr Mündel Cinder, denn sie ist als Cyborg ein verachtungswürdiger Teil der Gesellschaft. Cyborgs sind halb Mensch, halb Maschine. Cinder ist Alleinverdienerin und muss alle ihr zugeteilten Aufgaben, ohne Widerstand ertragen. Ihr größter Traum ist es, vor ihrer bösen Stiefmutter zu fliehen und ein neues, selbstbestimmtes Leben zu führen. Als eines Tages Prinz Kai an ihrem Mechanikerstand auftaucht, weiß sie noch nicht, dass sich damit ihr Leben für immer verändern wird...

Rezension

Als Kind habe ich mein Märchenbuch geliebt. Ich bin nie ohne es aus dem Haus gegangen und habe Stunden damit verbracht, auf der Terrasse meines Opas zu sitzen und die Geschichten zu entdecken. Deshalb ist es verwunderlich, dass ich so lange gebraucht habe um: "Wie Monde so silbern" zu verschlingen. Denn das habe ich: Ich habe die Geschichte um Cinder und Prinz Kai förmlich aufgesogen, mit Haut und Haaren.

Der erste Band der Luna-Chroniken beruht auf dem Märchen "Aschenputtel" (bzw. Cinderella). Wer nun denkt, das Buch schon zu kennen, der täuscht sich. Auch ich bin mit der Haltung an die Seiten gegangen, dass ich das, was mich erwarten, schon kennen würde. Cinderella hat noch nie zu meinen Lieblingsgeschichten gehört. Obwohl es hier keinen Bösewicht im herkömmlichen Sinn gibt, haben mich die Sticheleien und Boshaftigkeiten von Aschenputtels Stiefmutter und ihren zwei Stiefschwestern immer zutiefst verstört. Des Weiteren verkörpert Aschenputtel im Märchen ein sehr altes Frauenbild, das ich weder vertreten, noch beim Lesen ertragen kann - glücklicherweise bricht Frau Meyer in ihrem Werk mit all diesen Kritikpunkten und erschafft einen vollkommen neuen und modernen Handlungsrahmen. So finden wir uns in diesem Werk weit in der Zukunft wieder, nach dem Vierten Weltkrieg. Die Welt hat sich zwar grundlegend futuristisch verändert, ist jedoch im Grundlegenden noch in gewissen Aspekten mit unserer Gegenwart verankert.

Rezension

Es braucht einige Seiten, bis sich Meyers neue Buchwelt vollkommen erschließt. Die Autorin verzichtet ganz bewusst auf eindeutige Erläuterungspassagen, sondern taucht unmittelbar in die Geschichte ein. Damit wirft sie den Leser ins kalte Wasser und überlässt es ihm selbst, das Wesen und die Atmosphäre ihrer Welt zu erforschen und zu erschließen. Man bekommt nicht alles auf dem Silbertablett serviert, sondern muss selbst ein Fantasiebild der Geschichte aufbauen und ausschmücken. Dabei schreibt sich Meyer nachhaltig in den Kopf der Leser und überzeugt durch Leichtigkeit, Fantasie und einen gewissen Anspruch. Selbstsicher reiht sie Wort an Wort, erzählt von einer Welt, als ob sie immer schon da gewesen wäre und hackt sich nur bei wenigen Aspekten in das ursprüngliche Märchen ein. Was am Ende entsteht, hat dann plötzlich gar nichts mehr mit unserer vertrauten Cinderella gemein. Aber genau dadurch setzt sich Cinders Geschichte durch, bis sie letztlich sogar das alte Märchen überlagert, indem sie sich mit voller Schärfe, selbstsicher behauptet. Der erste Band der Luna-Chroniken beißt sich im Gedächtnis seiner Leser fest und ergänzt den eigenen Mechanismus um das entscheidende Zahnrad. Dieses Zahnrad setzt unseren Mechanismus in Gang und treibt uns unwiderruflich in Meyers neue Welt.

Diese Welt kreiert Meyer rund um Asien und den dortigen asiatischen Staatenbund, einer von sechs, nach dem Krieg bestehenden Großmächten der Welt. Das Bild der Stadt, welches die Autorin sehr eindringlich zeichnet, ist düster, aber zugleich atmosphärisch. Obwohl die Blaue Pest durch die Straßen zieht und Menschen infiziert und Androiden (Roboter) im Alltag ein fester Platz zukommt, vermag sich dieses düstere Zeitalter bei seinen Lesern zu behaupten. Ich bin nicht oft in Abenteuern unterwegs, die sich in Asien abspielen, was eigentlich sehr schade ist, denn ich finde diesen Teil der Welt faszinierend und inspirierend. Und obwohl ich noch nie selbst dort war, schafft es Frau Meyer mit Leichtigkeit, meinen Körper in der Buchwelt zu materialisieren.

Rezension

Was in meinen Augen die Geschichte jedoch am Meisten auszeichnet, sind die Figuren in ihr. Besonders Cinder schafft es schnell, die Sympathie der Leser zu gewinnen. Als Mechanikerin, die keine Probleme damit hat auch mal dreckig zu werden, überzeugt sie durch das richtige Händchen und Intelligenz. Zudem ist sie sehr mutig und rebellisch, schafft es aber trotzdem ihre Herzlichkeit in dieser, zugegeben sehr düsteren Stadt, zu bewahren. Das, was sie tut, tut sie aus Überzeugen und mit ganzer Kraft. Aber auch Cinders stetige und treue androiden Begleiterin Iko, färbt die Atmosphäre der Geschichte noch einmal neu ein. Iko ist in gewissen Sinne Cinders gute Fee, bringt viele Dinge auf den Punkt und sagt unverblühmt heraus, was Cinder sich lediglich zu denken traut. Iko ist Berater, Schwester und beste Freundin zugleich, weshalb man sie einfach lieben muss! Abwechslungsreich ist zudem die Tatsache, dass wir hier zwar erneut eine böse Stiefmutter wiederfinden, aber lediglich nur eine böse Stiefschwester. Cinders kleine Schwester Peony, bildet somit ein weiteres Herzstück der Geschichte. Ihr Charakter ist sehr naiv und leichtgläubig, aber sie liebt Cinder durch und durch, was sie schnell zum weiteren Liebling der Geschichte macht. Letztlich gibt es so viel in
"Wie Monde so silbern" zu entdecken, dass ich gar nicht alle Aspekte in dieser Rezension aufgreifen kann. Es ist ein Buch, welches vor Ideen und Eindrücken fast aus allen Nähten platzt und viele gute Eigenschaften bündelt, die es schließlich zum absoluten Leckerbissen macht. Mich hat einzig gestört, dass von den ersten Seiten an das Ziel der Geschichte relativ deutlich war und erst auf den letzten Seiten klar ausformuliert wurde. Hier möchte ich auch noch kurz auf die Vorgeschichte "Das mechanische Mädchen" zurückkommen. Hier erfahren wir, wie Cinder zu ihrer Stiefmutter gekommen ist. Die Kurzgeschichte ist lediglich als e-Book zu erhalten. Ich würde euch raten, diese erst nach "Wie Monde so silbern" zu lesen, denn durch diesen kleinen Schmöker, wird das große Finale des Folgebandes noch eindeutiger und somit vorhersehbarer.

Rezension

Niemals hätte ich gedacht, dass ich, als Science-Fiction-Muffel, einmal in solch einem Werk versinken würde. Marissa Meyer ist jedoch eine überzeugende Buch-Mechanikerin, die in "Wie Monde so silbern" alle Elemente zusammenschweißt, die zusammen gehören und damit eine einzigartige und mitreißende Geschichte in Gang setzt. Dabei bedient sie sich Werkzeugen wie einem atmosphärischen, starken und gleichzeitig leichten Schreibstil, ausgereiften Buchfiguren und einer klar ausgearbeiteten futuristischen und interessanten neuen Welt. So verzeiht man es dem Schmöker gerne, dass er seine Intention schon auf den ersten Seiten enttarnt und sehnt den weiteren Bänden der Luna-Chroniken entgegen.

futuristisch, vorhersehbar, kräftig, atmosphärisch, süchtig machend

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