Autorin: Ali Harris
Verlag: Blanvalet
Seitenzahl: 576 Seiten
Genre: Roman
Heute schreibe ich für euch anstelle einer Rezension erstmals einen Beitrag über ein nicht zu Ende gelesenes Buch. Das kommt bei mir eigentlich nie vor, denn auch wenn mir eine Lektüre nicht so gut gefällt, lese ich sie trotzdem zu Ende, um mir eine begründete Meinung bilden zu können.
Bei dem Roman, den ich euch heute vorstellen möchte, habe ich lange mit mir gerungen, es aber einfach nicht über mich gebracht, mich noch weiter darüber aufzuregen, denn ich kam mit Der erste letzte Kuss von Ali Harris leider überhaupt nicht klar. Deshalb erst einmal eine ganz herzliche Entschuldigung an den Blanvalet-Verlag, der lange auf meine Rezi warten musste!
Inhalt in einem Satz
In diesem Buch begleiten wir über Jahre hinweg die Protagonisten Molly und Ryan durch die unterschiedlichsten Phasen ihrer Beziehung.
Darum habe ich das Buch abgebrochen
Schon meine kümmerliche Inhaltsangabe lässt vermuten, dass es hier eigentlich keine zentrale Geschichte gibt. Wir begegnen dem Pärchen ausschnittweise von ihrem ersten bis zum letzten gemeinsamen Tag. Erzählt wird aus Mollys Sicht, die auf die gemeinsamen Jahre zurückblickt und dabei einzelne Erinnerungsfetzen preisgibt.
Hier sind wir auch schon bei einem der Hauptprobleme. Die Zeitsprünge sind völlig konfus und knüpfen kaum aneinander an. Mal springen wir drei Jahre zurück, dann drei Tage, danach wieder in die Gegenwart, vier Jahre zurück, von dort aus noch eine Woche weiter vor, und dann noch mal mitten dazwischen, und das Schlimme: was in all diesen Kapiteln passiert, ist oftmals irrelevant für die Story und sagt nicht viel aus.
Noch schlimmer fand ich aber die Kapitel, in denen wirklich Handlung stattfindet. Denn diese besteht - wenn wir nicht gerade in Kitsch und überzogenen Klischees versinken - oftmals darin, dass die permanent unzufriedene Molly sich einfach unglaublich selbstsüchtig und sprunghaft verhält. Eine Szene möchte ich euch kurz als Beispiel erzählen. Wenn ihr nicht gespoilert werden wollt (wobei hier Spoilern sowieso kaum möglich ist), überspringt die nächsten beiden Absätze am besten.
Molly und Ryan leben seit einer Weile zusammen und es hat sich eingespielt, dass der stets liebevolle und nachsichtige Ryan ihr ein tolles Abendessen kocht. Eines Tages kommt sie nicht nach Hause und er ruft an, um nachzufragen, was los ist. Sie hat vergessen, ihm von der Weihnachtsfeier ihrer Redaktion zu erzählen. So weit, so gut.
Allerdings reagiert Molly auf Ryans Anruf völlig unreif. Sie regt sich maßlos darüber auf, dass Ryan sie ja niemals Spaß haben lässt, woraufhin sich ihr Mann vor Schreck schmerzhaft am Kochtopf verbrennt und Molly sich darüber erst einmal kaputtlacht. Dann legt die Gute einfach auf und geht wild mit ihrem Arbeitskollegen herummachen, was sie mit konfusen feministischen Gründen rechtfertigt. Ohne auch nur einen Gedanken an den (emotional und nun auch körperlich) verletzten Ryan zu verschwenden.
Und dies ist nur einer von vielen Momenten, in denen mich Molly in den Wahnsinn getrieben hat. Im Nachhinein allerdings beschreibt sie, wie sehr sie es bereut, ihre ach so glückliche Beziehung nicht mehr wertgeschätzt zu haben und dass sie ihn ja unendlich geliebt hat - allerdings konnte ich der Autorin davon kein Wort mehr abkaufen, nachdem Molly in der gemeinsamen Zeit niemals mit irgendetwas zufrieden war.
Ich weiß einfach nicht, was Ali Harris ihren Lesern mit diesem Buch sagen will, denn bei mir blieben nur negative Botschaften hängen - wie, dass die große Liebe im Laufe der Zeit sowieso vorübergeht. Nach den ersten vielversprechenden Kapiteln hinterließ nach einer Weile jedes weitere Wort nur noch ein schlechtes Gefühl bei mir. Bei einem weiteren Seitensprung der lieben Molly konnte ich es auf Seite 275 dann einfach nicht mehr ertragen und habe das Ganze abgebrochen.
Die zweite Hälfte habe ich dann noch grob überflogen, um herauszufinden, ob ich dem Buch unrecht tue und sich alles noch aufklärt. Als Ryan dann aber einen Schicksalsschlag erleidet und Molly wieder nur in Selbstmitleid versinkt, anstatt auch nur eine Sekunde in Betracht zu ziehen, wie es Ryan damit geht (in etwa so: Oh Mist, mein Mann ist totkrank - jetzt darf ich bestimmt nie gereizt sein und muss mich sogar um ihn kümmern, während es alle anderen Frauen ja viel besser haben als ich), hat es mir entgültig gereicht.
Sicher gab es in Der erste letzte Kuss auch gelungene Apekte. Ich würdige die Arbeit, die die Autorin in einen so ausführlichen Roman gesteckt haben muss, und finde auch die Idee, die Aufs und Abs eines Beziehungsalltags auf längere Frist zu begleiten, gar nicht schlecht. Doch all das wurde für mich von den nervenaufreibenden Aspekten überstrahlt. Deshalb von mir leider keine Empfehlung…
Bewertung: keine
Herzlichen Dank an das Bloggerportal und an den Diana-Verlag für das Rezensionsexemplar!