Abenteuer Venezuela: Ein Land, so abwechslungsreich wie ein Kontinent

Abenteuer Venezuela: Ein Land, so abwechslungsreich wie ein Kontinent

Mein Name ist Jasmin und ich liebe es zu reisen. Alljährlich benötige ich eine Mindestdosis Abenteuerreise. Je außergewöhnlicher die Destination desto glücklicher bin ich. Geht es Dir auch so? Hast du kein Bock mehr auf 08/15, Hotelburgen, Touris in weißen Socken mit Sandalen und Kameras um den Hals? Dann nehme ich Dich heute mit auf eine ganz besondere Reise...

Abenteuer Venezuela: Ein Land, so abwechslungsreich wie ein Kontinent

Was macht Venezuela so faszinierend

Meine erste Reise nach Venezuela fand im November 2008 statt. Vier Wochen hatte ich Zeit die unterschiedlichsten Landschaften kennenzulernen. Ein Land so abwechslungsreich wie ein ganzer Kontinent, ohne dass man viel Zeit für große Entfernungen auf sich nehmen muss. Hier einige ausgewählte Highlights:

    Berglandschaften der Andenregion Venezuela (höchster Gipfel mit 4.981m ist der Pico Bolivar)
    Feuchtgebiete der Los Llanos mit Anakondas, Wasserschweinen, Piranhas, uvm.
    Weiße, palmenumsäumte Karibikstrände mit türkisfarbenem Wasser und Korallengärten auf Los Roques oder an der Playa Medina
    Unerklärliche Naturphänomene wie das Catatumbo-Gewitter
    Unberührter Urwald am Orinocodelta mit gastfreundlichen Naturvölkern
    Abgelegene Tafelbergregion der Grand Sabana, mit dem höchsten Wasserfall unserer Erde, dem Salto Ángel
    Romantische und farbenfrohe Kolonial-Küstenstädtchen wie Choroní

Wie du siehst, Venezuela hat eine riesige Schatzkiste an schönster ungezähmter Wildnis, die jedes Outdoor-Herz höherschlagen lässt.

Besonders die schwer zugänglichen Tafelberge der Grand Sabana haben es mir angetan und ich wusste bereits beim Anflug meines ersten Besuches, dass ich zu diesem bezaubernden Ort zurückkehren werde.

Abenteuer Venezuela: Ein Land, so abwechslungsreich wie ein Kontinent

"Habe einen Wasserfall entdeckt"

Das schrieb 1933 der Buschpilot Jimmie Angel in sein Flugbuch, nachdem er auf der Jagd nach Gold zufällig auf ein weltweit einzigartiges Naturwunder stieß. Bis zu dieser Zeit wussten nur die indigenen Pemón von der Existenz des höchsten Wasserfalls der Welt. Der Salto Ángel stürzt beeindruckende 979m in einem ununterbrochenen Fall vom Tafelberg Auyán-Tepui in die Tiefe. Ein Anblick der fesselt und auch Jimmie Angel immer wieder zurückkehren ließ.

Seine Entdeckung war der Startschuss für die ersten Expeditionen in die bis dahin komplett unerforschte Gran-Sabana-Hochebene im Südosten Venezuelas. Bis heute ist ein Großteil des Terrains noch völlig unerforscht. Der herzförmige Tepui, in der Sprache der Pémon „Berg des Gottes des Bösen", hat durch seine Isolation eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt entwickelt und bewahrt.

1937 war es endlich so weit. Ein vierköpfiges Expeditionsteam brach auf um das Plateau des bis zu 2.535m hohen Auyán-Tepui erstmalig zu erkunden und nach Gold abzusuchen. Doch das Aufsetzen der Buschmaschine misslang und wurde zu einer Bruchlandung. Das Flugzeug war nun völlig untauglich und schnell hatten die Pioniere auch die Gewissheit: Gold gibt es hier keines.

Es gibt nur eine Abstiegsroute und diese zu finden war keine leichte Aufgabe. Die zerklüftete, endlos scheinende Landschaft aus Sandstein mit Felsen, mystisch wirkenden Gesteinsformationen und tiefen Schluchten, gleicht einem Labyrinth. Doch die Verschollenen hatten Glück: Nach elf Tagen orientierungsloser Wanderung, waghalsigen Kletterpartien an fast senkrechten rutschigen Felswänden und das Bezwingen des dichten Dschungelgestrüppes, erreichten Sie abgekämpft das Basis Camp.

Das große Abenteuer Auyan Tepui heute

Jetzt habe ich es wieder gewagt und bin nach Venezuela zurückgekehrt. Dieses Mal mit dem Ziel die „Vergessene Welt" der Grand Sabana intensiv zu erkunden. Mein erster Eindruck war, dass sich wirklich nichts verändert hat. Gerne möchte ich dich mit meinem folgenden Bericht mit auf die Erlebnisreise in die unwirkliche Welt des Auyan Tepui mitnehmen.

Schon die Anreise ist abenteuerlich. Ein Inlandsflug und ein weiterer Flug in die Tafelbergregion mit einer gecharterten Cessna sind unumgänglich, wenn man die Grand Sabana erreichen möchte. Im Einbaum (einheimisches Boot) war unsere 10-köpfige Expeditions-Gruppe dann noch mehrere Tage auf dem Fluss unterwegs, um den Ausgangsort für unsere Tafelbergbesteigung zu erreichen.

Während der Anreise kannst du dich schon einmal an das Leben fernab der Zivilisation gewöhnen. Palmenblätter als Dach für einen trockenen Schlaf in der Hängematte erweisen sich hier als Luxus. Das Miteinander in abgeschiedener Wildnis stärkt den Zusammenhalt der Gruppe immens. Diese positive Gruppendynamik gibt den nötigen Halt für den harten Auf- und Abstieg.

Im Land der Tafelberge

Erlebnisse, wie das Durchschwimmen des Cueva de Kavac Canyons zu einem versteckten beeindruckenden Wasserfall, sorgen bereits in den ersten Tagen für einen hohen Abenteuerfaktor.

Mit extra Zeit für die Erkundung des Tafelberg-Plateaus sind ab/bis Kavac sieben Tage notwendig. Der erste Tag des großen Trekking Abenteuers führt dich noch ganz entspannt durch die Savanne. Kleine Herausforderungen sind lediglich die zahlreichen Flussdurchquerungen. Das glitschige Flussbett solltest du konzentriert und vorsichtig angehen. Wer sich nicht daran hält, eckt wie ich unsanft an Steinen an und verliert ein paar Zehennägel. Laut meinem Pémon Kumpel bin ich in dieser Sache Rekordhalterin.

Am zweiten Tag geht es dann schon mehr zur Sache. Immer schön bergauf, bahnen wir uns unseren Weg durch den dichten Regenwald. Dabei kommen Hände und Füße zum Einsatz, denn einige Passagen sind bereits jetzt schon sehr steil und matschig. Unsere Zelte schlagen wir unter dem großen Felsblock „El Peñon" auf. Hier gibt es zusätzlichen Schutz vor dem Wind, der hier oben auf ca. 1.000m schon recht frisch sein kann. Der Panoramablick auf die umliegenden Tafelberge, die zerstreut in der Savanne liegen, ist bereits von hier aus atemberaubend.

Abenteuer Venezuela: Ein Land, so abwechslungsreich wie ein Kontinent

Hoch oben auf dem Auyan Tepuis

Der dritte Tag ist am härtesten. Über blanke Felsen klettern wir unserem Ziel immer weiter entgegen. Kurze Regenschauer machen unsere Route zur Rutschpartie. Höchste Konzentration und Teamwork ist hier gefordert. Wenn du dir zwischendurch die Zeit zum Stehenbleiben nimmst und dich umsiehst, dann wirst du mit Ausblicken belohnt, die dich nie wieder loslassen werden - dafür gebe ich mein Ehrenwort.

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Erst einmal oben an der Plattform des Auyan Tepuis angekommen, ist der schweißtreibende Aufstieg und die unzähligen blauen Flecken in wenigen Sekunden wieder vergessen. Wir tragen unsere „Kampfblessuren" mit vollem Stolz. Die mysteriöse Sandsteinlandschaft mit ihren bizarren Gesteinsformationen verzaubert jeden von uns auf Anhieb.

Die Tatsache, dass 80% der hier vorzufindenden Flora und Fauna nur hier existieren, lässt in einem den Pioniergeist aufleben. Mit voller Begeisterung möchten wir natürlich sofort mit der Erkundung beginnen. Fakt ist: Aus dem Staunen kommt man hier oben nicht mehr heraus.

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Wieder unten angekommen, geht die Flussfahrt weiter bis zum Fuße des Angel Falls. Das Hängemattencamp hat eine ideale Lage, sodass du dieses Naturspektakel direkt aus deiner Hängematte beobachten kannst. Auch ein Bad am Salto Ángel Pool ist möglich. Kostet dich nur eine kurze Überwindung, denn das Wasser ist frisch.

Ich bin selten sprachlos, doch dieser Flecken Erde ist unfassbar und muss live erlebt werden. Selbst dann ist es schwer zu begreifen, dass es solche phänomenalen Orte auf unserer Erde wirklich gibt. Ich bin überzeugt, wenn du einen Ort wie diesen persönlich kennengelernt hast, ist nichts mehr wie zuvor.

Vielleicht kennst du den Animationsfilm „Up" (Oben), der sich an dieser Gegend stark orientiert. Die Macher haben viel Zeit auf den Tafelbergen investiert, um sich von dieser besonderen Szenerie inspirieren zu lassen. Das Ergebnis spricht für sich.

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Auf was Du dich einlässt: Machete + Graben = Toilette

Auf dem Auyan Tepui Trekking gibt es keine Sanitäranlagen. Duschen, Baden oder Wäsche waschen ist jeden Tag möglich in der freien Natur. Die Camps werden immer in der Nähe von Flüssen oder Wasserfällen aufgeschlagen. Es ist wichtig, dass deine Waschutensilien biologisch abbaubar sind, denn hier ist die Natur noch absolut intakt.

Das Wasser der Flüsse muss nicht einmal abgekocht werden, um es bedenkenlos zu trinken. Die Toilette gräbt man sich selbst mit einer Machete, die dir auch den Zugang ins Gebüsch erleichtert. Müll liegt nirgendwo herum, denn es verirren sich nur sehr wenige Traveller an diesen besonderen Ort. Die Pemón, die diese Touren begleiteten, haben ein großes Verständnis für Nachhaltigkeit. Der Schutz dieses Gebietes liegt also allen Besuchern am Herzen und wird zu keinem Zeitpunkt ignoriert.

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Sicherheit & Planung

Auch wenn die aktuelle wirtschaftliche Situation sehr abschreckend klingt, ist Venezuela eine Perle unter den Naturschönheiten unserer Erde. Abseits der großen Städte, kannst du dich auf einer organisierten Reise sicher fühlen. Ein Besuch wird dein Leben garantiert bereichern und den Einheimischen helfen, wieder auf normalem Wege das tägliche Brot zu verdienen.

Die beste Reisezeit für ein außergewöhnliches Trekking-Abenteuer

Die richtige Jahreszeit spielt bei der Auyan Tepui Trekkingtour eine wichtige Rolle. Ich empfehle Dir den Reisemonat November. Hier endet die Regenzeit. Das bedeutet für dich, einen fantastischen Anblick auf den Angel Fall, denn nur mit der entsprechenden Wasserladung wirkt das unglaubliche Naturspektakel erst so richtig - von oben aus der Cessna und von unten am Hängemattencamp.

In der Trockenzeit von Januar bis Mai ist die Einbaumfahrt mit Übernachtung am Salto Ángel aufgrund des niedrigen Wasserstandes des Rio Churún nicht möglich. In diesem Zeitraum kannst du nur den Anblick aus der Luft genießen.

Alternativ zum November ist auch der Monat August eine Option. Die Tafelberg Besteigung ist dann auch ohne weiteres gut durchführbar. Rechne lediglich mit mehr Regenfällen während des Trekkings.

Geheimtipp: Naturspektakel am Maracaibo-See

Wenn du ein paar Tage mehr Zeit hast, dann ist der folgende Geheimtipp vielleicht genau das Richtige für dich.

Der Maracaibo-See im Bundesstaat Zulia weist aufgrund seiner besonderen Lage ein ganz besonderes und einzigartiges Naturphänomen auf: das sogenannte Catatumbo-Gewitter. Eingebettet zwischen den Anden und dem Karibischen Meer, kannst du in den Reisemonaten April bis November bis zu 200 Blitze pro Stunde beobachten.

Das farbenprächtige Wetterleuchten wird aufgrund der weiten Entfernung als nahezu lautlos wahrgenommen. Ein Forscher, der sich hier niedergelassen hat um das Wetterphänomen näher zu erforschen, ermöglicht Abenteurern dieses Schauspiel in bester Lage zu beobachten. Auf seiner Stelzenunterkunft mitten auf dem See, kann man das Spektakel hautnah erleben.

Kleiner Tipp: Das Handy während dem Gewitter aufzuladen kann unangenehme Folgen für dein Smartphone haben. Also NICHT zu empfehlen. Personally approved.

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Dies ist ein Gastbeitrag von Jasmin von den Traveljunkies

Web: Traveljunkies

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